FDP schlägt Kryptogeld für Klimaschutz vor

Was braucht man für den Klimaschutz? Eine Blockchain, sagt die FDP. Und schlägt ein Kryptogeld vor, das alle belohnt, die der Atmosphäre Klimagase entziehen.

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FDP schlägt Kryptogeld für Klimaschutz vor

(Bild: FDP)

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Als wirtschaftlichen Anreiz für zusätzlichen Klimaschutz hat die Bundestagsfraktion der FDP vorgeschlagen, eine neue Kryptowährung einzuführen. Der Arbil genannte Coin solle als Belohnung ausgegeben werde, wenn der Atmosphäre bereits emittiertes CO2 oder andere Treibhausgase wieder entzogen werden. Hinter dem Kryptogeld soll der Idee nach ein Verein unter Schirmherrschaft der Bundesregierung stehen, welcher sich um Aufbau des Systems und die Entwicklung einer Wallet kümmert.

Der energieaufwendige Proof-of-Work-Mechanismus von Bitcoin und Co., wegen dem Kryptowährungen oft als Umweltsünder kritisiert werden, könne laut FDP entfallen. Denn Coin-Schöpfung und Erzeugung soll den Mitgliedern des Vereins überlassen werden, wobei man hier wohl an dem Klimaschutz verpflichtete Organisationen gedacht hat. "Wer der Atmosphäre CO2 entzieht, wird dafür bezahlt. So wollen wir aktiven Klimaschutz belohnen sowie Erfindergeist und Innovationen fördern“, erläutert Marco Buschmann, erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, gegenüber der Zeitung Die Welt.

Das ganze System solle an den europäischen Zertifikatehandel für Emissionsrechte andocken. Den Wert soll der Arbil durch die Garantie bekommen, dass er gegen solche Zertifikate eingetauscht werden kann, also eine Art Stablecoin. Der Preis eines Arbil-Coins soll bei dem Zertifikatwert für eine Tonne CO2 liegen, laut Welt derzeit rund 27 Euro. Die festgelegte Obergrenze von Zertifikaten soll dadurch aber nicht berührt werden. Alle für Zertifikate eingelösten Coins sollen dann wieder zurück an den Trägerverein gehen.

"Mit unserem Blockchain-Konzept lassen sich die nationalen Emissionshandelssysteme elegant miteinander verknüpfen“, sagt Frank Sitta, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Liberalen. "Auch das geplante weltweite Kompensationssystem der Luftfahrt, Corsia, kann problemlos in dieses System eingebunden werden.“

Der Vorschlag lässt vieles noch unklar, etwa wie genau der Nachweis des der Atmosphäre entzogenen Kohlenstoffdioxids erfolgen solle. Auch, warum es denn eine Blockchain benötigt, wenn doch offenbar gar kein wirklich dezentrales System geplant ist, bleibt offen. Das Design der Kryptowährungssysteme ist ja vor allem dafür geschaffen worden, keiner zentralen Autorität mehr vertrauen zu müssen – genau die gäbe es aber mit dem Verein hinter Arbil. Die FDP will ihr Konzept nun erst einmal mit Finanzexperten und Wissenschaftlern diskutieren, schreibt die Welt. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.

Generell gehen viele Forscher davon aus, dass neben anderen Klimaschutzmaßnahmen künftig auch CO2 aus der Luft gezogen werden muss, um die Klimaziele überhaupt noch erreichen zu können. Der Weltklimarat sprach sich bereits für die CO2-Bindung durch Baumanpflanzungen und die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen wie Mooren aus. Ferner gibt es verschiedene Ansätze wie die Verflüssigung von CO2 und dessen Verpressung in unterirdische Kavernen oder endotherme Umsetzungen in CO sowie in diverse organisch-chemische Grundstoffe, zumeist für den späteren Einsatz in industriellen Anwendungen. (axk)