Die Krise bei Intershop verschärft sich

Der angeschlagene Jenaer Software-Konzern ist nach einem drastischen Umsatzeinbruch und hohen Verlusten noch tiefer in die Krise gerutscht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der angeschlagene Jenaer Software-Konzern Intershop ist nach einem drastischen Umsatzeinbruch und hohen Verlusten im dritten Quartal noch tiefer in die Krise gerutscht. Angesichts der schlechten Geschäftsentwicklung bei E-Commerce-Software vertagte der Vorstand des einstigen Aushängeschilds der Internet-Gründerszene die immer wieder angekündigte Ertragswende auf das Jahr 2002. Allerdings dürfte schon bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für das zweite Quartal Anfang August klar gewesen sein, dass bei einem Umsatz von 22 Millionen Euro und einem Gesamtverlust von 28,3 Millionen Euro das Ziel, bis zum Jahresende schwarze Zahlen zu schreiben, in weite Ferne rückte.

Jedoch gerät Intershop nunmehr verstärkt unter Druck: Der Intershop-Umsatz sackte im Vergleich zum zweiten Quartal von 22 Millionen Euro um fast ein Drittel auf 14,7 Millionen Euro ab. Der Nettoverlust verringerte sich im dritten Quartal zwar leicht von 24,7 auf 23,1 Millionen Euro. Dabei sind allerdings einmalige Kosten für das laufende Sanierungsprogramm von 21,1 Millionen Euro unter anderem für Abfindungen an entlassene Angestellte nicht berücksichtigt. Bis Ende Oktober wurde die Belegschaft von rund 1.100 auf 768 reduziert.

Angesichts solcher Zahlen wächst die Gefahr, dass die liquiden Finanzmittel von derzeit noch 45,2 Millionen Euro schneller als erwartet zur Neige gehen. Ursprünglich wollte das am Neuen Markt und der US-Technologiebörse Nasdaq notierte Unternehmen bereits im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres schwarze Zahlen (ohne Zinsen, Steuern und Abschreibungen) schreiben. Die Börse reagierte gereizt auf die nun vorgelegten Zahlen: Am Vormittag sackte der Kurs von Intershop um fast 7,5 Prozent auf 2,11 Euro ab.

Als Grund für das sich abzeichnende Desaster nannte der Firmengründer Stephan Schambach die anhaltende Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei neuer Software. Der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Wilfried Beck versuchte die Investoren zu beruhigen und verwies darauf, dass der Verbrauch an Barmitteln im dritten Quartal von 20 auf rund zehn Millionen Euro sank. Beeck rechnet mit steigenden Umsätzen im vierten Quartal. Das Kostenniveau soll im letzten Vierteljahr 2001 ohne Abschreibungen unter 25 Millionen Euro sinken. Damit könnte bereits bei Umsätzen von 22 bis 25 Millionen Euro die Ertragswende geschafft werden. Weil mit einer Erholung der Informationstechnik-Branche in den nächsten sechs Wochen nicht zu rechnen sei, werde es "vermutlich länger als bisher angenommen dauern, bis wir den Breakeven erreichen", schränkte Beeck jedoch ein. Ankurbeln will Intershop sein Geschäft nach Abbau des US-Vertriebsnetzes mit Partnern wie Hewlett-Packard. (jk)