Bauchansatz

Vorstellung KTM 790 Adventure

KTM hat mit der 790 Adventure endlich wieder eine reisetaugliche Enduro in der Mittelklasse. Auffallend ist der weit heruntergezogene Tank. KTM bescheinigt besonders der verschärften R-Version exzellente Geländetauglichkeit

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Vorstellung KTM 790 Adventure 15 Bilder
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Lange hat die KTM-Fangemeinde auf eine Reiseenduro in der Mittelklasse warten müssen. Die riesigen 1290-, 1190- und 1090-Adventure-Modelle waren vielen zu groß, zu schwer und zu teuer. Man hoffte auf eine Nachfolgerin der leichten und wüstentauglichen 640 LC4 Adventure, die bis 2007 gebaut wurde. Nun hat KTM endlich die 790 Adventure gezeigt. Sie bekam den Zweizylindermotor LC8c aus der 790 Duke und ein komplett neu entwickeltes Fahrwerk. Ihr tief gezogener 20-Liter-Tank wirkt wie ein großer Bauch, was aber ihre Fähigkeiten im Gelände nicht schmälern sollte.

Wüstentauglich

KTM bewirbt die 790 Adventure mit dem Text: „Egal, ob in der Wüste, auf entlegenen Bergpfaden oder bei der Durchquerung eines Kontinents: Keine andere Zweizylinder-Reiseenduro kann ihr auch nur annähernd das Wasser reichen.“ Hier haut die PR-Abteilung ganz schön auf den Putz, denn die Yamaha Ténéré 700 ist gerade herausgekommen, und es bleibt abzuwarten, wer das bessere Offroad-Reise-Paket schnürt. Aber dass es sich bei der neuen KTM um ein durchdachtes Adventure-Bike handelt, steht außer Frage.

Mit Bauch und Gesicht

Wie so viele Modelle des KTM-Designers Kiska polarisiert auch die 790 Adventure. Zwar erscheint sie insgesamt durchaus dynamisch, aber der Vorbau mit den zwei senkrechten LED-Scheinwerfern und dem hohen Windschild wirkt merkwürdig aufgesetzt. Es ist das Design der großen Adventure-Modelle. Das „Gesicht“ jedoch, das man unweigerlich im Schild sieht, scheint durch die Form der Scheinwerfer aber seine Augenbrauen fragend hochzuziehen. Als zweites fällt der „dicke Bauch“ an der 790 Adventure auf. Um den Schwerpunkt möglichst tief anzusiedeln, entschloss sich die Entwicklungsabteilung zu dem ungewöhnlichen Schritt, den Tank auf beiden Seiten seitlich weit am Motor herunterzuziehen. Außerdem verbessert sich so die Bewegungsfreiheit des Fahrers, vorteilhaft im Gelände. Die Nachteile sind natürlich, dass die 790 Adventure unten sehr breit ist und der Tank dort zusätzlich vor Steinschlägen und hartem Bodenkontakt geschützt werden muss.

Neu entwickelter Rahmen

Der Gitterrohrrahmen aus Stahl wurde für die 790 Adventure neu entwickelt. Er soll die richtige Balance aus Steifigkeit und Flexibilität bieten, die selbst harte Schläge im Gelände wegsteckt. Gleiches gilt für die Schwinge im sogenannten Fachwerk-Guss, ihre Biegesteifigkeit soll exzellent sein. Das WP-Federbein stützt sich direkt an der Schwinge ab, was zwar einige Teile einspart, aber unter Enduristen kontrovers diskutiert wird. Eine Umlenkung kann dank der Progression beim Einfedern grundsätzlich mehr Komfort bieten. Vorne arbeitet eine 43 mm dicke Upside-down-Gabel mit einem Closed-Cartridge-System, ebenfalls von der KTM-Hausmarke WP. Die Federwege betragen vorne wie hinten 200 mm, was zwar nicht übermäßig viel ist, aber so konnte die Sitzhöhe auf 850 mm begrenzt werden – für eine KTM-Enduro durchaus niedrig. Zudem wird damit die teure R-Version interessanter. Vorne ist ein 21-Zoll-Rad, hinten eins mit 18-Zoll montiert, beide mit den an Reiseenduros vorteilhaften Drahtspeichen.

Weniger Leistung, mehr Kraft

KTM gibt für die 790 Adventure ein Trockengewicht von 189 kg an, mit vollem 20-Liter-Tank käme sie somit auf 204 kg. Eine Triumph Tiger 800 XC mit identischem Hubraum von 799 cm3, allerdings drei Zylindern, bringt es auf 218 kg. Jedoch fasste die KTM 640 LC4 Adventure E schon damals 28 Liter Sprit und wog dennoch nur 185 kg vollgetankt.

Natürlich ist die 790 Adventure ungleich kräftiger als ihre Vorfahrin – stemmte der Einzylinder einst 54 PS, erreicht der moderne Zweizylinder 95. Für den Einsatz in der Reiseenduro hat KTM die Höchstleistung der 790 Duke (Test) um zehn PS zurückgeschraubt, um eine gleichmäßigere Kraftentwicklung zu bieten. Das maximale Drehmoment soll 88 Nm betragen. Besonders im Gelände ist eine gut dosierbare Motorleistung beim Anfahren wichtig. Die 790 Duke ist für ihren hackenden Motorlauf unterhalb von 3500/min und nerviges Konstantfahrruckeln bekannt, da kann man nur hoffen, dass die Ingenieure der 790 Adventure bessere Manieren beigebracht haben.