E-Mobilität: Bund beim geförderten Aufbau von Stromtankstellen weit hinter Plan

Zwei Jahre nach Förderbeginn sind erst 1033, also 6,5 Prozent der vom Bund bezuschussten Ladepunkte in Betrieb. Das Ziel der Koalition rückt in weite Ferne.

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E-Mobilität: Bund beim geförderten Aufbau von Stromtankstellen weit hinter Plan

(Bild: Joenomias)

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Es läuft nicht rund bei der Umsetzung des Vorhabens der großen Koalition, "bis 2020 mindestens 100.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge zusätzlich verfügbar zu machen". Schon vor zwei Jahren hatte das Bundesverkehrsministerium eine "Förderrichtlinie Ladeinfrastruktur" aufgelegt, um den Aufbau von Stromtankstellen für Elektroautos zu bezuschussen. Der parlamentarische Staatssekretär im Hause von Andreas Scheuer, Enak Ferlemann (CDU), musste auf Anfrage des grünen Bundestagsabgeordneten Stephan Kühn jetzt aber einräumen, dass die bereitgestellten Mittel noch kaum abfließen.

Zahl der Ladepunkte in den Ländern

Laut der jetzt vorliegenden schriftlichen Antwort auf das Auskunftsersuchen vom vorigen Mittwoch schreibt Ferlemann, dass die Behörden bisher insgesamt 15.953 neue Ladepunkte im Rahmen der Fördermaßnahmen bewilligt haben. In Betrieb sind davon laut der Tabelle aber erst 1033 beziehungsweise 6,5 Prozent. Der Schwerpunkt der freigegebenen staatlichen Finanzmittel liegt bei Normalladepunkten in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen. Bereits fertiggestellt sind die entsprechenden Stromzapfmöglichkeiten vor allem in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Schnelladepunkte wurden im Rahmen des Programms erst 33 in Baden-Württemberg, 29 in Thüringen, 17 in Nordrhein-Westfalen und 15 in Bayern errichtet. Dazu kommen noch 12 in Niedersachsen sowie jeweils unter einem Dutzend in Sachsen, Schleswig-Holstein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Bremen und Hamburg.

Die schwarz-rote Ladesäulen-Zielmarke sei damit kaum mehr zu erreichen, kritisiert Kühn. Scheuers Förderinitiative sei nicht nur zu knapp bemessen, sondern werde auch noch "schleppend abgearbeitet". Der Ausbau der Ladesäulen drohe in der Bürokratie stecken zu bleiben, bemängelt der Grüne. Der Minister müsse einen Zahn zulegen und dafür sorgen, "dass die Anträge schneller bewilligt und umgesetzt werden". Zudem müsse das Programm deutlich aufgestockt werden. Kühn ist sich sicher: "Nur wenn wir die Bremse beim Ausbau der Ladesäulen lösen, kommt die Elektromobilität in Fahrt."

Schon vor knapp einem Jahr hatte das Verkehrsressort eingestehen müssen, dass es seine Absicht verfehlte, bis Ende 2017 alle rund 400 Standorte der "Autobahn Tank & Rast GmbH" mit Schnellladesäulen und Parkplätzen für Elektrofahrzeuge auszustatten. Bis zu diesem Zeitpunkt verfügten mit rund 300 Standorten erst etwa 75 Prozent der Raststätten über eine Ladestation, 12 Prozent davon über mehr als einen Schnellladepunkt.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnt immer wieder: "Das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Elektroautos deutlich zu steigern, wird nicht ohne den weiteren Aufbau einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur erreichbar sein." Insgesamt gibt es laut BDEW mit Stand vom Januar mittlerweile über 16.100 Ladepunkte in Deutschland. Für den Zuwachs von 20 Prozent allein im zweiten Halbjahr 2018 habe vor allem die Energiewirtschaft im Alleingang gesorgt.

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(mho)