Adobes dritte Generation mobiler Apps

Auf der Max hat Adobe neue Mobil-Apps vorgestellt. Zwei setzen das Photoshop-Bedienkonzept eins zu eins um, eines bringt Premiere-Pro-Werkzeuge in die Cloud.

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Adobes neue App-Strategie
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Inhaltsverzeichnis

Auf der Hausmesse Max in Los Angeles hat Adobe drei neue iPad-Apps für Bildbearbeitung, digitales Malen und Videoschnitt vorgestellt. Mit Namen wie Photoshop on iPad und Premiere Rush treten sie mit dem Anspruch an, Werkzeuge bewährter Programme mit einem aktuellen, an Touch-Oberflächen angepassten Bedienkonzept auf Mobilgeräten umzusetzen. Sie erscheinen im Rahmen des dritten Anlaufs einer App-Strategie.

Adobe experimentiert nicht erst seit gestern mit Mobil-Apps. Ende 2007 stellte Adobe Photoshop Express vor. Das Konzept einer umfassenden BIldbearbeitung für Mobilnutzer hat der Software-Hersteller ein paar Jahre später mit Photoshop Touch auf neue Füße gestellt und es Ende 2014 zugunsten einer Vielzahl spezialisierter Mobil-Apps wie Illustrator Draw und Illustrator Line wieder weitgehend verworfen. Die dritte Generation nahm ihre Anfänge in der Vorstellung von Lightroom Mobile, die Ende 2017 in einem plattformübergreifenden und Cloud-gestütztem Lightroom CC mündete.

Nun sollen Nutzer von Photoshop und Premiere Pro auf gleiche Weise mit bewährten Werkzeugen auf Mobilgeräten arbeiten können wie Lightroom-Anwender. Dabei hat Adobe offenbar vor allem Kunden des iPad Pro im Blick, für das das neue Mobil-Photoshop optimiert ist. Ihre Daten tauschen die Anwendungen über die Creative Cloud aus. Wann und zu welchem Preis die Apps erscheinen, steht noch nicht fest.

Die Mobil-App "Photoshop in iPad" setzt Werkzeuge und Ebenenpalette um, wie man es vom Desktop gewohnt ist.

Die aktuelle Ausgabe von Photoshop auf dem iPad erinnert auf den ersten Blick stärker an das Vorbild als die vorherigen spezialisierten Apps Photoshop Mix und Photoshop Fix. PSD-Dateien öffnet man über die Creative Cloud. Wie auf dem Desktop erscheint links eine Palette mit klassischen Photoshop-Werkzeugen.

Rechts findet sich eine minimierte, touchoptimierte Palettenansicht. Nach einem Fingertipp darauf erweitert sich die Ebenenansicht zu einer Palette, die dem Originalwerkzeug in Photoshop CC gleicht. Bei Auswahl einer Ebene öffnen sich Eigenschaften, die wiederum an die Touch-Oberfläche angepasst sind, beispielweise die Bedienelemente von Einstellungsebenen.

Die Ansicht im Dokumentenfenster kann man bis auf Pixelebene zoomen. Kontextbezogene Werkzeugoptionen erscheinen als schwebende Palette. Photoshop fürs iPad unterstützt eine Reihe, allerdings nicht alle aus Photoshop bekannten Überblendmodi und nichtdestruktive Einstellungsebenen.

Project Gemini stellt Photoshops Pinsel-Engine in Form einer Digital-Painting-App bereit.

Die iPad-App Project Gemini setzt Photoshops Pinsel-Engine in einer iPad-App um. Die Idee hat Adobe bereits früher in Photoshop Sketch verwirklicht und nun mit neuem Bedienkonzept umgesetzt: Werkzeuge und Ebenenpalette sind angeordnet wie in der parallel vorgestellten Photoshop-App. Der Fokus liegt bei Project Gemini allerdings auf digitalem Malen.

Die App simuliert natürliche Malwerkzeuge wie Wasserfarbe und Öl. Mit den "dynamischen Pinseln" verlaufen Wasserfarben auf dem digitalen Papier in Echtzeit. Der Auftrag von Ölfarben wird dicker, je stärker man mit dem Stift aufdrückt. Auch hier mischen die Farben naturgetreu.

Alles, was bei Adobe "Project" heißt, hat Betastatus und noch keinen richtigen Namen. Wie die App später heißen wird und wann Adobe sie für Endkunden veröffentlicht, steht noch nicht fest.

Premiere Rush stellt Videoschnittwerkzeuge auf verschiedenen Plattformen bereit und kommuniziert mit Premiere Pro CC.

Im Rahmen der IBC im September hat Adobe bereits das Videoschnitt-Tool Premiere Rush CC vorgestellt. Wie die Neuauflage von Lightroom CC speichert es die Projektdaten in der Cloud und stellt sie für verschiedene Endgeräte zur Verfügung. Lautstärke, Audiorauschen und die Farben des Videobilds korrigiert das Tool automatisch. Auch Oberfläche und plattformübergreifendes Konzept orientieren sich an Lightroom CC.

Die App importiert Daten vom Gerät, aus der Creative Cloud oder aus der Dropbox. Medien landen in der ausgewählten Reihenfolge in der Zeitleiste. Audio-Aufnahmen erkennt Rush selbsttätig als gesprochenen Text oder Musik und stellt entsprechende Werkzeuge zur Verfügung. Farbe und Helligkeit kann man über Farb-Presets oder Werkzeuge ähnlich der Lumetri-Palette bearbeiten. Außerdem kann man Motion-Graphics-Vorlagen aus Adobe Stock nutzen. Die Projekte aus Premiere Rush sollen sich nahtlos in Premiere Pro weiterverarbeiten lassen. (akr)