Der Prototyp des englischen Roadsters im Test

Toniq R: Der neue Style des Seven-Style kommt aus Cornwall

Der alte Getreidespeicher aus dunkel verfärbten Brettern wirkt so was von unscheinbar, dass man ihn keines Blickes würdigen würde. Aber: In einem intensiv nach Kunststoffen riechenden Nebenraum steht ein Toniq R

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Von
  • gh
Inhaltsverzeichnis

Newquay (England), 7. Januar 2008 – Der alte Getreidespeicher aus dunkel verfärbten Brettern wirkt so was von unscheinbar, dass man ihn keines Blickes würdigen würde. Aber davor steht Colin Williams, der Designer des wohl optisch modernsten Autos, welches in die Fußstapfen des legendären Lotus 7 tritt. Freundlich bittet er uns herein in die dunkle Bude. Am Ende des Schuppens steht ein Wohnmobil, das Büro von Adrenaline Motorsport. Diese noch sehr kleine englische Autoschmiede stellt neben dem von uns zu testenden Toniq R auch noch den Murtaya und Minory her – alles Wagen, die ganz hervorragend zu Rennstrecken und Rallyes passen. Nur die Security-Webcam weist darauf hin, dass es in diesem Bretterverschlag etwas Wertvolles geben könnte. Und tatsächlich: In einem intensiv nach Kunststoffen riechenden Nebenraum stehen halbfertige Murtayas und ein Toniq R, welcher uns sofort in seinen Bann zieht.

Klar wie Metropolis

Der Toniq R wurde von Colin Williams im Stile klassischer Seven-Cars gezeichnet. Das heißt, wie ein Lotus 7, so hat auch der Toniq vorne freistehende Räder mit sichtbarer Radaufhängung und dem dazugehörigen Federwerk. Aber in allen weiteren Punkten ist der Wagen eine Spur anders als beispielsweise ein Caterham CSR200 oder ein Westfield 1600. Der Seven aus Newquay hat einen etwas höheren Fieberglas-Körper und wirkt sehr gestreckt. Ins erste Drittel der Motorhaube drückt sich ein bogenförmiger Lufteinlass. Die Lampen sind längliche Metallbolzen, die uns ein wenig an den Film Metropolis erinnern. Ein Dach gibt es für den Toniq R erst gar nicht. Nur zwei Überrollbügel schwingen sich hinter den Köpfen der Fahrer auf. Insgesamt wirkt die Formgebung klar und puristisch – was sich im Inneren des Autos mit unverminderter Härte fortsetzen soll.

Keine Türen, Plastik-Stühle

Ich steige gemeinsam mit Designer Colin in den Wagen. Um ins Innere zu gelangen, müssen wir über die Seitenwände steigen – Türen gibt es nicht. Der schlank gebaute Colin flutscht geschmeidig in seinen Hartschalensitz. Ich sitze eher auf den Sitzwangen. Als Colin meinen gequälten Gesichtsausdruck bemerkt, erklärt er mir schnell, dass die Innenraummaße an seine Figur angepasst wurden und es jederzeit möglich wäre, breitere Sitze und mehr Beinfreiheit anzubieten. Nachdem ich kurzzeitig dachte, dass ich wieder aus dem Wagen aussteigen muss, hat sich anscheinend mein Becken langsam zurechtgestaucht. Mein Hintern erreicht die Sitzfläche und ich hänge wie reingehämmert im glatten Plastik-Gestühl. Ist es nicht schön, dass die Natur es offenbar so eingerichtet hat, dass ein männlicher Beckenknochen sich derart zusammendrücken lässt, dass er in jeden Autositz passt?