Schulgipfel: Laptops für Lehrer und Schulen ans Breitbandnetz

Vertreter von Bund und Ländern zeigten sich bei einem Treffen im Kanzleramt entschlossen, Lehrer für rund 500 Millionen Euro mit Dienstrechnern auszustatten.

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Schulgipfel: Laptops für Lehrer und Schulen ans Breitbandnetz

(Bild: Black Jack/Shutterstock.com)

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Um die Digitalisierung an Schulen in Deutschland voranzutreiben und angesichts der anhaltenden Coronavirus-Pandemie prinzipiell mehr E-Learning mit Fernunterricht zu ermöglichen, sollen auch Lehrer auf Staatskosten mit Dienstcomputern wie Laptops ausgerüstet werden. Dafür sind rund 500 Millionen Euro eingeplant. Dies entspricht der Summe, die die Große Koalition bereits über das Konjunkturpaket bereitgestellt hat, um bedürftige Schüler mit Leihgeräten wie Tablets oder Notebooks auszurüsten.

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Auf diese Initiative haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) und die SPD-Vorsitzende Saskia Esken am Donnerstag bei einem "informellen Austausch über die Herausforderungen des Schulsystems" in Corona-Zeiten verständigt, an dem auch die Kultusminister aus Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein beteiligt waren.

Ein Sprecher der Bundesregierung erklärte im Anschluss an das Gespräch im Kanzleramt, dass Merkel das Gespräch zeitnah mit allen für die Schulen zuständigen Ressortchefs fortsetzen und so einen formellen Beschluss erzielen wolle. Beteiligte Vertreter aus der SPD und von den Freien Wählern werten die erzielten Ergebnisse als gut und zeigten sich zuversichtlich, auch in größerer Runde eine gemeinsame Lösung erzielen zu können.

Bei etwa 820.000 Lehrern an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, die das Statistische Bundesamt ausweist, stünden angesichts der in Aussicht gestellten weiteren halben Milliarde rein rechnerisch jeweils rund 600 Euro pro Endgerät sowie zusätzlich benötigter Software und potenziellem Service zur Verfügung. Große Sprünge bei der Ausstattung wären damit nicht möglich. Berater schätzen, dass mit dem Topf eigentlich nur zehn Prozent der Anschaffungs- und Wartungskosten gedeckt werden können.

Um digital unterrichten zu können, müssten natürlich auch die Lehrer mit der notwendigen Technik ausgerüstet sein, betonte Karliczek am Freitag. Die Pädagogen bräuchten neben Rechnern auch eine dienstliche E-Mail-Adresse. Der Bund wolle mit den im Kern für die Schulbildung zuständigen Ländern weiter darüber sprechen, wie er sie hier unterstützen könne.

Einig waren sich die Teilnehmer des kleinen Schulgipfels auch, "schnellstmöglich alle Schulen in der erforderlichen Weise an das schnelle Internet anzuschließen". Laut der Süddeutschen Zeitung sollen die Länder dazu dem Kanzleramt eine Liste über alle Schulen einreichen, an denen rechnerisch eine Übertragungsrate von weniger als 1 MBit/s pro Schüler erreichbar ist. Der Informationsstand über die Internetversorgung der Ausbildungsstätten sei bislang erschreckend schlecht.

Schülern will die Koalitionsrunde zudem zu Hause "einen bezahlbaren Zugang" zum Netz ermöglichen. Die Deutsche Telekom kündigte bereits ein entsprechendes Angebot für eine Bildungsflatrate mit einem Mobilfunktarif von zehn Euro im Monat an.

"Wir wollen jetzt einen Schub geben", erklärte SPD-Chefin Esken am Freitag. Auf Twitter schrieb sie: "Das neue Schuljahr darf kein verlorenes, kein Corona-Schuljahr sein!" Es gebe die Pflicht, allen Kindern und Jugendlichen verlässlich gute und gerechte Bildungschancen zu bieten "und gleichzeitig zur Eindämmung der Infektionsgefahr Kontakte zu beschränken".

Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) bezeichnete die geplanten Zuschüsse für Schüler für ein erschwingliches Internet als Meilenstein. Der Deutsche Philologenverband lobte die Dienstlaptop-Klausel im Namen der Gymnasiallehrer, da damit endlich auch von "Schreibtisch zu Schreibtisch" gelernt werden könne.

FDP-Fraktionsvize Katja Suding monierte, dass die angekündigten Maßnahmen zu kurz sprängen und lose Absichtserklärungen ohne konkreten Fahrplan nicht reichten. Über den Digitalpakt lägen schon fünf Milliarden Euro bereit, die aber wegen bürokratischer Hürden nicht bei den Schulen ankämen. Der parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion Die Linke, Jan Korte, bezeichnete die Ergebnisse als "auf ganzer Linie" enttäuschend. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gebe die unverbindlich in Aussicht gestellten 500 Millionen Euro "für sechs Kampfjets" aus.

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(tiw)