RWE und Mennekes präsentieren 7-poligen Elektroauto-Stecker

Neue Steckverbindung auf dem Weg zur Norm

Noch im Sommer könnte eine 7-polige Verbindung normiert werden. Das System erlaubt Powerline-Signalübertragung und soll von Laien gefahrlos bedient werden können

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 139 Kommentare lesen
3 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • ssu
Inhaltsverzeichnis

Hannover, 24. April 2009 – Eine neu entwickelte Standard-Steckverbindung zum Laden von Elektroautos präsentierte RWE auf der Hannover Messe. Die Steckverbindung hat der Stromkonzern gemeinsam mit Daimler entworfen, umgesetzt wurde sie von Stecker-Spezialisten Mennekes. Die vom VDE-Arbeitskreis 542.1 (Steckverbinder Elektrofahrzeuge) weiterentwickelte Spezifikation soll bis Ende April der IEC (International Electrotechnical Commission) vorgelegt werden, bis Ende Mai soll der "final draft for vote" fertig sein.

Drehstrom- und Signalkontakte

Der an einer Seite abgeflachte Stecker hat fünf große Kontakte für Erdung, Nullleiter und für die Drehstromphasen sowie zwei weitere kleinere Kontakte, die eine Übertragung von Signalen auch dann ermöglichen, wenn die Starkstrom-Leitung abgeschaltet ist. Diese beiden Zusatz-Pins stellen den größten Unterschied zu den sehr verbreiteten, etwa gleichgroßen, fünfpoligen CEE-Drehstromsteck­verbindungen gemäß IEC 60309 dar. Man findet diese zum Beispiel auf Baustellen oder an Campingfahrzeugen und auch bei einigen vorhandenen Ladesäulen werden sie eingesetzt.

Fahrzeug-Identifikation via Powerline

Die Signalkontakte sollen es RWE zufolge ermöglichen, dass auch Laien ein Elektroauto gefahrlos und ohne Aufsicht an eine Ladesäule anschließen können: Die 7-polige Buchse an der Ladesäule ist im Normalzustand spannungsfrei. Verbindet der Kunde sein Auto mit ihr, erfolgt zunächst ein Handshake via Powerline, also der Datenüber­tragung via Stromleitung. Auf diese Weise kann die Elektronik in der Ladesäule erkennen, ob es sich überhaupt um einen berechtigten Verbraucher handelt und wie hoch der Strombedarf des Autos ist, bevor sie den Ladevorgang startet. Dieses Szenario setzt neben normierten Steckverbindungen allerdings auch entsprechende Intelligenz und Schnittstellen der Bordelektronik des Elektroautos voraus – diese sollte den fürs Auto bestmöglichen Ladezyklus übermitteln können und muss das Laden jederzeit abbrechen können, sofern eine Störung wie Überhitzung auftritt. Zudem kann die Station den Strom abschalten, wenn sich ein Stecker lösen sollte: Die Stifte für die Signalleitungen sind unterschiedlich lang, so dass der Lade­automat erkennen kann, ob die Stecker korrekt in ihren Gegenstücken sitzen. Welcher Powerline-Standard zum Einsatz kommen wird, ist noch offen, allein im Bereich der Heimvernetzung existieren mehrere Varianten mit unterschiedlicher Bandbreite. RWE bevorzugt dabei das "HomePlug-Turbo"-Verfahren, das bis zu 85 MBit/s brutto über die Stromleitung schickt. Diese Datenrate wird zwar von aktuellen Verfahren für die Heimvernetzung deutlich übertroffen, dafür ist es ist zum noch älteren HomePlug 1.0 (maximal 14 MBit/s brutto) kompatibel.