Charakterdarsteller

Test: Citroёn C3 Aircross BlueHDI 100

Mit dem C3 Aircross will Citroёn ein Stück vom boomenden Mini-SUV-Segment mit hochgebockten Frontantriebskleinwagen abhaben. Der expressive Franzose soll besonders komfortabel und praktisch sein. Kann er das im Alltag bestätigen?

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Citroen C3 Aircross 26 Bilder

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

„Citroёn – le CARactère“ lautet der Slogan der französischen Nonkonformistenmarke mit dem Doppelwinkel. Und mangelnden Charakter kann man dem C3 Aircross wirklich nicht vorwerfen. Die ersten Reaktionen auf das sandbeige Mini-SUV mit dem orangeroten Dach spannten sich in Redaktion und Freundeskreis von „Bienenstich“, „Osterei“ oder schlicht „potthässlich“ auf der einen Seite zu „dynamisch“, „flott“ und „stimmig anders“ am anderen Ende des Meinungsspektrums. Ob man bei einem Frontantriebfahrzeug mit allenfalls rudimentären Schlechtwegeeigenschaften solch martialische Unterschutzoptik braucht, weiß ich auch nicht. Na ja, Geschmackssache eben.

Dank seiner hohen Sitzposition ist der Ein- und Ausstieg auch für ältere Leute sehr bequem. Den angenehm straff gepolsterten Sitzen sieht man übrigens schon an, dass starker Seitenhalt nicht zu ihren Kerndisziplinen gehört. Hat man auf ihnen jene bequem oben thronende „König der Landstraße“-Position eingenommen, schweift der Blick über eine eigenwillige Cockpitlandschaft.

Freiform

Die Instrumente sind gut ablesbar und auch formal gelungen. Es ist den beiden Nahezu-rund--Instrumenten aber auch das heiße Bemühen anzusehen, die unbeschreibliche Formensprache des Fahrzeugs aufzunehmen. Alles ist nämlich weder eckig noch rund, vielmehr eine Freiform dazwischen. Diese Freiformen finden sich überall am C3 Aircross. In den Scheinwerfern, am Kühlergrill, in den Lüftungsdüsen, im Kombiinstrument, in der Türverkleidung, ja sogar in dem eigenartig muschelförmigen Griff, mit dem man die Handbremse bedient. Einen roten Faden hat das ja und weitestgehend lässt sich auch alles unfallfrei bedienen und ablesen.

Gefährliche Sitzheizung

Es sei denn, man kommt auf die Idee, die Sitzheizung während der Fahrt ein-, ausschalten oder verstellen zu wollen. Als ich das versucht habe, endete ich beinahe in einem kapitalen Unfall. Denn die Rändelschalter dafür sind so an der äußeren Seite des Sitzrahmens angebracht, dass sie sich nur bequem und sicher bedienen lassen, wenn man bei geöffneter Tür neben dem Fahrzeug steht. Hinterher muss man dann entnervt feststellen, dass man sein Leben für eine Sitzheizung riskiert hat, die die Oberseite der Lehne weitgehend ignoriert.

Dieser ergonomische GAU ist aber glücklicherweise eine unrühmliche Ausnahme. Mein Kollege Martin schimpfte heftig, weil man zur Verstellung der Klimaautomatik erst in das Klimamenü des Touchscreens wechseln muss. Das geht also nicht, ohne mindestens zweimal zu tippen und auf den Bildschirm zu schauen. Immerhin ist das Display viel besser ablesbar und reagiert zuverlässiger, als wir es im Citroёn C1 erlebt haben. Auf der anderen Seite erhält man so ein sehr aufgeräumtes Cockpit, wenn das teure Navigations-Technik-Paket verbaut ist. Ich finde, damit kann man leben.

Kultiviert brummend

Per Startknopf, Teil eines fast 2000 Euro teuren Pakets inkl. großem Navi, startet der 99 PS starke 1,6-Liter-Turbodiesel in einen kultiviert brummenden, vibrationsarmen Leerlauf. Dieser Motor ist auch noch in einer 120-PS-Variante erhältlich. Mir gefällt der ruhige Motorlauf. Er lässt zwar nie einen Zweifel daran, dass man es mit einem Vierzylinder-Diesel zu tun hat. Aber im C-Segment gehört er zu den Selbstzündern mit den besten Umgangsformen.