Leicht läuft länger

Wie wirkt sich das Gewicht von E-Autos auf den Verbrauch aus? Ein Versuch liefert neue Befunde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die These klingt erst einmal einleuchtend: Elektroautos können beim Bremsen in gewissem Maße Energie zurückgewinnen („rekuperieren“), also ist der Einfluss ihres Gewichts für den Energieverbrauch zu vernachlässigen. Vor ungefähr einem Jahr hatten wir eine Geschichte über diesen Zusammenhang gemacht, die allerdings zu keinem klaren Ergebnis kam. Aufhänger war damals ein Versuch von Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg, der E-Autos mit Kiessäcken beladen und dann den Stromverbrauch mit und ohne Beladung ermittelt hat. Das Ergebnis: Selbst ein Ballast von 300 Kilo erhöhte den Verbrauch nur marginal.

Der schnörkellose Versuch lässt sich nicht einfach wegdiskutieren. Wenn man andererseits Masse und Verbrauch der gängigsten E-Autos als Diagramm aufträgt, ergibt sich so etwas wie ein linearer Zusammenhang. Auch dies ist ein valides Argument (wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass die schwereren Autos auch stärker motorisiert sind).

Nun meldet sich die „Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg“ mit neuen Befunden. Dazu wurde ein VW E-Golf mit hundert Kilo Ballast beladen und mit dem offiziellen WLTP-Zyklus auf der Straße getestet. Das Ergebnis: 100 Kilogramm mehr erhöhen den Verbrauch um rund vier Prozent.

Zum Vergleich: Bei Verbrennern wird regelmäßig die Zahl von 0,3 bis 0,4 Litern pro hundert Kilometern kolportiert, um die hundert zusätzliche Kilos den Spritverbrauch erhöht. Das entspricht etwa fünf bis sechs Prozent.

Die Rekuperation von E-Autos scheint sich also durchaus im Verbrauch niederzuschlagen, kann ihn allerdings auch nicht völlig vom Gewicht entkoppeln. Beides ist keine Überraschung, schließlich entstehen bei der Rekuperation Umwandlungsverluste. Die Landesagentur beziffert sie auf etwa 40 Prozent. Das würde zu den Zahlen der Verbrenner passen.

So weit, so logisch. Doch wie passt das Ganze zu den Befunden aus Duisburg? Zwei Erklärungsmöglichkeiten fallen mir ein. Erstens: In Duisburg wurde nicht nach dem WLTP getestet, sondern nach einer selbst definierten 100 Kilometer langen Teststrecke (25 Prozent Stadt, 25 Prozent Land, 50 Prozent Autobahn). Das ist ein vergleichsweise hoher Autobahnanteil – im WLTP herrscht viel Stop and go, nur ein Viertel der Strecke liegt über 100 km/h. Also kommt der WLTP einer Rekuperation mehr entgegen. Dies könnte einen Teil der Differenzen erklären.

Zweitens: In Duisburg wurde ein Tesla Model S sowie ein BMW i3 getestet. Während es beim Tesla kaum einen messbaren Einfluss des Gewichts gab, waren es beim BMW immerhin 4,4 Prozent (bei 300 kg). Ich vermute deshalb mal, dass es sehr stark vom Modell abhängt, wie effizient die Rekuperation funktioniert.

(grh)