Knappes Gut

Fahrbericht Porsche 911 Speedster

Das Beste zum Schluss. Mit dem 911 Speedster beendet Porsche die Baureihe 991 des 911ers. Der finale Akkord ist furios, der Preis auch: Porsche baut nur 1948 Exemplare zum Preis von 269.274 Euro. Dennoch dürfte es schwierig werden, eines davon zu bekommen oder auch nur zu sichten

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Porsche 911 Speedster 10 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Mit dem 911 Speedster beendet Porsche die Baureihe 991 des 911ers. Der finale Akkord ist furios und bereitet jede Menge Freude. Künftige Begegnungen mit diesem Modell dürften extrem selten sein, der Wagen ist teuer, die Serie klein. Als Geburtstags-Aufmerksamkeit kommt er ein knappes Jahr zu spät, immerhin ist er aber bereits am 8. Juni 2018 pünktlich zu Porsches 70stem als Konzept vorgestellt worden.

Steigerung der Fahrbarkeit

Dieser Porsche fährt ohne Zwangsbeatmung des archaisch frei atmenden Sechszylinder-Boxers. So, wie es ein 911 verdient. Die Symbiose zwischen Motor, Fahrer und Vehikel könnte enger nicht sein und jede Form der Aufladung wirft sich verfälschend dazwischen. Der Verzicht darauf steigert (unter anderem!) die Fahrbarkeit so spürbar, dass einem dieser 911 bereits nach ein paar Kilometern das „Du“ anbietet. So spielerisch einfach fährt er sich.

Man sitzt im Speedster weder zu tief für die Fensterlinie noch zu hoch für das eventuell auch mal geschlossene Dach. Die Sitze fixieren einen wie ein guter Skischuh, ohne den jeder Slalom in einer Rutschpartie enden würde. Das Lenkrad liegt genau dort gut in der Hand wo es hingehört und der Boxer im Rücken schwingt sich mit der Drehzahl zu immer höherer Leistung auf.

Erbmasseausgleich

Für einen Sauger entwickelt das Vierliter-Aggregat überraschend viel Druck bereits im Drehzahlkeller und jubelt scheinbar mühelos hoch bis zu 9000/min. Letzteres ist charakteristisch für den Boxermotor, den Porsche trotz eines prinzipiell hohen und immer weiter steigenden Aufwands vor allem wegen der Erbmasse baut. Aber nicht nur deshalb: bietet er doch außer der hohen Laufkultur dank eines nahezu perfekten Masseausgleichs auch einen niedrigen Schwerpunkt.

Das Aggregat liefert ab 6250 Umdrehungen 470 Nm und katapultiert den Speedster in nur vier Sekunden auf Landstraßentempo. Einzeldrosselklappen optimieren die Füllung der Brennräume, eine neue Einspritzanlage steuert mit 250 bar Druck den Treibstoff bei. „Der Motor war schwer unterzubringen“, erklärt der Leiter der GT-Fahrzeuge bei Porsche, Andreas Preuninger. Das glaubt man sofort, denn als Boxer benötigt er heute Katalysatoren je Zylinderkopf, also doppelt. Genau wie die Partikelfilter, die er als Direkteinspritzer braucht.

Die Handschaltung ist eine Offenbarung, präzise und auf kurzen Wegen flutscht der Ganghebel durch die Gassen. Auf der Mittelkonsole verführt ein „Auto Blip“-Knopf zum Draufdrücken. Bitte Finger weg! Wer beim Runterschalten auf automatisiertes Zwischengas angewiesen ist, sitzt im falschen Auto. Selbst ist der Fahrer. Ein Doppelkupplungsgetriebe und anderen modernen Krimskrams sucht man vergebens. Selbst eine Klimaanlage gibt es nur auf ausdrücklichen Wunsch des Käufers.