HP-Chefin Fiorina kämpft um Compaq -- und ihre Karriere

Carly Fiorina, die bekannteste US-Unternehmerin und die erste Frau, die eines der 20 Top-Unternehmen der USA führt, kämpft nun um ihre eigene Zukunft.

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Von
  • Peter Bauer
  • dpa

Die Hewlett-Packard-Konzernchefin Carly Fiorina ist die bekannteste amerikanische Unternehmerin und die erste Frau, die eines der 20 Top-Unternehmen der USA führt. Sie kämpft nach der vereinten Opposition der Gründerfamilien jetzt um die Übernahme von Compaq Computer und um ihre eigene Karriere. "Falls die Transaktion platzten sollte, was viele Analysten prognostizieren, … wird Fiorina wahrscheinlich weggehen", schreibt die New York Times nach einem Interview mit der 47-jährigen HP-Chefin. Sie habe den Compaq-Kauf als mutigen Schritt deklariert, den Hewlett-Packard machen müsse, um wettbewerbsfähiger zu werden.

Die beiden legendären Firmengründer William Hewlett und David Packard hatten Hewlett-Packard 1939 in einer Garage in Palo Alto (Kalifornien) mit einem Startkapital von 538 US-Dollar gegründet und die Gesellschaft zum zweitgrößten Computerkonzern der Welt nach IBM gemacht. Ihre Erben, die selbst und mit ihren Stiftungen noch insgesamt 18 Prozent der HP-Aktien kontrollieren, haben sich jetzt gegen den Compaq-Kauf stark gemacht. Fiorina und Compaq-Chef Michael Capellas wollen den Zusammenschluss trotzdem realisieren. Fiorina setzt dabei auf die institutionellen Investoren und die Kleinaktionäre. Fiorina benötigt sechs von zehn der restlichen Aktien, wenn sie den Compaq- Kauf für 25 Milliarden US-Dollar über die Bühne ziehen will.

Fiorina, eine ehemalige Starverkäuferin bei dem Telefonriesen AT&T und seinem Telekomausrüstungs-Ableger Lucent Technologies, war im Juli 1999 als Firmenchefin zu HP gekommen. Die blonde, elegante und redegewandte Unternehmerin war auf den Titelblättern vieler Wirtschaftspublikationen zu finden. HP blätterte 85 Millionen US-Dollar hin, um sie anzuwerben. Das vor allem aus HP-Aktien bestehende Entlohnungspaket ist jetzt allerdings nach Angaben der Zeitung nur noch weniger als 35 Millionen Dollar wert.

Fiorina griff von Anfang an hart bei Hewlett-Packard durch und löste festgefahrene Managmentstrukturen. Sie brachte mit viel Schwung Leben in das traditionsreiche 62-jährige Unternehmen. Sie schaffte sich dabei nicht nur Freunde. Es schien für HP unter ihrer Regie anfangs aufwärts zu gehen, doch kam dann die dramatische Technologieflaute, unter der HP ebenso wie die meisten anderen Unternehmen zu leiden hatte. Fiorina und Capellas, der 1999 zu Compaq gekommen war, kündigten Anfang September 2001 die weltgrößte Hochzeit der Computerbranche an. Die Transaktion kam jedoch in der Wall Street nicht gut an. Die HP-Aktien notieren momentan mit 23,52 US-Dollar gegenüber einem Zwölfmonatshoch von 37,95 Dollar.

Fiorina will HP durch den Zusammenschluss mit Compaq die notwendige Größe und ein breiteres Rechner- und Dienstleistungsangebot für die eigenen Kunden verschaffen. Damit will sie in Zukunft besser mit dem PC-Branchenführer Dell und mit dem Hauptrivalen IBM bei Großrechnern und Computerdienstleistungen konkurrieren. (Peter Bauer, dpa) / (jk)