Redefreiheit v. Altersdiskriminierung: IMDB darf Alter nennen

Kalifornien wollte IMDB.com dazu verpflichten, Altersangaben bestimmter Personen zu unterdrücken. Das sollte gegen Altersdiskriminierung helfen, ist aber laut einem Urteil verfassungswidrig.

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Filmkamera

Hollywood - ist es Altersdiskriminierung oder Geschlechterdiskriminierung?

(Bild: gemeinfrei)

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Ein 2016 erlassenes Gesetz Kaliforniens verpflichtete IMDB dazu, Altersangaben über Personen zu unterdrücken, wenn die Person in der Unterhaltungsbranche arbeitet, ein zahlender Kunde ist und die Unterdrückung der Information begehrt. Damit sollte potenziellen Arbeitgebern erschwert werden, Personen schon aufgrund ihres Alters nicht einzustellen. Doch dieses Gesetz verstößt laut einem US-Bundesbezirksgericht gegen die in der US-Verfassung verbriefte Redefreiheit und wurde daher aufgehoben.

Ausnahmen von der Redefreiheit seien nur unter strengen Voraussetzungen und als letzter Ausweg zulässig. Der Staat Kalifornien habe selbst festgestellt, dass bestehende Vorschriften gegen Altersdiskriminierung verdeutlicht werden sollten, sie aber nicht überarbeitet. Außerdem betreffe das nun aufgehobene Gesetz nur Teile der Altersdaten auf einer einzelnen Webseite (IMDB), während andere Seiten mit den selben Daten nicht betroffen waren.

Kate Mulgrew erhielt im Alter von 39 Jahren die Rolle als Star-Trek-Captain Kathryn Janeway, nachdem eine um 13 Jahre ältere Schauspielerin nach zwei Drehtagen das Handtuch geworfen hatte.

(Bild: X-Prize CC BY 2.0 (Ausschnitt))

Zusätzlich liest der Richter dem Staat Kalifornien und der Schauspielergewerkschaft, die das Gesetz verteidigt haben, die Leviten: Die beiden hätten sich zur Begründung des Gesetzes wiederholt auf einen Bericht des britischen Guardian über eine als zu alt befundene Schauspielerin berufen. Tatsächlich, so der Richter, werde dort aber nicht Altersdiskriminierung sondern Geschlechterdiskriminierung thematisiert.

Die Unterhaltungsindustrie habe "kein Problem mit alten Leuten an sich. Vielmehr ist es eine Manifestation des Beharrens der Branche, Frauen als Objekte zu behandeln, ihr Aussehen überzubewerten und alles andere abzuwerten." Der Staat Kalifornien und die Gewerkschaft hätten nicht erklären können, "wie ein Gesetz, das eine [1] Firma daran hindert, altersbezogene Angaben auf eine [1] Webseite zu stellen, die Branche davon abbringt, Frauen weiterhin wie Sachen zu behandeln und herabzuwürdigen. Wenn der Staat die Redefreiheit einschränken möchte, sollte er sich zumindest ein besseres Verständnis des Problems [...] erarbeiten."

Das aufgehobene Gesetz zählte auch die Videospielebranche zur Unterhaltungsindustrie. Ob die Altersangaben korrekt oder sowieso schon allgemein bekannt sind, war unerheblich. Sobald ein zahlender Kunde ("IMDBpro") die Löschung der ihn betreffenden Altersinformation auf genau bezeichneten Webseiten begehrte, sollten die Daten binnen fünf Tagen gelöscht werden.

Nicht-zahlende Werktätige hatten hingegen keine Handhabe gegen die Nennung ihres Alters auf IMDB. Hinter dieser eigenartigen Regelung stand unter anderem der Versuch, dem nun gefällten Urteil zu entgehen. Kalifornien argumentierte, mit dem Gesetz nicht die Redefreiheit sondern ein Element entgeltlicher Verträge zu regeln. Diesem Argument konnte der Richter aber nichts abgewinnen.

Das Verfahren heißt IMDB.com v. Xavier Becerra und ist am US-Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien unter dem Az. 16-cv-06535 anhängig. Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA will gegen das Urteil berufen.

(ds)