Post aus Japan: Toyota beschleunigt das Elektroauto
Nippons Branchenprimus hat lange auf Hybridautos gesetzt. Nun setzt Toyota auch seine E-Auto-Strategie unter Strom.
Den Prius kennt jeder.
(Bild: Toyota)
- Martin Kölling
Toyota kämpft seit Jahren intern wie auf der Straße mit dem Dilemma, Pionier bei Hybridautos zu sein. Mit seinen Benzin-Elektrodoppelmotoren sind die Japaner zwar absoluter Weltmarktführer elektrifizierter Antriebe. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung fährt Japans Branchenprimus dem Trend hinterher.
Die Schuld daran tragen die Japaner selbst. Während die Konkurrenz wortmächtig in den letzten Jahren auf batterieelektrische Autos schwor, hieß es aus Toyota-City lange: Wir setzen auf Hybride. Reine Elektroautos sind doch nur was für kurze Strecken in der Stadt. Doch die Autoindustrie muss nun umdenken: 2016 leitete Toyota intern eine Wende ein, die sich ab 2020 auch auf der Straße zeigen wird.
Zehn reine Stromer schon 2020
Ab nächstem Jahr wird Toyota in rascher Folge zehn reine Stromer auf den Markt bringen. Das erste Modell wird dabei in China eingeführt. So viel ist schon länger bekannt. Doch nun beschleunigt der Konzern seine Offensive. Kürzlich zog Toyotas Vizepräsident Shigeki Terashi Toyotas Elektrifizierungsziele um fünf Jahre vor.
Toyota will nun schon bis 2025 5,5 Millionen Autos mit Hybrid- oder Elektromotoren verkaufen, ein paar Brennstoffzellenautos inklusive. Eine Million Autos der Flotte sollen der Vorhersage zufolge ihren Strom nur aus einem Akku beziehen. Bisher wollte Toyota diesen Meilenstein erst 2030 passieren.
Auf den ersten Blick hinkt Toyota damit hinter anderen Herstellern bei Elektroautos hinterher, besonders denen aus dem eigenen Land. Nissan ist Elektroauto-Pionier, wenn es um den Massenmarkt geht. Die erste Generation des batterieelektrischen Nissan Leaf wurde bereits 2010 eingefĂĽhrt. Honda macht derzeit mit VorfĂĽhrungen eines elektrischen Stadtflitzers Honda e unter Autotestern Schlagzeilen, der Ende des Jahres auf den Markt kommen soll.
Honda ist schon da
Honda hat sogar angekĂĽndigt, bis 2025 alle Modelle in Europa zu elektrifizieren, also mindestens als Hybrid zu verkaufen. VW will sogar drei Millionen reine Stromer auf den Markt bringen. Aber die Frage bleibt, wie viele Elektroautos die Kunden den Herstellern auch wirklich abnehmen werden. Denn Ă–kobewusstsein treibt die Kaufentscheidungen offensichtlich nicht.
Sonst gäbe es keinen SUV-Boom und kein PS-Wettrüsten bei Verbrennern wie Elektroautos. Oder glaubt jemand, dass ein Tesla Model S mit seinen 779-PS-Motoren umweltfreundlicher wäre als ein 100-PS-Elektroauto mit der gleichen Tesla-Technik. Vielleicht ist Toyota nur realistischer in der Einschätzung der menschlichen Konsumentenpsyche.
Aber das bedeutet nun nicht, dass Toyota die Zukunft vollständig verschläft. So hat das Unternehmen im Juli gemeinsam mit der japanischen Forschungsbehörde Nedo und dem Elektronikkonzern Sharp angekündigt, eine neue Generation eines Solarzellenauto zu testen.
Toyotas neues Solarzellenauto (5 Bilder)

Viele Versuche
Dazu bringt das Team hocheffiziente Solarzellen des Elektronikkonzerns auf einem Prius-Plug-in-Hybriden an. Das Modell gibt es schon heute mit Solarzellen. Doch schon die Effizienz des neuen Systems ist mit 34 Prozent mehr als doppelt so hoch wie beim bisherigen Prius PHV. Die Leistung ist mit 860 Watt sogar mehr als fünf Mal so hoch. Ein Parktag im Sonnenlicht lädt die Batterie in dem Fall mit genügend Strom für 44,5 Kilometer, behauptet das Entwicklerteam.
Zudem versucht Toyota, durch Allianzen die Entwicklungskosten zu drĂĽcken. Mit Subaru entwickelt der Konzern Plattformen fĂĽr Mittelklassewagen und SUVs, mit Daihatsu und Suzuki im Kompaktsegment. Mit Mazda wird gesprochen, mit BMW an der Brennstoffzelle gefeilt.
Damit deckt Toyota von Benzinern, Stromern, Hybriden bis Brennstoffzellenautos alle Antriebsarten ab – außer Dieselmotoren. Und damit ist Toyota mit am besten unter den globalen Herstellern dafür aufgestellt, die wankelmütigen Wünsche von Kunden und Politik in verschiedenen Ländern zu bedienen.
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