Selbststeuernde Fahrzeuge für menschenfeindliche Umgebungen in der Praxis

Mit Sensoren und einem Steuerrechner nachgerüstete Serienfahrzeuge können autonom eingreifen, wo Menschen sich in Gefahr bringen würden.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Roboter und selbststeuernde Fahrzeuge für menschenfeindliche Umgebungen

(Bild: Jan Bintakies)

Lesezeit: 13 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Unter den Experten für autonome Roboter gilt die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Frühjahr 2011 als ein wichtiges Negativbeispiel mit Aha-Effekt. In der Branche kursieren diverse Geschichten von gescheiterten ferngesteuerten und unausgereiften autonomen Fahrzeugen und Robotern, die in den Trümmern des Unglücksortes ein schnelles Ende fanden. Die Einsatzleitung sei gezwungen gewesen, etliche Roboter mit sehr langer Kabelverbindung loszuschicken, da Funkverbindungen durch dicke Betonwände und unter starker radioaktiver Strahlung kaum zu halten waren. Misserfolge reihten sich aneinander, man hatte schlicht keine einsatzbereiten Systeme zur Verfügung.

Mehr zu Robotik

Einsatzfall Celle, Niedersachsen, im September 2019: Neben einem Zug liegen zwei Fässer mit Gefahrstoff-Symbolen im Gras. Eine Drohne kartiert das Gelände im autonomen Überflug. Kurz darauf startet ein serienüblicher Kleinbagger, fährt selbsttätig zu den Fässern und nimmt mit Kameras und 3D-Laserscannern auf dem Dach die nähere Umgebung auf. Ein Traktor in der Nähe, ebenso wie der Bagger nachträglich mit Kameras, Laserscannern und GPS-Modul ausgestattet, greift sich eine Palette mit Wechselwerkzeugen und fährt autonom zum Einsatzort. Der Bagger hebt Erde aus und legt sie in eine Transportbox am Traktor. Anschließend nimmt er selbstständig einen Werkzeugwechsel vor, greift eines der Fässer und legt es in eine zweite Transportkiste. Schließlich fährt der Traktor mit Werkzeugen und Boxen zum Rückkehrpunkt, der Bagger macht sich ebenso auf den Weg – ohne dass die Fahrzeuge für all das Befehle benötigen.

Mit dem geschilderten Einsatz auf dem Technik- und Trainingszentrum Celle-Scheuen der niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz bewältigten die beteiligten Fahrzeuge die Abschlussdemonstration des Forschungsprojektes AKIT (Autonomie-Kit für seriennahe Arbeitsfahrzeuge). Die Wissenschaftler im nahen Leitstand haben ständig die Live-Kamerabilder auf dem Schirm, können Aktionen starten und abbrechen – sie können die Fahrzeuge aber auch selbstständig einen durchgeplanten Einsatz ausführen lassen.