Lernen: Die digitale Zukunft der Schule
In der Corona-Krise zeigt sich: Für erfolgreiches digitales Lernen muss sich noch viel verändern. Doch einige Schulen zeigen, wie die Zukunft aussehen kann.
- Eva Wolfangel
Als im März die Schulen schlossen, hat sich ein weltweites Experiment für digitales Lernen abgespielt. In Deutschland hat es vor allem eines gezeigt: Nach oben ist noch sehr viel Luft. Schulen und Lehrer müssen sich verändern. Aber weil die Krise mehr Schulen als je zuvor dazu gebracht hat, sich mit dem Thema zu beschäftigen, ist nun deutlich klarer, was gut funktioniert – und was nicht so gut. Rückschlüsse werden möglich, wie digitales Lernen in Zukunft funktionieren kann und was auf die Bildungspolitik zukommt.
In einer Umfrage im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung im April zeigte sich, dass, "Schulen und Lehrkräfte Wissen in Zeiten von Corona eher herkömmlich vermitteln", so die Stiftung. Knapp 60 Prozent der Lehrenden versendeten E-Mails an den Klassenverteiler mit Aufgabenblättern, die ausgefüllt, eingescannt zurückgeschickt werden mussten. Nicht einmal 40 Prozent wandten sich in persönlichen E-Mails an ihre Schüler, und nur 52 Prozent der Schüler erhielten laut der Studie regelmäßig eine Rückmeldung von den Lehrern zu ihren Arbeiten. "Kreative Wissensvermittlung, zum Beispiel über echten Fernunterricht, Erklärvideos oder digitale Gruppenarbeit, findet kaum statt", so ein Ergebnis der Studie. Allerdings haben die meisten Lehrer nicht einmal einen Dienstcomputer. Datenschutztechnisch dürfen sie auf ihrem Privatcomputer zudem kaum mit den Schülern interagieren – zumindest theoretisch.
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Nur 88 Prozent der Schüler haben alle Geräte zur Verfügung, die sie für die Schule bräuchten. Das Digitalpaket der Bundesregierung soll diese Lücke schließen. Aber es hat eine entscheidende Schwäche: Die Technik ist nur die Grundlage für digitales lernen, viel wichtiger sind die pädagogischen Konzepte dahinter. Der Digitalpakt hilft dabei nicht, denn er stellt kein Geld für Inhalte zur Verfügung. Pädagogische Konzepte zu überlegen erfordert jedoch sowohl Zeit in Schulen, die im Alltag fehlt – und das entsprechende Hintergrundwissen. Das Ergebnis ist Frontalunterricht 2.0, jetzt per Videokonferenz. Eine Unterrichtsform, von der die Bildungsforschung schon lange weiß, dass sie wenig nachhaltig ist.
Dabei ist die Bildungsforschung sehr aktiv in Sachen Schuldigitalisierung. Allerdings finden die Erkenntnisse aus der Forschung ihren Weg kaum in das deutsche Schulsystem. Es gibt in der Regel schlicht keine Berührungspunkte zwischen dem Alltag der Lehrenden und der Forschenden. Kommt diese Verbindung zustande, entstehen Schulkonzepte, wie das einer Gemeinschaftsschule in Wutöschingen im Schwarzwald. Die Schule wurde 2019 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet und zeigte sich in der Corona-Krise fit für die Digitalisierung. Das Lernen auf Distanz habe sogar so gut funktioniert, dass der Direktor Schülern künftig Homeoffice anbieten möchte.
Mehr über die digitale Zukunft der Schule und wie einzelne Schulen sie jetzt schon meistern, erfahren Sie in der neuen September-Ausgabe von Technology Review (im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). Mit dem Thema Digitalisierung der Bildung beschäftigt sich TR außerdem in einer gerade erschienenen Folge des Podcasts Tech2go.
(jsc)