Das Wasserstoff-Tankstellennetz wird engmaschiger

Die Elektromobilität benötigt nicht nur Ladestationen für Batterieautos. Millionen Euro werden in ein Wasserstoff-Tankstellennetz investiert. Die neueste wurde gestern (9. August 2018) auf dem SVG-Autohof Lohfeldener Rüssel bei Kassel in Betrieb genommen

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Wasserstoffauto Toyota Mirai
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Von
  • Göran Gehlen, dpa

Brennstoffzellen-Autos sind wie ein Phantom. Man hört öfter von ihnen, als man sie sieht. Laut Kraftfahrt-Bundesamt ist das kein Wunder: Nur 325 dieser Fahrzeuge sind auf deutschen Straßen unterwegs. Trotzdem werden Millionen Euro investiert, um für diese Autos Tankstellen zu bauen. Die neueste wurde gestern (9. August 2018) auf dem SVG-Autohof Lohfeldener Rüssel bei Kassel in Betrieb genommen.

Die Eröffnungstermine weiterer H2-Tankstellen finden Sie hier.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

„Es ist die erste zwischen Frankfurt und Hannover“, sagte Thomas Zengerly, Chef der Shell Deutschland Oil GmbH. Zusammen mit Partnern aus der Automobil- und Gasindustrie schließt der Mineralölkonzern damit eine riesige Versorgungslücke bei den Wasserstoff-Tankstellen. Marco Kreuter, Sprecher des Hessischen Verkehrsministeriums, sagt, es gehe darum, die Distanz zwischen den Ballungszentren, die bereits relativ gut versorgt seien, zu überwinden. „Die in Nordhessen in Betrieb gehende Tankstelle stellt in diesem Zusammenhang einen wichtigen Lückenschluss dar, um den süddeutschen Raum über Hessen mit Berlin und Norddeutschland zu verbinden“.

Denn angesichts der Reichweite von 500 bis 800 Kilometern pro Tankfüllung hatten Fahrer von Brennstoffzellenautos bisher ihre Mühe, auf der Nord-Süd-Achse unterwegs zu sein. Günstiger als ein Benziner sind sie aber nicht unterwegs: Ein Kilogramm Wasserstoff reicht 100 Kilometer und kostet 9,50 Euro.

Das Tankstellen-Netz in Hessen bleibt zudem sehr weitmaschig. Sechs Anlagen gibt es: Zwei in Frankfurt, eine im Industriepark Höchst in Frankfurt, eine in Wiesbaden, eine in Limburg sowie die neue Zapfsäule in Nordhessen. Und wenn Störungen hinzukommen, wird der Weg zur nächsten Zapfsäule unter Umständen lang.

Doch Shell-Chef Zengerly glaubt an die Technologie: „Wir gehen davon aus, dass dieser alternative Antrieb ab den 20er-Jahren in Märkten wie Deutschland, England, Benelux, den USA und Japan eine immer größere Rolle spielt.“ Mit diesem Ziel werden Millionen in den Ausbau des Tankstellennetzes investiert. 1,4 Millionen Euro kostet eine Tankanlage wie in Lohfelden. Knapp die Hälfte schießt die EU zu. Deutschlandweit soll die Zahl der Tankstellen von 44 auf 100 im Jahr 2019 steigen.

In Brennstoffzellen-Autos wird Wasserstoff zu Strom umgewandelt, der das Auto antreibt. Die Vorteile: „Wasserstoff enthält keinen Kohlenstoff und produziert auch kein CO2“, sagte Zengerly. Und das Tanken dauere nur Minuten: „Der Kunde will nicht stundenlang auf das Aufladen eines Elektrofahrzeugs warten.“ Noch ist die Produktion des Wasserstoffs nicht CO2-neutral, doch könne ein immer größerer Anteil mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Sie bietet, ähnlich wie die Erzeugung von Strom, eine Möglichkeit zur langfristigen Dekarbonisierung des Verkehrs.

Heute ist weder ein ausreichendes Tankstellennetz noch erschwingliche Fahrzeugmodelle in Sicht: Brennstoffzellen-Autos kosten ab 69.000 Euro aufwärts.

(fpi)