Thunderbirds rollen bei AMD nicht mehr vom Band

AMD hat den Verkauf der Athlon-Prozessoren mit Thunderbird-Kern eingestellt. Viele Händler haben noch Restposten auf Lager.

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Ohne großen Donner hat AMD den Verkauf von Athlons mit Thunderbird-Kern eingestellt und die Prozessoren von der Preisliste gestrichen. Nachdem der Duron mit dem vom Thunderbird abgeleiteten Spitfire-Kern schon seit einigen Monaten von der Liste verschwunden ist, hat AMD die Produktion nun komplett auf die moderneren Palomino- und Morgan-Kerne umgestellt. Im Athlon XP, Athlon MP und im Mobile Athlon 4 steckt der Palomino, im Duron ab 1 GHz und Mobile Duron ab 850 MHz der Morgan.

AMD hatte mit dem auf der Computex im Juni 2000 vorgestellten Thunderbird-Kern den Schritt zu einem 0,18-µm-Herstellungsprozess vollzogen, der es ermöglichte, den L2-Cache auf dem Prozessor-Die zu integrieren. So kann der Cache mit vollem internen Prozessortakt laufen, was zu höherer Arbeitsgeschwindigkeit führt. Gleichzeitig ermöglichte das die Abkehr von einem großen Prozessorgehäuse mit separaten Cache-Bausteinen hin zu einer kleineren und preisgünstigeren Bauform, den Sockel A. Die bisherigen K7- und K75-Kerne in 0,25-µm-Fertigung griffen auf einen externen L2-Cache von 512 KByte zu, der mit maximal halbem Prozessortakt lief. Die Cache-Chips saßen zusammen mit dem Prozessor-Die auf einer kleinen Platine, die in einem Plastikgehäuse für den Slot A steckte. AMD stellte auch Slot-A-Versionen des Thunderbird her, doch diese waren ursprünglich nur für den OEM-Markt gedacht und liefen nicht in allen Mainboards stabil.

Den Thunderbird-Athlon hat AMD mit Taktraten von 750 bis 1000 MHz vorgestellt und bis auf 1,4 GHz beschleunigt. Die Versionen ab 1 GHz gab es zusätzlich zum bisherigen Frontside-Bustakt von 100 MHz (aufgrund eines Double-Data-Rate-Verfahrens auch FSB200 genannt) in Varianten mit 133 MHz (FSB266), auch als C-Athlon bekannt. Die Thunderbirds haben aufgrund ihrer recht hohen Leistungsaufnahme von bis zu 72 Watt den Anwendern einigen Ärger bereitet, weil die Prozessoren bei schlechter Kühlung zum Durchbrennen neigten und bei unvorsichtiger Montage der Kühlkörper leicht zu beschädigen waren. Dennoch überzeugte das im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Intel Pentium III deutlich bessere Preis/Leistungsverhältnis viele Kunden, sodass AMD mittlerweile nach einer Studie von Mercury Research einen Anteil am Weltmarkt von 20,2 Prozent hat. Die auf den Einzelhandel ausgerichteten Händler und Mainboard-Firmen verzeichneten zeitweise sogar einen Anteil von über 80 Prozent.

Inzwischen bleibt zwischen dem schnellsten Duron mit 1,3 GHz und langsamsten Athlon XP 1500+ mit 1,33 GHz kein Platz mehr für eine weitere Prozessor-Familie, sodass die letzte Stunde des Thunderbird geschlagen hat. Wer noch ein Mainboard besitzt, auf dem der Athlon XP nicht läuft, kann jedoch beruhigt noch ein wenig warten, denn die meisten Händler haben noch Restposten des Thunderbird-Athlon mit Taktraten von etwa 900 bis 1400 MHz im Angebot, die 1,4-GHz-Version kostet etwa 150 Euro. (jow)