Trend zu immer mehr Autos in Deutschland scheint ungebrochen

Eine Untersuchung attestiert den Deutschen eine stabile Kauflaune bei Autos. Elektroautos legen weiter zu, Carsharing scheint sich hingegen nicht durchzusetzen.

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Trend zu immer mehr Autos hält in Deutschland an

Läuft in München: Der Autoabsatz - nicht so sehr der Verkehr, wie hier an der Einfahrt zum Brudermühltunnel.

(Bild: h/A Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau
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Auch wenn man aus der Autoindustrie aktuell deutliche Klagen vernimmt, sei der Trend zu immer mehr Autos durch die Covid-19-Pandemie zwar kurzfristig gestört, sollte sich aber weiter fortsetzen. Das ist ein Ergebnis aus einer neuen Untersuchung zum Thema, die den Deutschen eine stabile Kauflaune bei Autos attestiert.

Der Fahrzeugbestand in Deutschland ist 620.000 Autos größer als vor einem Jahr. Nicht nur in der Fläche – Großstädte wie Berlin, Hamburg und Frankfurt verzeichnen ein Prozent Zuwachs, München, Köln und Stuttgart sogar zwei Prozent, laut Zahlen des Wirtschaftswissenschaftlers Ferdinand Dudenhöffer. Weder scheinen Staus und Parkplatznot abzuschrecken noch kann offenbar der immer bessere ÖPNV locken.

Allein in München ist demnach zwischen 2018 und 2019 der Fahrzeugbestand um 14.554 Autos gewachsen. Ein Plus von zwei Prozent, oder anschaulicher eine 64 Kilometer lange Schlange (ohne Abstand, bei einer durchschnittlich angenommenen Länge von 4,41 Metern je Auto). Wohlgemerkt zusätzlich zu den bereits 725.690 Autos in der bayerischen Hauptstadt.

In den 20 größten deutschen Städten sind laut der Untersuchung seit Juni 2019 fast 100.000 Autos dazugekommen. Je 1000 Einwohner gibt es in Berlin heute 335 Autos, in Hamburg 437, in Köln und Frankfurt 452, in München 503. Das ist eine Momentaufnahme einer langfristigen Entwicklung, bei der man "auch in den nächsten Jahren kann mit steigenden Fahrzeugdichten rechnen kann", wie es in der Veröffentlichung heißt.

Die durch die Covid-19-Pandemie begünstigte Arbeit im Home-Office und ein dank der Seuche unerwartet wachsender Online-Handel könnten zu weniger Verkehr in den Städten führen. "Die Stau- und Parkprobleme in den Citylagen dürften daher eher weniger werden. Der Anreiz, sich ein Auto auch in den Großstädten zu leisten, steigt."

Attraktiv seien dabei insbesondere in urbanen Gebieten die lokal abgasfreien Elektroautos. Laut Kraftfahrtbundesamt kamen Elektroautos mit 63.281 auf einen Anteil von 1,8 Prozent, legten mit 75,5 Prozent aber kräftig zu. Hybrid-Pkw erreichten mit 239.250 einen Anteil von 6,6 Prozent (+83,7 Prozent). Gleichzeitig sank der Anteil benzinbetriebener Pkw mit 59,2 Prozent unter das Vorjahresniveau von 62,4 Prozent, die Diesel-Pkw blieben fast unverändert bei 32,0 Prozent (Vorjahr: 32,3).

Carsharing scheint sich in Deutschland nicht recht durchzusetzen: Die Möglichkeit, Autos zu teilen, beschränkt sich bei einem Bestand von insgesamt 47,7 Millionen auf vergleichsweise wenige, gut 25.000 Autos. Die Zahl der Nutzer sei im vergangenen Jahr geschrumpft, ein profitables Geschäftsmodell schwer darstellbar, besagt die Studie. Sie verweist auf Auto-Abos mit All-Inclusive-Raten als Alternative.

(fpi)