E-Auto auf dem Land: Auswärts laden – Teil 10

Eine erste Fahrt über 350 Kilometer führt TR-Redakteurin Jo Schilling mit ihrem Projektauto nicht nur nach Kiel, sondern auch an die erste Bezahl-Ladestation.

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E-Auto auf dem Land: Auswärts laden

(Bild: Jo Schilling)

Lesezeit: 4 Min.
E-Auto auf dem Land

(Bild: 

Nissan

)

TR-Redakteurin Jo Schilling wohnt auf dem Land – so richtig "Land". Ein E-Auto scheint sich dort nicht so recht anzubieten, dennoch wagt sie das Experiment. Sie nimmt teil am Forschungsprojekt "i-rEzEPT". Zwei Fraunhofer-Institute, Bosch und Nissan wollen dabei untersuchen, wie gut sich ein Elektroauto als Batteriespeicher für die Solaranlage auf dem heimischen Dach eignet. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen – von der Installation der Anlage bis zum bidirektionalen Laden.

Unser Projekt-Leaf hatte Ende Mai bereits diverse tausend Kilometer auf dem Tacho, aber bis dahin nur Kontakt mit unserer Garagensteckdose und kostenlosen Ladesäulen vor Supermärkten gehabt. Die Strecken zur Arbeit und die Fahrten in unserem privaten Umfeld deckt seine Reichweite von 350 Kilometern bei Frühlingstemperaturen gut ab. Den Strom der Supermärkte nehme ich gerne mit, für Strom an einer Ladesäule zu bezahlen, war bisher nicht nötig.

Nun stand aber eine Fahrt nach Kiel an – hin und zurück von uns aus ziemlich genau 350 Kilometer. Das ist für meinen Geschmack etwas zu scharf kalkuliert. Also habe ich den gleich zu Beginn unserer Stromer-Zeit bestellten Nissan-Ladeschlüssel hervorgekramt: ein Plastikplättchen mit RFID-Chip. Er wurde uns nach Registrierung des Fahrzeugs in der Nissan Charge App kostenlos innerhalb weniger Tage zugesendet. Die Nissan Charge App gehörte zu den drei Apps, die wir uns nach der Auslieferung des Autos herunterladen und die uns den Einstieg ins Stromer fahren erleichtern sollten. Der Ladeschlüssel lag bislang unregistriert und unbeachtet in der Schublade – jetzt war seine Zeit gekommen. RFID-Chipnummer in der App eintragen und innerhalb von 24 Stunden war die Registrierung abgeschlossen und der Ladeschlüssel aktiv.

Mit diesem Ladeschlüssel – beziehungsweise direkt mit der App – kann ich die Leistungen diverser Ladesäulen-Anbieter wie New Motion, Enercity oder Allego nutzen und sie zeigt mir welche – mit dem Ladeschlüssel oder der App nutzbaren – Ladesäulen sich gerade in der Nähe befinden, mit welchem System man dort laden kann, ob die Säule frei und funktionsfähig ist und was das Ladevergnügen kostet. Die Preispannen in dem Gebiet, das ich durchsuche, sind weit. Bei einigen kostet die Kilowattstunde um die 30 Cent, bei anderen fast 60 Cent. Bei einigen läuft auch noch die Uhr mit und die Ladezeit – zusätzlich zum Strom – schlägt nochmal beispielsweise mit 0,019 Cent pro Minute zu Buche. Wenn ich schnell nachladen möchte, um schnell wieder den Heimweg antreten zu können, wird das Ladesäulennetz merklich dünner – und die Preise steigen.

Das ist im Notfall sehr praktisch, aber ich kann meine Reise planen und schaue erst einmal bei der Internetseite goingelectric.de vorbei (die ich sehr schätzen gelernt habe), um zu schauen, was für Lade-Optionen ich außer dem Nissan Charge-Netzwerk habe. Und sieht da: Auf der Strecke in der Nähe meines Ziels befindet sich Ikea mit zwei Chademo-Ladesäulen mit 20 Kilowatt Ladeleistung. Da der Leaf über die Typ-2-Ladestationen lediglich knapp sieben Kilowatt aufnehmen kann, ist eine Chademo-Säule unterwegs schon die Ladevariante der Wahl – und kostenlos ist das Laden dort auch noch.

Auf nach Kiel und auf dem Rückweg Kurs auf Ikea. Leider hatte ich die Rechnung ohne die Corona-bedingte Einbahnstraßenverkehrsführung auf dem Parkplatz gemacht – die Säulen waren nicht erreichbar. Also doch Nissan Charge befragen und schauen, was auf dem Weg liegt, günstig und schnell ist. Meine Wahl fiel auf eine Allego-Ladestation auf einer Total-Tankstelle. Zwar nicht günstig, aber direkt auf dem Weg und schnell.

Das Bedienen der Ladesäule ist intuitiv: Den Ladeschlüssel vor das Aktivierungsfeld halten, Stecker ins Auto und schon fließen die Elektronen. Da ich laut App 50 Cent pro Kilowattstunde zahle, habe ich ein Auge auf den Ladestand meines Autos. Die Säule zeigt mir leider gar nichts – weder was der Strom kostet, den ich gerade lade, noch wie viel ich lade oder wie lange bereits. Da mein Ziel ist, sicher nach Hause zu kommen, breche ich den Ladevorgang nach acht Kilowattstunden ab. Innerhalb von zehn Minuten habe ich damit den Akku von 34 auf 50 Prozent geladen und meine Reichweite von knappen 130 auf sichere 200 Kilometer erhöht. Eine kurze Überschlagsrechnung sagt mir, dass ich trotz der teuren Säule immer noch günstiger reise als mit unserem anderen Auto, das etwas über fünf Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht.

Die Rechnung für die Ladung kommt einen Monat später mit der Monats-Sammelrechung, die allerdings nur einen Posten enthält: 4,66 Euro.


Wie es weitergeht, lesen Sie am nächsten Dienstag, 30.6., an dieser Stelle.

(jle)