Tempo 350 ohne Lokführer

In China soll der "Fuxing"-Schnellzug künftig auch autonom unterwegs sein. Die "weltweit erste smart Hochgeschwindigkeitseisenbahn" soll entstehen.

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Transport: 350 km/h ohne Lokführer

(Bild: Photo by Lau keith on Unsplash)

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China hat in den vergangenen Jahren beim Bahnverkehr massiv aufgeholt – anfangs unter Zuhilfenahme ausländischer Technik aus Frankreich, Kanada, Japan und Deutschland (Alstom, Bombardier, Kawasaki, Siemens); mittlerweile auch mit heimischer Kompetenz und selbstproduzierten Zügen.

Der Fuxing ist eine chinesische Eigenproduktion.

(Bild: China Railway)

Schnellfahrstrecken, die im Eiltempo gebaut wurden, überziehen wichtige Teile des Landes. Seit 2007, als das Eisenbahnministerium seine High-Speed-Rail-Strategie für die kommenden Jahre definierte, sind rund 32.000 Kilometer Gleisanlagen entstanden. Die Mindestgeschwindigkeit auf freier Strecke beträgt dabei 250 km/h. Nächster Schritt soll nun die Automatisierung des Langstreckenverkehrs sein, wie der chinesische Bahnbetreiber China Railway angekündigt hat.

Auf der in vier Jahren entstandenen Strecke von Peking nach Zhangjiakou (Provinz Hebei) sollen Züge vom Typ "Fuxing" künftig mit bis zu 350 Kilometern in der Stunde autonom unterwegs sein. Das wäre Weltrekord beim fahrerlosen Verkehr. In der Provinz finden – parallel zum Hauptaustragungsort Peking – im Jahr 2022 Teile der Olympischen Winterspiele statt. Die Fahrzeit für die 175 Kilometer lange Strecke soll von rund drei Stunden auf 47 Minuten sinken und Fans wie Athleten befördern. Unterwegs hält der Zug auch noch in Yanqing, einem weiteren Olympia-Austragungsort.

(Bild: "Couplers" / N509FZ / Wikipedia / cc-by-sa-4.0)

Einige Züge – daneben wird es zunächst noch welche mit traditionellem Lokführer geben – bekommen eine 5G-Mobilfunkanbindung, Touchscreen-Steuerung am Sitzplatz und diverse Sensoren für Räder, Temperatur und Bremsen, die einen autonomen Verkehr erlauben. Die 10 Stationen der Strecke sollen die "weltweit erste smarte Hochgeschwindigkeitseisenbahn" werden, wie Parteiführer verkündeten. Komplett "smart" sind aktuell allerdings nur sechs von 30 der Hochgeschwindigkeitszüge, die China Railway pro Tag auf die Strecke schickt – das ermittelte der US-Sender CNN. Das dürfte sich bis 2022 allerdings ändern. Die Preise liegen aktuell zwischen 11 Euro 70 und 35 Euro pro Fahrt – je nachdem, welche Klasse man wählt.

Grundsätzlich möglich wird das führerlose Fahren durch das Chinese Train Control System (CTCS), das von der China Railway Signal & Communication Corporation stammt. Es arbeitet ähnlich wie das europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS, das auch für autonomes Fahren verwendet werden könnte – so wird in Australien die Version ETCS-L2 für Eisenerzgüterzüge eingesetzt. Der Rohstoffriese Rio Tinto bedient dank "AutoHaul"-Technik eine 280 Kilometer lange Verbindung zwischen Tom Price im Inland und dem Hafen von Cape Lambert, während die Überwacher im 1500 Kilometer entfernten Perth saßen.

Bahnhof mit chinesischem Schnellzug.

(Bild: Photo by Lau keith on Unsplash)

Beim Fuxing setzen die Chinesen zunächst ebenfalls auf menschliche Kontrolleure. Denn wirklich menschenfrei bewältigt wird der Fahrerjob (noch) nicht. Aus Sicherheitsgründen bleibt immer ein menschlicher Überwacher an Bord, der gegebenenfalls eingreifen kann. Er kontrolliert das autonome System noch die ganze Zeit.

(bsc)