Corona-Impfstoff direkt auf die Haut

Statt Spritzen in den Muskel sollen Vakzine gegen COVID-19 künftig leichter in den Körper gelangen.

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Corona-Impfstoff direkt auf die Haut

(Bild: CDC)

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Während in der ganzen Welt mögliche Mittel gegen den Erreger SARS-CoV2 entwickelt und getestet werden, forschen deutsche Wissenschaftler zusätzlich nach an einer neuen Transporttechnik zur leichteren Durchführung von Impfungen.

Das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) in Potsdam und das Lead Discovery Center (LDC) in Dortmund, das medizinische Forschung in wirksame Therapien umsetzen will, planen, einen COVID-19-Impfstoff direkt auf der Haut einwirken lassen – alternativ können auch Mikronadeln verwendet werden. Potenziell schmerzhaft in Muskeln eingespritzt werden müsste das Vakzin dann nicht mehr, wie man es von regulären Impfungen kennt.

Doch die schmerzfreie Impfung wäre nur ein begrüßenswerter Nebeneffekt. Die Idee ist vielmehr attraktiv, weil die Immunzellendichte in der Haut durch die sogenannten Langerhans-Zellen am höchsten ist. Deren Aktivierung des Immunsystems führt in Kombination mit einem Glycomimetikum zu einer besonders effizienten Freisetzung des Impfstoffs. Dabei handelt es sich um einen Zucker-ähnlichen Baustein, der chemisch so verändert wurde, dass er eine höhere Affinität und vor allem Spezifität für den Rezeptor Langerin hat. Die neue Transporttechnik würde die körpereigene Immunabwehr also gezielter stimulieren und zu einer beschleunigten, antiviralen Reaktion führen.

(Bild:  Langerhans Zellforschung Labor an der Medizinischen Universität Innsbruck)

Die Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut wird von Dr. Christoph Rademacher geleitet, der die Technologie auch erfunden hat. "Wir gehen davon aus, dass unser System alle Impfstoffe freisetzen kann, die Proteine, Peptide oder mRNA verwenden", sagt er. Bei dem Verfahren handelt es sich um neue Plattformtechnologie, die bei weitem nicht nur gegen COVID-19 eingesetzt werden könnte.

Finanziert wird die Zusammenarbeit der beiden Institute aus Mitteln des Technologietransfer-Fonds KHAN-I. Der Fonds habe laut Geschäftsführer Bert Klebl einen "ersten Schritt" ermöglicht, allerdings seien "weitere Investoren willkommen". Das Spin-off für die Kommerzialisierung hat bereits einen Namen: Cutanos GmbH. Die Forschung an der neuen Transporttechnik wird allerdings voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen – schlimmstenfalls könnte es noch einige Jahre dauern.

(Bild: Photo by Tedward Quinn on Unsplash)

Derzeit arbeiten zahlreiche Wissenschaftlergruppen auf der ganzen Welt an Medikationen oder Vakzinen gegen das neue Coronavirus. Es wird aktuell davon ausgegangen, dass nur eine Immunisierung der Bevölkerung dafür sorgen kann, SARS-CoV2 nachhaltig zu bekämpfen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt mittlerweile mindestens 118 Forschungsprojekte, die sich mit der Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19 befassen. Unabhängig davon, welche Gruppe den vielversprechendsten Impfstoff am schnellsten entwickeln wird: Durch die Zusammenarbeit vom Max-Planck-Institut in Potsdam und dem Lead Discovery Center in Dortmund könnte eine effizientere Technik bereitstehen, um die Impfung zu verabreichen. Angst vor Spritzen bräuchte dann niemand mehr zu haben.

(bsc)