Ende des Universums: "Es könnte im Prinzip jederzeit passieren"

Der so genannte Vakuumzerfall könnte das Universum von einem auf den anderen Moment auslöschen, sagt die US-Astronomin Katie Mack.

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Ende des Universums: "Es könnte im Prinzip jederzeit passieren"
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Das Universum könnte schon heute zu Ende gehen, meint die theoretische Astrophysikerin Katie Mack vom Perimeter Institute und der University of North Carolina. "Es gibt eine Variante, die durch die jüngsten Ergebnisse in der Teilchenphysik gestützt wird, der sogenannte Vakuumzerfall", erklärte sie im Gespräch mit der Oktober-Ausgabe von Technology Review, die es im heise shop oder im gut sortierten Zeitschriftenhandel zu kaufen gibt. Er könne "sehr plötzlich" passieren. Unter anderem über dieses Schicksal des Universums schreibt sie in ihrem neuesten Buch "The End of Everything".

Beim Vakuumzerfall geht es "im Grunde genommen um die Vermutung, dass es eine Instabilität im Higgs-Feld gibt", erklärt Mack. Diese Art von Energiefeld durchdringt den ganzen Raum und verleiht den Teilchen im Standardmodell Masse. "Wenn es eine Instabilität im Higgs-Feld gibt, könnte es irgendwo im Raum einen Übergang im Higgs-Feld geben, der eine Blase einer anderen Art von Raum schaffen würde, in dem die Gesetze der Physik anders sind als in unserem Universum." Diese Blase könnte sich Mack zufolge mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnen und alles im Universum zerstören, "wenn das Standardmodell der Teilchenphysik eine vollständige Beschreibung der Wirklichkeit liefert".

Die Wahrscheinlichkeit für diese Entwicklung sei zum Glück nicht sehr hoch. "Auf der Grundlage unserer derzeitigen Schätzungen wird sich die Zeitskala für dieses Gesamtereignis je nach Berechnung auf 10100 oder 10500 Jahre belaufen." Das ist viel länger als das Alter des Universums. "Aber es ist immer noch eine beunruhigende Vorstellung, dass so etwas in der Zukunft passieren könnte, weil es im Prinzip jederzeit passieren könnte – wenn es möglich ist."

Für wahrscheinlicher, aber – zumindest nach astronomischen Maßstäben – weniger schrecklich, hält Mack den sogenannten Wärmetod. Das Universum dehnt sich in diesem Szenario immer weiter aus, seine gesamte Materie und Energie verdünnt sich immer weiter. "Die Dinge werden mehr und mehr zerstreut, Sterne verlöschen, schwarze Löcher verdampfen, und am Ende hat man ein Universum, das einfach irgendwie kalt, dunkel und leer ist."

TR 10/2020

Dieser Verlauf heißt Wärmetod, weil der zweite Hauptsatz der Thermodynamik sagt, dass mit der Zeit die Entropie ständig zunimmt. Mit der Zeit wird also immer mehr Energie in Wärme umgewandelt – ungeordnete Energie. "Alles wird im Grunde genommen zur Abwärme des Kosmos. Es ist eine sehr dunkle Zukunft." Welches der beiden Szenarien man für angenehmer hält, sei wohl "eine Frage des persönlichen Geschmacks". (bsc)