Schlussverkauf bei Lernout & Hauspie
Mit seiner Ăśbersetzungssparte Mendez Translation startet beim bankrotten belgischen Spezialisten fĂĽr Spracherkennung Lernout & Hauspie der Ausverkauf.
Lernout & Hauspie, das seit Ende vergangenen Jahres in finanziellen Schwierigkeiten steckende belgische Unternehmen fĂĽr Spracherkennungssysteme, hat seine Ăśbersetzungssparte "Mendez Translation" an die Bowne Global Solution des amerikanischen Bowne-Konzerns verkauft. Mit 44,5 Millionen US-Dollar erzielte der Sprachenspezialist nicht ganz die fĂĽr die SchuldenrĂĽckzahlung erhofften 60 Millionen US-Dollar und weitaus weniger, als die im letzten Jahr ursprĂĽnglich erwarteten 180 Millionen US-Dollar.
Um der Auflösung zu entgehen, müssen schnellstmöglich weitere Unternehmensteile veräußert werden: Während die Unternehmenstöchter Apptek und Kurzweil wahrscheinlich per Management Buyout eigenständig werden, soll die Transkribtionssparte voraussichtlich im September an nicht genannte Interessenten veräußert werden. Unter den Geldgebern von Dictaphone sei eine prinzipielle Einigung erzielt worden, die Firma wieder auf eigene Füße zu stellen. Der amerikanische Diktiergerätespezialist, den L&H im vergangenen Jahr aufgekauft hatte, hat nach Angaben von Interims-Chef Philippe Bodson auch unter dem L&H-Dach weitgehend eigenständig gearbeitet. Allerdings müssten bei der Ausgliederung Dictaphones zusätzliche finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um die Power-Scribe-Technik von L&H zu übernehmen; die überschuldete Unternehmenstochter Dictaphone steht in den USA unter Gläubigerschutz.
Auf einer Telefonkonferenz gab Bodson bekannt, dass die belgische Softwareschmiede ihren Betrieb noch bis Ende Oktober aufrecht erhalten kann. Folglich muss bis dahin auch der Kernbereich Sprachtechnologie, zu dem unter anderem die im Mai 2000 aufgekaufte Spracherkennungsfirma Dragon Systems gehört, unter die Haube gebracht werden. Bodson schwebt hier nach wie vor ein eigenständiges Unternehmen vor. Doch selbst der Interims-Chef zweifelt inzwischen, ob sich Geldgeber finden, die den kompletten Sprachbereich inklusive 600 Leuten übernehmen – das Risiko sei wahrscheinlich zu groß. Zumal zwischen 100 und 125 Millionen US-Dollar nötig seien, um die Entwicklungskosten der nächsten zwei oder drei Jahre zu finanzieren; die Sprachtechnologiesparte allein verschlingt derzeit etwa 900.000 US-Dollar wöchentlich. (uk)