Pegel: „Ich glaube nicht an die reine E-Mobilität“

Elektroautos werden das Nutzerverhalten von Autofahrern nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel (SPD) stark verändern. „Manche Menschen werden sich irgendwann das E-Auto nur holen, wenn sie es brauchen“, sagte Pegel

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Mercedes EQC 400

(Bild: Mercedes)

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  • dpa

Elektroautos werden das Nutzerverhalten von Autofahrern nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel (SPD) stark verändern. „Manche Menschen werden sich irgendwann das E-Auto nur holen, wenn sie es brauchen“, sagte Pegel am Donnerstag (16. Mai 2019) auf einer E-Mobilitätstagung im Landes-Ökozentrum in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte). Diese Leuten wollten nicht, dass ein Wagen 98 Prozent des Tages vor dem Haus steht und nur zu zwei Prozent genutzt wird. Er halte Kaufmodelle ähnlich wie beim Leasing für Smartphones für möglich. Da verdienten die Unternehmen eher an der Nutzung der Handys wie auch über Apps.

„Manche Menschen werden sich irgendwann das E-Auto nur holen, wenn sie es brauchen“, meint Pegel. (im Bild: Mercedes ECQ 400)

(Bild: Mercedes)

„Ich glaube aber nicht an die reine E-Mobilität“, sagte Pegel vor etwa 70 Vertretern von Kommunen, E-Mobilitätsverbänden und Firmen. Für lange Strecken oder Bagger werden man noch lange andere Antriebsarten brauchen. Und es gebe Tage, da scheine die Sonne nicht so stark und der Wind sei schwach, da sollten nicht zu viele Autos gleichzeitig aufgeladen werden. Es werde noch lange eine „Mischantriebsnutzung“ geben, sodass viele auch zwei Autos haben könnten. Darauf stelle sich das Land ein.

Der Minister sagte, das Land werde künftig die Anschaffung von E-Bussen bei Nahverkehrsfirmen nicht mehr besonders fördern, wie es bisher unter anderem in Greifswald war. Die Kommunen hätten bei den Finanzverhandlungen darauf bestanden, dass das Land solche Gelder an die Kommunen weiterreiche. Ansonsten wolle man die Aufstellung von Ladepunkten an E-Säulen weiter fördern.

Das sei auch dringend nötig, sagte Bert Balke vom Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte und forderte den Verkehrsverbund mit Berlin/Brandenburg. Die vielen Touristen setzten eine bessere Ladestruktur voraus – und auch mehr öffentlichen Personennahverkehr. Hier habe das Land mit der Abschaffung des Stundentaktes von Berlin nach Waren und der Südbahn einen großen Fehler gemacht. „Die Urlauber wollen durchaus ihre Autos stehenlassen und kostengünstige Busangebote.“ Das zeige das beliebte „Müritz-Rundum-Ticket“, das mit Kurkarten kostenlos genutzt werden darf.

Wie Frank Jacobi von der Landesenergie- und -Klimaschutzagentur MV erklärte, wird ab Ende 2019 mit deutlich fallenden Preisen bei E-Autos gerechnet. Gab es 2017 noch 117 öffentliche Ladestandorte mit 173 Ladepunkten, gebe es jetzt 217 Standorte mit 342 Ladepunkten. „Diese Zahl sollte parallel zur Zahl der E-Autos steigen“, sagte Jacobi. Derzeit gebe es rund 1150 E-Autos im Nordosten, davon 612 BEVs. Einer Prognose zufolge sollen es 2030 etwa 180.000 E-Autos sein, etwa 20 Prozent der Autoflotte im Land. Dafür würden etwa 24.500 öffentliche Ladepunkte gebraucht.

Man rechne damit, dass E-Autos zu 80 Prozent zu Hause oder bei der Arbeit aufgeladen werden, erklärte Pegel. Deshalb werde eine Steuerbefreiung für Arbeitgeber beim Strom geprüft. Für den Vorsitzenden des Trägerkreises E-Mobilität MV Frank Schmetzke geht der Zuwachs bei E-Fahrzeugen zu langsam. „Mecklenburg-Vorpommern ist weit von einem Durchbruch bei der E-Mobilität entfernt“, sagte Schmetzke, der auch die Stadtwerke Neustrelitz leitet. Spätestens mit dem Kohleausstieg könne sich der Verkehr als Kohlendioxid-Produzent nicht mehr verstecken. Die Stadtwerke finanzieren das Landeszentrum für erneuerbare Energien mit rund 500.000 Euro im Jahr. (mfz)