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Rückbank-VR ausprobiert: Audi-Startup Holoride erfindet "Elastic Content"

Das "erste Medium, das im Auto am besten funktioniert": Wir sind die erste von Disney produzierte Holoride-Demo probegefahren.

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VR auf der Rückbank ausprobiert: Audi-Startup Holoride erfindet "Elastic Content"

Auf einer Rennstrecke in Las Vegas demonstrierte Audi die Holoride-Technik.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Im Auto herumkutschiert zu werden, gehört vor allem in den USA nach dem Siegeszug von Uber und Co. zum Alltag. Auf Dauer kann das langweilig werden, vor allem wenn man zu denjenigen Menschen gehört, denen beim Lesen oder Spielen auf der Rückbank übel wird. Das von Audi mitgegründete Startup Holoride will nun Rücksitzunterhaltung per Virtual-Reality-Brille anbieten – ganz ohne mulmiges Gefühl im Magen.

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Im ersten Moment mag das widersprüchlich klingen, wird VR doch ebenfalls häufig mit mit Übelkeit assoziiert. Die Holoride-Technik verhindert die berüchtigte Simulator-Krankheit, indem sie die Sensor- und Navigationsdaten des Fahrzeugs in Echtzeit auswertet und diese in die VR-Welt einbindet, sprich: Fährt man eine Rechtskurve, dreht sich auch die VR-Welt nach rechts, beschleunigt das Auto, bewegt man sich in VR nach vorne.

In der Holoride-Demo bewegt sich das Raumschiff in der virtuellen Welt exakt so, wie das Auto in der echten Welt fährt.

(Bild: Audi)

Um die ambitionierte Technik zu demonstrieren, hat Audi mit Disney zusammengearbeitet, das eigens für die CES das fünfminütige Demospiel "Marvel’s Avengers: Rocket’s Rescue Run“ entwickelt hat. Wir haben den Titel auf einer Rennstrecke in Las Vegas auf dem Rücksitz eines Audi e-trons ausprobiert.

Das Gefühl ist erstaunlich: Ähnlich wie bei hydraulischen Simulatoren werden Fühlen und Sehen überzeugend zusammengeführt. In dem schön inszenierten, aber simplen Spiel fliegt man in einem Raumschiff durchs All und schießt Asteroiden und andere nett explodierende Dinge ab. Mit Kopfbewegungen wird das Fadenkreuz gesteuert, auf die Bewegungen des Raumschiffs hat man keinen Einfluss – die bestimmt schließlich das Auto. Unwohlsein empfand ich kein bisschen, und das, obwohl ich sonst anfällig für Rücksitz-Magengrummeln bin. Laut des Fahrers war er mit bis zu 150 Stundenkilometern unterwegs, was ich definitiv so nicht wahrgenommen hab; in meinem Kopf bewegte sich das Raumschiff, nicht das Auto.

Während die Demo noch unter kontrollierbaren Bedingungen auf einer Rennstrecke stattfand, sollen künftige Holoride-Inhalte auch auf ungeskripteten Fahrten überzeugende Resultate liefern. Bei der Präsentation war deshalb schon selbstbewusst vom "Ende der linearen Medien" die Rede; Holoride nennt das Ganze selbst "Elastic Content", das "erste Medium, das am besten im Auto funktioniert". Zukünftig soll die Technik komplett plattformagnostisch arbeiten, das heißt, mit Autos unterschiedlicher Hersteller und mit beliebigen VR-Headsets. Für unsere Demonstration kam eine Oculus Rift zum Einsatz, bei der allerdings das Raumtracking deaktiviert war, es wurden also nur Kopf-Drehung und -neigung umgesetzt (3DOF). In Zukunft soll das Ganze aber auch mit 6DOF funktionieren.

Gegründet wurde Holoride von drei Audi-Angestellten, unterstützt von ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der eine Minderheitsbeteiligung hält. CEO ist Nils Wollny, der zuvor bei Audi Leiter Digital Business war, Marcus Kühne verantwortete den Bereich Immersive Technology, Daniel Profendiner kommt aus dem autonomen Fahren. Zwar haben sich die Gründer für ein Spiel als erste Holoride-Demo entschieden, laut Marcus Kühne sei aber auch ganz andere Rücksitz-VR-Software denkbar, etwa eine Lehrfahrt durch eine historische Stadt – oder sogar eine klassische Arbeitsumgebung, bei der man zwar immer noch im Auto sitzt, dieses aber nicht mehr sehen kann. (jkj)