Elektroautos aufladen ist teuer und kompliziert

Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick sieht in der Ladeinfrastruktur einen chaotischen Flickenteppich mit einem Wirrwarr an Karten, Apps und Bezahlsystemen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 630 Kommentare lesen
Elektroautos aufladen ist teuer und kompliziert

(Bild: Lichtblick)

Lesezeit: 2 Min.

Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen aufzuladen ist kompliziert und teuer. Das ist das Ergebnis eines Checks des Ökostromanbieters Lichtblick, der dafür elf Ladesäulen-Betreiber untersucht hat. Die Tarifstrukturen seien verwirrend, es gebe unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen sowie diverse Abrechnungsmethoden, wodurch der Alltag der Kunden verkompliziert werde, lautet ein Fazit der Untersuchung.

(Bild: Lichtblick, Statista)

Sieben der elf untersuchten Ladesäulen-Betreiber liegen demnach teilweise deutlich über dem durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von Haushaltsstrom (29,4 Cent): Pro Kilowattstunde verlangen EnBW 54,5 Cent, die Stadtwerke München 46,7 Cent und Allego in Berlin 44,3 Cent. Der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie (29,5 Cent) sei mit dem Haushaltsstrompreis vergleichbar, günstig sei das Laden bei Mainova mit 13,3 Cent. Kostenlos bleibe es weiterhin bei den Stadtwerken Leipzig sowie RheinEnergie.

Jeder Anbieter hat sein eigenes Tarifsystem. Innogy verlangt an kombinierten AC/DC-Ladestationen pauschal 7,95 Euro pro Ladevorgang, an reinen AC-Ladesäulen 39 Cent pro Kilowattstunde. EnBW rechnet zeitbasiert ab, 6 Euro für eine Stunde Laden eines BMW i3. Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie rechnet ausschließlich pro Kilowattstunde ab. Auch die Zugangsvoraussetzungen sind unterschiedlich: An einem Ladepunkt muss sich der Nutzer per SMS anmelden, an einem anderen nur per App, Ladekarte oder mit Vorabregistrierung auf der Website.

(Bild: Lichtblick, Statista)

Lichtblick kritisiert, dass sich regionale Monopole bilden. EWE betreibe beispielsweise rund 90 Prozent der insgesamt rund 500 öffentlichen Ladesäulen im Weser-Elbe-Gebiet. In München, wo die Stadtwerke München Grundversorger und Stromnetzbetreiber sind, würden knapp 90 Prozent der 188 öffentlichen Ladepunkte von den Stadtwerken selbst betrieben werden. Die örtlichen Stromnetzbetreiber und Grundversorger nutzten ihre Vormachtstellung im Strommarkt, um über das Ladenetz ein weiteres Monopol zu etablieren und den Wettbewerb im Strommarkt zu unterlaufen, meint Lichtblick.

Berechnungsgrundlage waren jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem BMW i3 (Verbrauch: 15 kWh/100km) an einem AC-3-Anschluss (11 kW) an öffentlichen Ladesäulen. Die Ladedauer beträgt 1:36 Stunden. Dabei hat Lichtblick nach eigenen Angaben ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt. Der Ökostromanbieter verlangt für das Laden zuhause 28 Cent pro kw/h bei einer monatlichen Grundgebühr von 8,95 Euro. Über seinen eigenen Dienst "Lichtblick-Fahrstrom" bietet das Unternehmen nach eigenen Angaben Zugang zu 15.000 öffentlichen Ladesäulen in Europa.

Elektroautos in Deutschland (70 Bilder)

Volkswagen liefert seit September 2020 mit dem ID.3 den ersten Elektro-Pkw seiner Großoffensive auf dem E-Sektor aus.
(Bild: heise Autos)

(anw)