Trendmeldung

Zulassungszahlen 2/2018

Es läuft derzeit gut für die Autohersteller. Gegenüber dem gewiss nicht schlechten, ersten Halbjahr 2017 konnten sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nochmals 2,9 Prozent mehr Neuwagen absetzen. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte rund um Abgasnormen erstaunlich

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
VW Golf 7 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Es läuft derzeit gut für die Autohersteller. Gegenüber dem gewiss nicht schlechten, ersten Halbjahr 2017 konnten sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nochmals 2,9 Prozent mehr Neuwagen absetzen. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte rund um Abgasnormen durchaus erstaunlich, zumal vor allem die privaten Zulassungen stiegen.

Sinkender Dieselanteil

Ein Trend, der sich schon seit längerer Zeit zeigt, setzt sich fort: Es werden immer weniger Neuwagen mit Dieselmotor gekauft. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verlor der Selbstzünder nochmals 20 Prozent. Mit 32,1 Prozent treibt er nun nur noch knapp ein Drittel aller Neuzulassungen an. Einzelne Hersteller tragen mit ihrer Taktik, neue Autos erst kurz vor der gesetzlichen Pflicht auf neue Abgasnormen umzustellen, kräftig dazu bei. Ausgerechnet der Marktführer Volkswagen, der den Abgas-Skandal mit seinem Betrug ausgelöst hat, zeigt sich in dieser Hinsicht besonders zögerlich.

Für Kunden, die sich nicht selbst informieren, ist das ebenso ärgerlich wie für die Händler vor Ort. Denn die müssen bis Ende August alle Fahrzeuge, die maximal die Abgasnorm Euro 6b erfüllen, zugelassen haben – egal wie. Ab der 1. September 2018 können diese Autos in der gesamten EU nicht mehr erstmals zugelassen werden. Je näher die Umstellung der Produktion auf die neue Norm und die gesetzliche Frist liegen, desto schwieriger wird es für die Händler. Bis in das vierte Quartal 2018 hinein dürfte es deshalb ein breites Angebot an Tageszulassungen geben.

Benziner gefragt

Viele Kunden weichen nun nicht etwa auf alternative Antriebe aus, sondern kaufen Benziner, die einen Gesamtanteil von 63,1 Prozent haben. Das entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 16,3 Prozent. Doch auch hier droht Ungemach: Vielfach erfüllen diese Neuwagen ebenfalls nur die Abgasnorm Euro 6b. Für Direkteinspritzer wird mit der Umstellung auf die Euro 6c aber die maximal erlaubte Partikelanzahl reduziert. Die meisten Benzin-Direkteinspritzer werden dies nur mit einem Partikelfilter schaffen, der vielen Autos fehlt, die in den ersten zwei Quartalen erstmals zugelassen wurden. Diese Neuwagenkäufer fahren also bald ein Auto, das nicht mehr der aktuellen Abgasnorm entspricht.

Dieser Umstand könnte für sie bald ziemlich ärgerlich werden, denn der erhöhte Feinstaubanteil ihrer jungen Fahrzeuge wird mit einiger Sicherheit im Zentrum der nächsten Kampagnen von Umweltorganisationen stehen. Nicht zu Unrecht, denn der Feinstaub ist lungengängig und somit gesundheitlich höchst bedenklich. Ähnlich wie Euro-5-Diesel, die vor drei Jahren noch neu verkauft wurden, droht auch diesen Autos die baldige Abkanzelung als „ältere Benziner“, verbunden mit dem Hinweis, dass „diese Dreckschleudern doch recht bald entsorgt werden“ sollten.