Google enttäuscht nicht

Der Suchmaschinenriese konnte auch im zweiten Quartal der Wirtschaftskrise trotzen und bei Umsatz und Gewinn wieder zulegen, auch wenn das Geschäft nicht mehr ganz so dynamisch wächst wie zu Glanzzeiten.

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Die Finanzkrise, die längst die Werbe- und Medienbranche erfasst hat, lässt auch den vom Werbegeschäft maßgeblich abhängigen Internetgiganten Google nicht ungeschoren. Nachdem der Suchmaschinenkonzern im ersten Jahresabschnitt erstmals rückläufige Einnahmen (im Vergleich zum Vorquartal) verzeichnet hatte, waren die Erwartungen an das zweite Quartal auch eher gedämpft. Mit einer schnellen Rückkehr zu den zweistelligen Steigerungsraten, mit den Google die Investoren in vergangenen Jahren verwöhnt hatte, wird an der Wall Street nicht gerechnet. Großes Interesse wird zudem der Frage zuteil, wie sich Googles Geschäftsmodell in Zeiten einer weltweiten Rezession behauptet.

Ein bisschen Wachstum hatten sich die Analysten dann aber doch erhofft, von 5,37 Milliarden US-Dollar im Vorjahresabschnitt auf im Schnitt 5,5 Milliarden US-Dollar. Sie wurden nicht enttäuscht. Googles Umsatz wuchs im zweiten Quartal um 3 Prozent auf 5,52 Milliarden US-Dollar (3,91 Milliarden Euro), teilte das Unternehmen am Donnerstagabend nach US-Börsenschluss mit. Der Quartalsumsatz ohne Traffic Acquisition Cost (TAC) – die Einnahmen, die Google an Werbepartner weiterleitet – beträgt 4,07 Milliarden US-Dollar. Unterm Strich weist der Konzern einen Nettogewinn von 1,48 Milliarden US-Dollar (1,05 Milliarden Euro) oder 4,66 US-Dollar pro Aktie aus, im Vorjahresquartal hatte Google 1,25 Milliarden Euro verdient.

Besonderes Augenmerk gilt dem Teil der Bilanz, in dem Google die Anzahl der bezahlten Klicks auf Werbeeinblendungen ausweist. Die Kennzahl gilt als Seismograph für Googles Kerngeschäft. Auch hier hat sich das einst enorme Wachstum inzwischen abgeschwächt. Der Trend setzt sich fort: Im zweiten Quartal verzeichnete das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresabschnitt hier zwar einen Zuwachs um 15 Prozent, doch waren das im ersten Quartal 2009 noch 17 Prozent. CEO Eric Schmidt sieht in dem Ergebnis dennoch Anzeichen für eine Stabilisierung des Geschäfts – eine Wasserstandsmeldung, die an der Wall Street dankbar aufgenommen wird.

Dort suchen Analysten in den aktuellen Zahlen auch nach Hinweisen, ob Microsofts neue Suchmaschine Bing erste Spuren im Brot- und Butter-Geschäft des Marktführers hinterlassen haben könnte. Der Redmonder Konzern hatte Bing Anfang Juni mit Unterstützung einer millionenschweren Marketingkampagne gestartet und ist damit bisher recht erfolgreich gefahren. Ob Microsoft die gewonnenen Marktanteile halten kann, wenn die begleitende Werbekampagne ausläuft, muss sich allerdings erst zeigen.

Unterdessen will der Softwarekonzern dem Konkurrenten aus Mountain View mit einer kostenlosen netzbasierten Office-Suite zu Leibe rücken, während Google sich anschickt, in Microsofts angestammtem Betriebssystem-Revier zu wildern. Beide Seiten geben sich dabei Mühe, möglichst gelassen zu wirken. Während Googles angekündigtes Chrome OS für Bill Gates nur noch so ein Linux ist, macht sich Suchmaschinen-Boss Schmidt wegen Bing keine Sorgen um seine Marktführerschaft.

"Google hatte ein sehr gutes Quartal", erläuterte der CEO am Donnerstag das Quartalsergebnis und lobte die "anhaltende Stärke unseres Geschäftsmodells". Schmidt zeigte sich auch zufrieden mit dem Geschäft mit grafischen Anzeigen, insbesondere auf YouTube. Das Videoportal sei auf einem guten Weg, sagte Schmidt im Rahmen einer Analysten-Konferenz. Google will weiter auf Innovationen setzen, Schmidt nannte hier auch den Bereich Betriebssysteme. Der CEO rechnet damit, das bis zum Jahresende bis zu 20 Smartphones mit dem Android-Betriebssystem auf dem Markt sein werden.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Google
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn
Verlust
4/03 515,2 Mio. 27,2 Mio.
1/04 653,0 Mio. 63,0 Mio.
2/04 700,2 Mio. 79,1 Mio.
3/04 805,89 Mio. 51,98 Mio.
4/04 1.031,5 Mio. 204,1 Mio.
1/05 1.256 Mio. 369 Mio.
2/05 1.384 Mio.
(890 Mio. ohne TAC)
343 Mio.
3/05 1.578  Mio.
(1.048 Mio. ohne TAC)
381,2 Mio.
4/05 1.919  Mio.
(1.290 Mio. ohne TAC)
372,2 Mio.
1/06 2.253  Mio.
(1.530 Mio. ohne TAC)
592,3 Mio.
2/06 2.456  Mio.
(1.671 Mio. ohne TAC)
721,1 Mio.
3/06 2.689  Mio.
(1.864 Mio. ohne TAC)
733,4 Mio.
4/06 3.206  Mio.
(2.230 Mio. ohne TAC)
1.030,7 Mio.
1/07 3.663  Mio.
(2.530 Mio. ohne TAC)
1.002,2 Mio.
2/07 3.782  Mio.
(2.632 Mio. ohne TAC)
925,1 Mio.
3/07 4.231,3  Mio.
(3.011 Mio. ohne TAC)
1.069 Mio.
4/07 4.826,6 Mio.
(3.380 Mio. ohne TAC)
1.206,4 Mio.
1/08 5.186 Mio.
(3.696 Mio. ohne TAC)
1.307 Mio.
2/08 5.367 Mio.
(3.897 Mio. ohne TAC)
1.247 Mio.
3/08 5.541 Mio.
(4.041 Mio. ohne TAC)
1.346 Mio.
4/08 5.701 Mio.
(4.221 Mio. ohne TAC)
382 Mio.
1/09 5.508 Mio.
(4.068 Mio. ohne TAC)
1.422 Mio.
2/09 5.523 Mio.
( 4.070 Mio. ohne TAC)
1.485 Mio.

(vbr)