Träume hacken als Selbstoptimierung

Forscher manipulieren Schlafphasen und Träume. Ihre Ziele: besserer Schlaf, mehr Kreativität und nachhaltigeres Lernen.

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Träume hacken als Selbstoptimierung

(Bild: Oscar Rosello)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Eva Wolfangel

Adam Horowitz, Forscher am MIT, ist überzeugt, ein Einfallstor in menschliche Träume gefunden zu haben. Im Übergang zwischen Wachen und Schlafen lassen sich laut seinen Experimenten „gezielte Traum-Inkubation“ ermöglichen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. „Dormeo“ nennt Horowitz seine Maschine, ein „Interface, um Träume zu beeinflussen“.

Mit einem sensorgestützen Armband sowie drei Fingerringen misst Horowitz Muskeltonus, Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit, um damit zu bestimmen, wann seine Probanden den Übergang zwischen Wachen und Träumen erreichen – das sogenannte Hori-Stadium 3. In dieser Übergangsphase, so Horowitz’ Überzeugung, assoziiert das Gehirn besonders frei. Denn nach dem Aufwachen werde zwar die Blutzufuhr beispielsweise im Hirnstamm und im Thalamus nahezu sofort erhöht. Es dauere aber bis zu 20 Minuten, bis auch der präfrontale Kortex wieder vollständig aktiv sei, der unter anderem für Handlungsplanung und Gedächtnisintegration zuständig ist und dem freien Gedankenspiel Grenzen setzt.

In dieser Phase spielt eine App vorher aufgezeichnet Audio-Botschaften ab. Sie lautet beispielsweise: „Du bist dabei einzuschlafen. Denke an einen Baum.“ Die Botschaft beeinflusste nicht nur die Träume der Versuchspersonen - von insgesamt 67 Träumen (die Menschen träumten mehrere Male und wachten dazwischen immer wieder halb auf) handelten 45 direkt von Bäumen. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die lediglich im wachen Zustand an Bäume gedacht hatte, schrieben die Versuchspersonen hinterher auch kreativere Texte - gemessen an der so genannten referential cohesion. Diese computerbasierte Methode misst, wie stark Begriffe und Konzepte sich über einzelne Sätze hinweg in einem Text aufeinander beziehen.

TR 9/2020

Mit seinen Forschungen gehört Horowitz zu einer wachsenden Anzahl von Wissenschaftlern, die nutzen wollen, dass das menschliche Hirn auch im Schlaf weiter arbeitet. So hat Anat Arzi vom Weizmann Institute of Science in Israel beispielsweise untersucht, ob man Probanden im Schlaf schlechte Angewohnheiten abtrainieren kann: Sie kombinierte Zigarettenqualm mit dem Geruch von verrottetem Fisch und setzte Schlafende diesem Geruch aus. 30 Prozent der Tiefschlaf-Probanden rauchten daraufhin weniger und zehn Prozent der REM-Probanden. Wache Probanden hingegen verspürten keinen Effekt. (wst)