Richter stoppt Onlineportal für Waffen aus dem 3D-Drucker

Eigentlich sollte Mittwoch ein Portal online gehen, auf dem Pläne für den 3D-Druck von Schusswaffen gesammelt werden sollen. Das wurde erst einmal unterbunden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 92 Kommentare lesen
Waffen aus dem 3D-Drucker: Onlineportal kurz online – jetzt vorerst gestoppt

(Bild: Defense Distributed)

Lesezeit: 3 Min.

Ein US-Bundesgericht hat die geplante Veröffentlichung von Bauplänen für die Herstellung von Schusswaffen mit 3D-Druckern am Dienstag vorerst gestoppt. Das Gericht in Seattle erließ eine einstweilige Verfügung, wie der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Washington mitteilte. Eigentlich hatte die Gruppe Defense Distributed um Cody Wilson angekündigt, ihre Online-Datenbank am Mittwoch freizugeben. Angesichts mehrerer Klagen hatte sie das dann vorgezogen und schon am Dienstag die Downloads ermöglicht. Dem hat das Gericht nun einen Riegel vorgeschoben.

Wilsons Gruppe hatte 2013 die weltweit ersten Dateien für den 3D-Druck einer kompletten Waffe online gestellt. Mit den Plänen ist es möglich, eine scharfe Pistole mit einem handelsüblichen 3D-Drucker nahezu komplett aus Kunststoff herzustellen. Nur wenige Tage später war der Bauplan auf Bitten der Behörden hin wieder aus dem Netz genommen worden.

In der Folge lieferte sich Wilson einen Rechtsstreit mit der Abteilung für die Kontrolle des Waffenhandels im US-Außenministerium und berief sich dabei auf das Recht der Meinungsfreiheit. Überraschend hatte die US-Regierung klein beigegeben und Wilson fast völlig Recht gegeben, woraufhin der das Ende der schon jetzt nicht sehr strikten Waffenkontrolle in den USA ausrufen wollte.

Waffen aus dem Hobbykeller

Die boomende internationale Maker-Bewegung besteht nicht nur aus Bastlern, Künstlern und Weltverbesserern – auch krypto-anarchistische Gruppen zählen sich dazu. Diese wollen staatliche Machtmonopole abschaffen, unter anderem auf dem Weg über technische Mittel wie billige 3D-Drucker und CNC-Fräsen. So verbreitet etwa die US-Gruppe "Defense Distributed" in Namen dieser Ideologie Werkzeuge, Open-Source-Druckvorlagen und Bauanleitungen für Eigenbau-Schusswaffen ohne staatliche Kontrolle. In Deutschland ist die Herstellung jedes einzelnen wesentlichen Teils einer Waffe verboten, sofern man nicht über eine "Waffenherstellungserlaubnis" verfügt. Die besitzen beispielweise professionelle Büchsenmacher. Bei Make und heise online berichten wir bereits seit längerem über die Waffenherstellung, weil wir davon überzeugt sind, dass sich Politik und Gesellschaft mit solchen neuen Gefahren auseinandersetzen muss. Wir rufen in keiner Weise zum Eigenbau von Schusswaffen auf und liefern auch keine Bauanleitungen dazu.

Defense Distributed hatte ein Portal angekündigt, auf dem Nutzer Baupläne für praktisch alle Schusswaffen hochladen können. Dabei geht es nicht nur um selbst entworfene wie die der Pistole "Liberator", mit der alles angefangen hat, sondern auch Scans und Baupläne von existierenden Waffen. Dazu will die Gruppe auch an das umfangreiche Archiv der US-Armee zu allen Schusswaffen gelangen.

Kritiker befürchten, dass dadurch Schusswaffen in falsche Hände geraten könnten und die öffentliche Sicherheit gefährdet wird. Mithilfe der Anleitung wäre es Privatpersonen möglich, sich unkontrolliert ihre eigenen, nicht zurückverfolgbaren Waffen herzustellen. In Deutschland wäre es strafbar, so eine Waffe herzustellen oder zu besitzen. Noch sieht das BKA hier kein großes Problem, die Technik werde sich aber weiterentwickeln, warnt bereits der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

"Es gibt jene, die sagen werden, dass das 3D-Drucken von Waffen kein großes Thema ist – dass es unpraktisch und zu teuer ist", warnt auch die Schauspielerin Alyssa Milano, die gegen den Einfluss der National Rifle Association (NRA) kämpft, in einem Gastbeitrag für CNN. "Aber viele Menschen haben dasselbe über Tablets, E-Reader, Mobiltelefone, Laptops, private Drucker, Computer und Autos gesagt."

Washingtons Generalstaatsanwalt Ferguson hatte gemeinsam mit mehr als 20 Amtskollegen nun nicht nur Klage eingereicht, sondern zudem einen Brandbrief an Justizminister Jeff Sessions und Außenminister Mike Pompeo geschickt. Deren Ministerien sind für die Einigung mit Wilsons Gruppe verantwortlich. Sogar US-Präsident Trump hatte sich zuletzt aber skeptisch gezeigt. "Scheint nicht sehr sinnvoll zu sein", schrieb er auf Twitter. Er habe das Thema mit der einflussreichen Waffenlobbyorganisation NRA besprochen und werde es prüfen. (mho)