Öffentlich-rechtliche Konkurrenz zu Facebook

Wie sich die Mediatheken der Rundfunksender zu sozialen Netzwerken ausbauen ließen – ohne profitmaximierende Algorithmen.

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Szene aus dem Film "The Cleaners"

(Bild: The Cleaners / Farbfilm Verleih)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Sollte der Staat soziale Netze wie Facebook stärker regulieren, um Hass und Hetze einzudämmen? Oder hat er im Gegenteil schon viel zu viel Einfluss auf das Internet und sollte sich stärker zurückhalten? Leonhard Dobusch, Professor für Organisation und Lernen an der Uni Innsbruck, schlägt im Magazin Technology Review (Ausgabe 6/2019 im heise shop und im Handel erhältlich) einen dritten Weg vor: Eine öffentlich-rechtliche Plattform nach Vorbild des Rundfunks als Gegengewicht zu den profitorientierten Anbietern. Denn dort ist Hass ein Wirtschaftsmodell: Je extremer und polarisierender ein Beitrag, desto länger bleiben Nutzer bei der Stange, desto höher der Erlös für den Plattformbetreiber.

TR 6/2019

Technology Review Juni 2019

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Leonhard Dobusch (2018), Professor für Organisation und Lernen an der Uni Innsbruck.

(Bild: Wikipedia / Olaf Kosinsky / cc by-sa 3.0 de )

Auf das Argument, dieses gern als bräsig verschriene Rundfunk-Modell passe kaum ins digitale Zeitalter, antwortet Dobusch: "Ich sitze selbst im Fernsehrat, ich kenne die Probleme. Das System ist nicht staatsfern genug, aber man kann das besser machen. Man muss die Idee updaten." Ihm schwebt eine öffentliche Finanzierung vor, kombiniert mit einem Aufsichtsrat, dessen Schöffen zu einem Drittel per Los aus der normalen Bevölkerung rekrutiert werden. Der Rest besteht aus Vertretern der Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden. "Staatsfern heißt nicht staatsfrei", argumentiert Dobusch. "Aber bei dieser Konstruktion kann keine Fraktion einfach durchregieren."

Keimzelle einer solchen Plattform könnten die Mediatheken der einzelnen Fernsehsender sein. "Das mit den öffentlichen-rechtlichen Schrebergärten, wo jeder Regionalsender seine eigene Mediathek hat, muss aufhören", fordert Dobusch. Stattdessen sollten die Nutzer sich nur einmal für sämtliche Dienste sämtlicher Sender einloggen müssen. ARD und ZDF überlegen laut Dobusch bereits, ein solches "Single Sign-on" einzuführen.

Im nächsten Schritt könnten auch private Nutzer in das System "schrittweise reinrutschen", wie es Dobusch formuliert: Zunächst, indem sie etwa eine öffentliche Playlist ihrer Lieblingssendungen anlegen, später durch das Hochladen eigener Beiträge. Fertig ist die You Tube- und Netflix-Konkurrenz.

Wie bei der kommerziellen Google-Tochter stünde auch eine öffentlich-rechtliche Videoplattform vor der Aufgabe, den Input der User zu überwachen und zu kuratieren. Dies solle allerdings nicht durch profitgetriebene Algorithmen geschehen, sondern anhand anderer Kriterien, etwa der Beurteilung durch Nutzer. Zudem solle eine "Feedback- und Kontrollinstanz" Missbrauch verhindern und als Ombudsstelle dienen. Anders als bei kommerziellen Plattformen gäbe es also Ansprechpartner, wenn Nutzer mit der Entscheidung der Algorithmen nicht einverstanden sind.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in der neuen Juni-Ausgabe der Technology Review (im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).


(grh)