Händler durch Leasing-Rückläufer unter Druck

Der Wertverlust von gebrauchten Leasing-Fahrzeugen mit Dieselmotor im Zuge des Abgas-Betrugs belastet das Kraftfahrzeuggewerbe zunehmend. Die Leasing-Rückläufer könnten nur zum deutlich geringeren Marktwert verkauft werden, sagte ein Sprecher des ZDK

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Gebrauchtwagenverkauf

(Bild: ProMotor)

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Von
  • Martin Franz

Der Absatz von Neuwagen läuft derzeit gut, doch Gebrauchte, die maximal die Abgasnorm Euro 5 schaffen, sind nur mit hohen Nachlässen zu vermitteln.

(Bild: ProMotor)

Der Wertverlust von gebrauchten Leasing-Fahrzeugen mit Dieselmotor im Zuge des Abgas-Betrugs belastet das Kraftfahrzeuggewerbe zunehmend. Die Leasing-Rückläufer, die in der Regel nach drei Jahren zurück an den Handel gingen, könnten nur zum deutlich geringeren Marktwert verkauft werden, sagte ein Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) der dpa. Die Verluste lägen im Schnitt bei 25 Prozent. Dazu kämen neue Umtauschprämien der Hersteller, um ältere Diesel von den Straßen zu holen – die dann die Höfe der Autohändler zusätzlich überschwemmten, warnte der Verbandssprecher.

Derzeit haben die Autohändler nach Verbandsangaben über 350.000 Euro-5-Diesel-Fahrzeuge auf ihren Höfen stehen – mit steigender Tendenz. Jeder Leasing-Rückläufer auf dem Hof koste die Händler durchschnittlich 28 Euro pro Tag. Die Lage werde sich weiter verschlimmern, wenn die von den Spitzen von Union und SPD vereinbarten Umtauschprämien greifen, die Diesel-Fahrverbote in Städten mit hoher Schadstoffbelastung verhindern sollen. Wegen der laufenden Zertifizierung für den WLTP sei eine Reihe von VW-Modellen derzeit nicht lieferbar, erklärte der Sprecher: „Das ist eine Riesenbelastung.“ Dazu kommen Rabatte, die die ohnehin niedrigen Margen der meist mittelständischen Betriebe unter Druck setzen.

Die Kfz-Branche rief Politik und Hersteller dazu auf, die Hardware-Nachrüstung für ältere Diesel „in Gang zu bringen“, um die Restwerte zu stabilisieren. Die Betriebe stünden für den Einbau parat. Seit zwei Jahren fordere die Branche die Nachrüstung, um alte Diesel „verkaufsfähig“ zu machen. Die Bundesregierung erwartet von den Autoherstellern, alle Kosten für diese Umrüstung an den Motoren zu übernehmen.

Allerdings fehlen grundlegende Zusagen. Opel und BMW lehnten Nachrüstungen ab, Volkswagen verlangte, dass sich alle Hersteller beteiligen. Die Konzerne haben für ihre ablehnende Haltung eine rechtlich stabile Ausgangslage: Kann juristisch nicht zweifelsfrei ein Betrug nachgewiesen werden, sind sie zu einer Nachrüstlösung auf ihre Kosten nicht zu zwingen. Und die Zeit spielt für sie: Sind die letzten Euro-5-Diesel, die bis 2015 als Neuwagen verkauft wurden, von den Höfen der Markenhändler verschwunden, wird das Geschäft für die Hersteller noch uninteressanter, als es aktuell schon ist.

Sie richten ihr Augenmerk darauf, Neuwagen zu verkaufen. Den aktuellen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wissen die dabei hinter sich. Das große Maßnahmenpaket, das im September 2018 vorgestellt wurde, enthält im Kern zwei Forderungen. Da ist zum einen die Nachrüstung von alten Diesel-Autos auf Kosten der Hersteller vorgesehen, die sich nur schwer durchsetzen ließe. Ein wesentlicher Teil des Pakets ist der sogenannte Flottentausch, der durch Nachlässe gefördert werden soll. Nachlässe, die es seit längerem schon gibt und weitere Rabatte oftmals gänzlich ausschließen.Zudem stellt sich die Frage: Wohin mit den alten Dieselautos? Vor einer Abschiebung nach Osteuropa sollen diese nachgerüstet werden, forderte kürzlich EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowsk.

(mit Material der dpa) (mfz)