Mit einem Zylinder pro Mann durch den Schwarzwald

Klartext: Singles unter sich

Wie weit die Einzylinder-Motorentechnik gekommen ist, zeigen die Euro-4-Einzylinder von KTM/Husqvarna. Wir fahren mit einem Zylinder pro Person durch den Schwarzwald, in dem weniger Motorrad häufig mehr Spaß macht

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

“Mehr Motorrad fahren!“, so mein Vorsatz fürs Jahr 2018 nach einem 2017, in dem spannende Autothemen das Krad an den Rand drängten. Deshalb war ich froh, als sich ein alter Kollege mal wieder meldete, ob ich ihn auf einer Ausfahrt begleiten möchte. Ja, ich bin dabei, mit Vorsatz! Der Mann fährt zügig, hält selten an und kennt sehr viel mehr Kurvenstrecken als ich. Und so trafen wir uns an der Tanke mit je einem Zylinder pro Mann: er auf der Husqvarna 701 Supermoto, ich auf der KTM 690 Duke R.

Wer die Materie nicht kennt: Das ist derselbe Hersteller, der gleiche Motor. Nur die Servierform unterscheidet sich – Supermoto hier, Allrounder dort, unterschiedliche Garnitur in Form der Markenaufkleber und Farben. 75 PS leistet der Euro-4-Einzylinder dieser Tage, mit zwei Ausgleichswellen ruhiger als früher. Vorteil Einzylinder: geringe Massen. Rund 160 kg wiegen die Motorräder. Das billigste, empfehlenswerteste Gewichts-Tuning in diesem Bereich wäre: Mittagspausen durch ein Snickers beim Tanken ersetzen und 5 kg Bauchfett verbrennen. Die Tabakindustrie machte es in den Dreißigern vor: Tschick statt Schokolade. Ausfahrt statt Schokolade. Ausfahrt statt Tschick. Eine Sucht mit einer anderen bekämpfen und das irgendwann später aussortieren, in der Hoffnung, dass nicht alles noch schlimmer wurde. Aber ich schweife ab.

Schwarzfahrten

Das Motorrad als Fortbewegungsmittel kann durchaus etwas mit mehr Leistung anfangen. Ich bin auch schon 800 km am Tag Autobahn auf der Duke gefahren. Eher zäh. Häufig habe ich mir eine RC8 R gewünscht oder vielleicht die 2009er Ninja ZX-6R, die mir so gut taugte. Diese Geräte fahren deutlich über 200 km/h und ich könnte endlich meine nächste Rennstrecke benutzen: Hockenheim. Die Parabolika verliert auf der Duke jeden Witz, und mit ihr die Rundenzeiten auf dem großen Kurs (der kleine wird kaum noch angeboten, zu gefährlich für die Superbikes).

Auf der Landstraße schaut es jedoch vollkommen anders aus. Auf Kawas neuer Zehner bin ich kürzlich nach langer Zeit mal wieder ein 200-PS-Superbike auf der Landstraße gefahren. Das hat seinen Reiz. Aber schon der erste Gang reicht aus, um den Führerschein abzugeben. Deshalb fahren Erfahrene meist im Geschlängel was eben geht und auf den langweiligen Zwischenstücken das, was noch ohne Punkte in Flensburg geht. Und wenn du das tust, haben Einzylinderziegen fast keine Nachteile mehr, aber eine Menge Vorteile.

Auf dem rechten Weg

Der stolze 701-Besitzer, er wurde im Alter doch noch vernünftig, denke ich als Gewichtsfreak. Er kam von einer großen KTM 990 Adventure. Später erwärmte er sich für Ducatis 1100er Hypermotard, ein sehr spezielles kleines Motorrad. Und heute fährt er die noch leichtere 701 Supermoto auf der Landstraße, auch zu zweit mit Freundin. Durch die Brille meiner Vorlieben sehe ich den Mann auf dem rechten Weg.