Cloud und Big Data: Nahezu unzerstörbar

Die US-Regierung erwägt, Amazon, Facebook & Co. aufzuspalten. Das ist nicht nur rechtlich ein schweres Unterfangen.

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Cloud und Big Data: Nahezu unzerstörbar

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Giles
Inhaltsverzeichnis

Amazon, Apple, Google und Facebook sind ins Visier der Kartellbehörden in den USA geraten. Das Justizministerium und die Handelsaufsicht FTC bereiten gerade Monopoluntersuchungen vor, die schlimmstenfalls dazu führen könnten, dass Unternehmen aufgespaltet werden. Und zuvor belasten solche potenziellen staatlichen Eingriffe schon einmal den Börsenkurs.

Und auch der US-Kongress möchte die Konzerne unter das Mikroskop nehmen. Die Justizkommission des Repräsentantenhauses startete eine breite Untersuchung, um die Marktmacht der Techkonzerne zu untersuchen.

Warum das alles ausgerechnet jetzt passiert, ist Gegenstand von Spekulationen. Die Europäische Union kümmert sich seit Jahren um das Thema und hat etwa Google enorme Geldstrafen für wettbewerbsfeindliches Verhalten aufgebrummt.

Eine mögliche Erklärung sind aktuelle Entwicklungen in der amerikanischen Politik. Einige prominente Demokraten, darunter die Senatorin und Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren, rufen laut danach, dass Techkonzerne aufgeteilt werden müssten, damit sie Kundeninteressen nicht weiter missachten. Mit der aufkommenden Präsidentschaftswahl wollen die Republikaner offenbar ebenfalls zeigen, dass sie gegenüber "Big Tech" echt "tough" sind.

Fokus: Internet

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"Front panel of the first IMP" / FastLizard4 / cc-by-sa-3.0

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50 Jahre Internet, wir gratulieren - und machen eine Bestandsaufnahme: Was läuft schief im Netz? Braucht es mehr Staatseingriff? Wie ist es um das Gedächtnis des Internets bestellt? Wir müssen eingestehen, dass viele Probleme im Web menschlicher Natur sind. Wir haben aufgeschrieben, wie wir mit dieser Gemengelage am besten umgehen.

Hinzu kommt, dass die Konservativen seit langem vermuten, dass es einen liberalen "Bias" bei den Technikriesen im Silicon Valley gibt. So streitet sich Donald Trump seit langem mit Amazon-Boss Jeff Bezos und behauptet regelmäßig, konservative Stimmen würden bei Suchmaschinen und sozialen Medien unterdrückt.

Politik hin oder her – es haben sich tatsächlich Monopole gebildet. Amazon ist auf der eigenen Plattform tätig und könnte freie Händler übervorteilen. Google baut Suchergebnisse womöglich zu seinen Gunsten um. Apple wiederum nimmt sich 30 Prozent jeder verkauften App und lässt keine anderen Programme auf die Plattform. Über den von Facebook und Google dominierten digitalen Werbemarkt braucht man kaum sprechen.

Warren und Co. nutzen Metaphern aus dem Sport bei ihren Versuchen, Cloud und Big Data zu zerlegen. Man könne nicht gleichzeitig Spieler und Schiedsrichter sein, twitterte die Demokratin. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass das Aufspalten der Konzerne wirklich möglich ist. Es gibt einiges für die Anwälte des Staates zu bedenken, denn um "normale" Monopole handelt es sich selten.

So verschenken die meisten Techkonzerne große Teile ihrer Dienste. Die US-Kartellgesetzgebung konzentriert sich hingegen darauf, ob Kunden wegen eines Monopols mehr zahlen müssen. Google und Facebook sind zwar keine Waisenknaben, wenn es um den Datenschutz geht, doch sie bieten ihren Usern riesige Mengen freier Dienste und investieren dabei auch noch "kostenlos" in Forschung und Entwicklung. Das heißt nicht, dass es nicht eine Möglichkeit geben würde, ihre Marktmacht einzuschränken. Doch ein Schaden für Kunden ist relativ schwer nachzuweisen.

Zudem sind die Konzerne auch keine "natürlichen Monopole", wie man sie etwa im Stromsektor kennt. Die Kosten, in den Internetmarkt einzusteigen, sind immer noch relativ gering, während man als kleine Firma wohl kaum ein Atomkraftwerk bauen kann. Das Problem sind Netzwerkeffekte, die den Erfolg der Konzerne sichern. Ein Dienst wie Amazon zieht Käufer magisch an, weil dort so viele Produkte zur Verfügung stehen. Und je mehr Kunden dort sind, desto mehr Händler gibt es. Und Facebook wiederum nutzen viele User nur, weil dort eben alle Freunde sind.

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Weiterhin nutzen Google & Co. ihre Datendominanz auch dazu, weitere Gratisdienste zu offerieren. Es gibt quasi einen Schneeballeffekt. Je mehr Kunden man anzieht, desto mehr Daten erhält man von ihnen – und je einfacher lassen sich angepasste Dienste erstellen. Im Zeitalter der KI dürfte sich dieser Effekt sogar noch deutlich verstärken.

Und was ist mit dem Beispiel Microsoft? Tatsächlich wurde der Softwareriese in den Neunzigern belangt, weil er seinem Betriebssystem einen kostenlosen Browser beilegte und damit andere Firmen ausbremste. Ein vom US-Justizministerium gewünschter Split des Konzerns wurde zwar nicht umgesetzt, doch es kam zu einem intensiven Rechtsstreit, der Microsoft sein gutes Image kostete – und seine wettbewerbsfeindlichen Instinkte wohl auch teilweise beschnitt. Vielleicht wiederholt sich ja die Geschichte?

(bsc)