Aufschwung Fernost

Fahrbericht mit der BMW G 310 GS

Eigentlich für „aufstrebende Märkte“, vor allem also den wirtschaftlichen Aufschwung asiatischen Raum produziert, bietet BMW seine Mini-GS auch bei uns an. Zum Glück

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BMW G 310 GS 20 Bilder
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Von
  • Sebastian Bauer
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich für „aufstrebende Märkte“, vor allem also den wirtschaftlichen Aufschwung asiatischen Raum produziert, bietet BMW seine Mini-GS auch bei uns an. Zum Glück.

Ohne Frage, am Stammtisch hat sie ihren Ruf bereits weg. Mit „Indien-GS” und ähnlichen Namen versuchen Hardcore-BMW-Fans die kleinste GS zu diskreditieren. Das erinnert ein wenig an die Zeit, als Porsche den Boxster einführte, welcher aus Sicht jener Traditionalisten auch heute noch kein „echter Porsche“ ist. Doch ein bisschen was ist vielleicht dran, an den Stammtischdiskussionen. Zumindest hat BMW schon reichlich mit den Motorrädern und Motoren zu kämpfen, die sie in Asien fertigen lassen. Ein kurzer Überblick: im Juni verkündete BMW einen Rückruf für seine Mittelklasse-Enduros F 750/850 GS und verhängte gleichzeitig einen Auslieferungsstopp für die ohnehin schon verspäteten Modelle. Diese werden zwar im Werk in Spandau gebaut, doch ein ein Teil des bei Loncin in China gefertigten Zweizylindermotors soll Probleme gemacht haben. Anfang August dann ein erneuter Rückruf. Wieder geht es um den Motor. Ein möglicherweise nicht korrekt verschraubtes Ölpumpenrad könnte dem Motor den Garaus machen.

Pleiten, Pech und Pannen

Nicht viel besser lief es für BMW bisher mit der G 310 GS und der nackten, aber fast baugleichen G 310 R, die zwar beide ihren Motor aus Indien statt aus China bekommen, dafür aber auch in Indien, statt im Werk in Spandau, gefertigt werden. Bei der Einführung der R kam es 2016 aus nicht näher genannten Gründen zum Auslieferungsstopp. 2017 dann ein Rückruf wegen falscher Schrauben an der Lenkerklemmung und Montagefehler am Bremssattel. Nun folgte dieses Jahr ein beide Maschinen betreffender Rückruf, weil sich die im Rahmen integrierte Halteplatte des Seitenständers bei Belastung verbiegen kann.

Allen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz hat die G 310 GS mit ihrem 313er Einzylinder mit 34 PS das Zeug zur perfekten Einsteiger-Alltagsmopete, weshalb ich – als Einsteiger – gern den Selbstversuch auf der kleinen GS gewagt habe, die so klein gar nicht ist. Denn sie wirkt optisch nicht wie eine typische A2-Vertreterin, die schon von außen verrät, dass sie zwar gern viel wäre aber wenig ist. Sie wirkt erwachsen, schaut nicht aus, wie eine zu heiß gewaschene Adventure. Mit ihrem typischen Entenschnabel geht sie sofort als richtige BMW durch. Nur auf die asymmetrischen Scheinwerfer verzichtet sie. Soll aber auch Schlimmeres geben.

Die kürzeste Ausstattungsliste seit es BMW Motorräder gibt

Beim Besteigen überrascht sie mit einer Sitzhöhe von 835 mm. Das ist schön für groß gewachsene Fahrer wie mich, mit einer Körperlänge von 1,70 Metern muss man sich allerdings schon auf die Zehenspitzen strecken. Die Fußrasten ermöglichen angenehme, langstreckengeeignete Kniewinkel. Insgesamt sitzt man auf der G 310 sehr tourentauglich, wenn auch das Windschild nur das Nötigste an Wind fern hält und die Sitzbank sicher nicht zu den bestgepolsterten gehört.