Darknet-Drogenhandel bedient "letzte Meile"

Weil die Darknet-Märkte völlig jenseits staatlicher Regulierung operieren, gelten sie als ökonomisches Labor. Neueste Forschungsergebnisse wecken jedoch Zweifel an dieser These.

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Darknet-Drogenhandel bedient "letzte Meile"
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„Cryptomarkets nutzen viele der Werbetechniken, die man vom legalen Handel kennt“, sagt Emily Wilson, Chefanalystin beim IT-Sicherheitsspezialisten Terbium Labs. „Werbung, Rückerstattungen und Holiday Specials funktionieren in der realen Welt – und sie funktionieren auch im Dark Web.“ In puncto Nutzerfreundlichkeit und Kundenservice stehen die Cryptomarkets ihren legalen Pendants kaum nach. Auch die Qualität der angebotenen Waren ist hoch, wie beispielsweise eine 2016 im „International Journal on Drug Policy“ veröffentlichte Stichprobenstudie zeigte.

Manchen Forschern gelten die Darknet-Märkte daher als als eine Art ökonomisches Labor, das zeigt, wie Märkte sich völlig jenseits staatlicher Regulierung organisieren. Neueste Forschungsergebnisse wecken Zweifel an dieser These, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

TR 04/2018

(Bild: 

Technology Review 04/2018

)

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 04/2018 der Technology Review. Das Heft ist ab 22.03.2018 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Denn der illegale Drogenhandel im Internet funktioniert nur unter sehr speziellen Bedingungen. Ein Indiz liefert beispielsweise die geografische Verteilung des Darknet-Drogenhandels. Wie Martin Dittus und seine Kollegen vom Oxford Internet Institute herausgefunden haben, befinden sich die größten Märkte in den USA, Großbritannien, Australien, Deutschland und den Niederlanden. „Der Darknet-Handel konzentriert sich bei einer kleinen Zahl sehr aktiver Länder auf die ,letzte Meile‘“, schreiben die Wissenschaftler.

Meropi Tzanetakis von der Universität Oslo stützt den Befund. Die Kundschaft der Darknet-Plattformen sei zu 80 Prozent männlich, gut ausgebildet, technikaffin, Mitte bis Ende 20 und Gelegenheitskonsument, schreibt sie in einer aktuellen Untersuchung. Wenig Zugang hätten hingegen Menschen mit einem „problematischen oder abhängigen Konsumverhalten“, die nicht mehrere Tage auf die Drogenlieferung warten können – oder die nicht über die nötigen technischen und finanziellen Ressourcen sowie digitale Kompetenz verfügen.

„Das ist ein sehr kleines Ökosystem, sodass sich viele der Mechanismen nicht skalieren lassen“, sagt Emily Wilson, Chefanalystin beim IT-Sicherheitsspezialisten Terbium Labs. „Auf Anfragen zu reagieren ist viel einfacher, wenn man nur 15 oder 50 Kunden hat". Diesen personalisierten Service könnte man "bei Millionen von Kunden kaum aufrechterhalten.“

Mehr zu dem Thema lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).


(wst)