Carlos Ghosn als Renault-Chef zurückgetreten

Carlos Ghosn galt als einer schillerndsten Manager der Auto-Branche. Nach zwei Monaten Untersuchungshaft in Japan ist er nun bei Renault nicht mehr zu halten.

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Carlos Ghosn als Renault-Chef zurückgetreten
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  • dpa
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Der in Japan inhaftierte Auto-Manager Carlos Ghosn ist als Renault-Konzernchef zurückgetreten. Der Verwaltungsrat des Konzerns habe den Rücktritt des Geschäftsführers und Verwaltungsratsvorsitzenden zur Kenntnis genommen, geht aus einer Mitteilung hervor. Künftig sollen die beiden Posten, die Ghosn innehatte, getrennt besetzt werden. Neuer Geschäftsführer wird Thierry Bolloré, der nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe in Japan vorläufig die Geschäftsführung übernommen hatte. Als Verwaltungsratsvorsitzender ist Jean-Dominique Senard vorgeschlagen, teilte Renault mit

Ghosn war am 19. November in Tokio wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Bis zu einem Prozess könnten noch Monate vergehen. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert.

Der gebürtige Brasilianer Ghosn ist Architekt der Autoallianz aus Renault und der japanischen Hersteller Nissan und Mitsubishi. Er hatte 1999 von Renault kommend den Chef-Sessel bei Nissan übernommen, um den verschuldeten Konzern aus der Krise zu führen. 2005 rückte er dann auch an die Spitze von Renault.

Ghosns Ablösung in Frankreich kam nicht überraschend. Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hatte zuvor mit deutlichen Worten eine Nachfolge gefordert. Es müsse eine neue Etappe geben, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Der Staat ist bei Renault ein wichtiger Spieler, er hält 15 Prozent der Anteile. Ghosn hatte bisher ungeachtet der Anschuldigungen in Japan bei Renault den Titel Président-directeur général behalten.

Renault stellte bei der Bezahlung Ghosns für die Jahre 2017 und 2018 keine Unregelmäßigkeiten oder Betrug fest. Weitere Untersuchungen für die Jahre davor laufen aber noch.

Renault und Nissan sind wechselseitig aneinander beteiligt. Nur wenige Tage nach seiner Festnahme war Ghosn von Nissan und Mitsubishi als Verwaltungsratschef gefeuert worden. Insbesondere in Frankreich gibt es Sorgen um den Bestand des von Ghosn aufgebauten und kontrollierten Auto-Imperiums. I

Erst am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass Ghosn unerlaubt Millionenbeträge von einer niederländischen Tochterfirma kassiert haben soll. Ghosn habe von dem niederländischen Gemeinschaftsunternehmen Nissan-Mitsubishi B.V. (NMBV) ohne vorgeschriebene Absprache mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern, Nissan-Chef Hiroto Saikawa und Mitsubishi Motors-Chef Osamu Masuko, rund 7,8 Millionen Euro Entschädigung erhalten, wie die beiden Renault-Partner bekanntgaben. (mit Material der dpa) / (anw)