Der Volks-Roboterarm

Ein neues Low-Cost-System soll in Verbindung mit einem VR-Headset ganz neue Experimente erlauben.

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Der Volks-Roboterarm

(Bild: Berkeley Open Arms)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Will Knight

Ein neuer Roboterarm, der von Forschern an der University of California in Berkeley entwickelt wurde, soll eine kostengünstige und gleichzeitig mächtige Plattform für KI-Experimente bieten. Das Team sieht in dem System einen neuen Apple II – jenen Heimcomputer, der Hacker und Hobbyisten in den Siebzigern und Achtzigern magisch anzog und eine technische Revolution einleitete.

Roboter und KI entwickelten sich im Forschungsbereich seit Jahrzehnten parallel. In den letzten Jahren scheint die Künstliche Intelligenz sich jedoch stark zu beschleunigen, was das Bewältigen abstrakter Probleme wie das Erkennen von Bildern oder das erfolgreiche Gewinnen in Videospielen anbetrifft. Industrieroboter können Aufgaben zwar sehr präzise erfüllen, erfordern aber eine komplexe Programmierung, die sie nicht auf die einfachsten Änderungen reagieren lässt. Billigere und sicherer Roboter sind mittlerweile auf dem Markt, doch die meisten davon sind nicht dafür gedacht, sich spezifisch mit KI-Software steuern zu lassen.

"Roboter lernen zunehmend neue Aufgaben, egal ob das mittels Trial and Error oder das Vorführen durch einen Experten erfolgt", sagt Stephen McKinley, Postdoc in Berkeley, der den neuen Roboterarm mitentwickelt hat. "Ohne eine kostengünstige Plattform – eine Art Apple II – sind Experimente, Trial and Error und produktive Forschung nur langsam möglich." Mit dem System wolle man die Wissenschaft schnell voranbringen, weil Roboter leichter zugänglich sind.

Der neue Arm, Blue genannt, kostet rund 5.000 Dollar und lässt sich über ein Virtual-Reality-Headset steuern – eine Technik, die sich als nützlich für das Trainieren von KI-gestützten Algorithmen zur Robotersteuerung erwiesen hat.

Roboterarm Blue (4 Bilder)

Das Team hinter dem Roboterarm Blue: Pieter Abbeel, David Gealy und Stephen McKinley.
(Bild: Berkeley Open Arms)

Blue kann relativ schwere Lasten tragen und lässt sich auch vom Benutzer einfach nach vorne oder hinten bewegen, was das System sicherer macht. Zudem kann man ihm so physisch zeigen, was zu tun ist. Das System bietet die unterliegende Software zur Kontrolle des Roboters und für das VR-System und ist kompatibel mit jedem Computer, auf dem KI-Software läuft.

Das Projekt kommt aus dem Labor von Pieter Abbeel, einem Professor in Berkeley, der zu den Pionieren bei der KI-Anwendung im Robotikbereich zählt. Das geistige Eigentum für den Roboter wurde von der Hochschule an eine neue Firma namens Berkeley Open Arms lizensiert, die die Hardware entwickelt und verkauft.

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Noch ist es extrem schwer, maschinelles Lernen (ML) von einer virtuellen Umgebung auf die Echtwelt zu übertragen. Trotz dieser Tatsache macht die Forschung Fortschritte bei der Anwendung von ML auf Roboter-Hardware. Das ergab bereits einige spektakuläre Demonstrationen und erste Start-ups, die sich damit beschäftigen.

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Einige clevere Firmen nutzen den Trend ebenfalls. Nvidia, der bekannte Chiphersteller, der die KI-Welle mit seinen speziellen Prozessoren und Softwareprodukten für Deep Learning erfolgreich ritt, startete erst kürzlich ein spezielles Labor für neuartige Robotertechnik.

Nvidia-Chef Jensen Huang beschreibt den Berkeley-Roboter als "sehr spannend". Ihm zufolge kostet ein Industrieroboter rund 50.000 Dollar – die notwendige Neuprogrammierung für neue Aufgaben ist ebenfalls teuer. "Wir ziehen das Pferd von hinten auf", sagt er. Huang erwartet deutliche Verbesserungen in der Robotik dank maschinellem Lernen und VR-Simulationen. "Roboter und KI sind heute vereint."

(bsc)