Stärker, nicht schneller

Dacia Duster mit zwei neuen Benzinern

Kaum ein Antrieb blieb im vergangenen halben Jahr im Dacia Duster unangetastet, der beliebte 125 PS-Benziner flog sogar komplett aus dem Sortiment. Er wird ersetzt durch zwei neue Benziner, die aus der Kooperation mit Mercedes stammen. Erstaunlich ist aber ein anderer Umstand

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Dacia Duster 5 Bilder

(Bild: Dacia)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz

Die Hektik bei der raschen Verschärfung der Abgasnormen hat einige Motorenprogramme durcheinandergewirbelt. Viele Hersteller haben Updates vorgezogen oder Angebote vorübergehend ganz wegfallen lassen. Der Dacia Duster (Test) ist keine Ausnahme, sondern vielmehr Bestätigung: Kaum ein Antrieb blieb im vergangenen halben Jahr unangetastet, der beliebte 125 PS-Benziner flog sogar komplett aus dem Sortiment. Er wird ersetzt durch zwei neue Benziner, die aus der Kooperation mit Mercedes stammen. Erstaunlich ist aber ein anderer Umstand.

Vorgezogen

Der technische Aufbau bleibt vergleichsweise simpel. Highlights sind die Hochdruckeinspritzung mit bis zu 250 bar und eine Phasenverstellung beider Nockenwellen. Angeboten wird der 1,3-Liter-Vierzylinder mit 131 und 150 PS. Die kleine Ausbaustufe bietet 240 Nm, die stärkere 250 Nm. Beide sind Direkteinspritzer und fallen somit unter die neuen, strengeren Partikelgrenzen der Abgasnorm Euro 6c. Da die Einhaltung dieser Norm nur ein Jahr ausreichend sein wird, um in der EU ein Auto erstmals zulassen zu können, homologiert Dacia wie fast alle Hersteller gleich auf die ab September 2019 verbindliche Euro 6d-Temp. Nicht etwa, weil sie ein grünes Gewissen hätten, sondern aus monetären Gründen. Sie sparen sich so eine zweite Homologierung auf die nächste Abgasnorm. Da die Grenzwerte von Euro 6c und Euro 6d-Temp gleich sind, wird die Prüffahrt auf der Straße eben mit absolviert.

Gleich schnell

Erstaunlich sind die identischen Werksangaben. Der Verbrauch ist in beiden Fällen im WLTP mit 6 Litern angegeben. Gleich sind aber auch die Fahrleistungen: Dacia nennt für beide 10,4 Sekunden im Standardsprint und eine Höchstgeschwindigkeit von 191 km/h. Wir vermuteten einen Fehler in den offiziellen Unterlagen, doch Renault Deutschland bestätigte uns auf Nachfrage diese Werte für beide Motoren. Warum der Duster mit knapp 20 PS mehr bei gleichem Gewicht nicht schneller wird, konnte uns keiner sagen. Frontantrieb und Schaltgetriebe sind in beiden derzeit alternativlos. Sensationell flink ist der Duster so oder so aber ohnehin nicht: Ein ähnlich großer Seat Ateca mit 115 PS (Test) ist kaum nennenswert langsamer.

Der stärkere Motor ist aktuell nur in Verbindung mit dem Sondermodell „Adventure“ zu haben und steht mit 18.900 Euro in der Preisliste. Der schwächere Antrieb wird als „Comfort“ für 15.550 oder als „Prestige“ für 16.850 Euro angeboten. Das Sondermodell bietet mit schlüssellosem Zugang, Klimaautomatik, Sitzheizung und einem Paket, das Multiview-Kamera und Toter-Winkel-Warner enthält, einen serienmäßigen Ausstattungsumfang, den Dacia im „Prestige“ mit 1000 Euro in Rechnung stellt. Ausstattungsbereinigt kostet der stärkere Motor also 1050 Euro mehr. Warum man dieses Geld bei identischen Fahrleistungen ausgeben sollte? Die Käufer werden vermutlich wissen, warum sie das tun. (mfz)