Korea ködert USA mit Milliardeninvestitionen

Hyundai und Samsung planen neue US-Fabriken für E-Autos und Prozessoren sowie ein Solarkraftwerk. Im Gegenzug hofft Südkorea auf COVID-Impfstoff aus den USA.

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Hyundai IONIQ 5 von vorne

Hyundai IONIQ 5

(Bild: Hyundai)

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Wie bereits Amtsvorgänger Donald Trump möchte US-Präsident Joe Biden die Produktion im Inland ankurbeln. Südkorea stellt entsprechende Milliardeninvestitionen in Aussicht: Hyundai plant eine Fabrik für das Elektroauto IONIQ 5, Samsung eine Chip-Foundry sowie ein Solarstrom-Kraftwerk. Die Staatschefs der beiden Länder treffen einander Ende Mai. Dann könnten die Investitionen ein wichtiger Chip beim Impfstoff-Poker sein.

Denn Südkoreas Regierung sucht dringend nach COVID-19-Impfstoffen. Die Hoffnung in Seoul: Washington schickt allsbald überzählige Impfstoffe, dafür revanchiert sich Korea mit Impfstofflieferungen in umgekehrter Richtung, sobald die eigene Produktion läuft.

Für das Volk wäre solch ein Handel der wünschenswerteste Ausgang des für Ende Mai geplanten US-Korea-Gipfel, wie eine im Auftrag des koreanischen Industrieverbandes FKI gemachte Umfrage zeigt: 31,2 Prozent der tausend Befragten halten einen Vakzin-Tausch für das wichtigste Ziel. Das meldet Korea JoongAn Daily. An zweiter Stelle (21,1%) liegt eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Korea und Japan, gefolgt von Wirtschaftsthemen. Nur 14,8 Prozent nennen eine Verbesserung der Beziehungen zu Nordkorea als wichtigstes Ziel des Präsidententreffens.

Samsung Electronics soll in der finalen Beurteilungsphase eines Projekts für den Bau einer Halbleiterfabrik in Austin, Texas sein. Das berichtet TheKoreaTimes unter Berufung auf Eingeweihte. Die Errichtung einer zweiten Fabrik in Austin würde demnach 17,9 Milliarden US-Dollar kosten (14,8 Milliarden Euro). Der Konzern betreibt in Austin bereits eine Foundry, die Chips unter anderem für Apple, AMD und Qualcomm herstellt.

Kleiner wäre das Solarprojekt der Firma Samsung C&T. Diese Konzerngesellschaft plant, im texanischen Milam County Solarzellen mit einer Gesamtproduktionskapazität von 700 Megawatt aufzustellen. Das Investitionsvolumen beliefe sich auf 673 Millionen Dollar (556 Millionen Euro) und könnte im Dezember 2023 erstmals Strom liefern.

Hyundai Motors beabsichtigt laut dem Bericht, sein neues Elektroauto IONIQ 5 auch in Alabama zu bauen. Allerdings wollte keine der genannten Firmen ihre Pläne gegenüber der koreanischen Zeitung bestätigen. Eine neue Chipfabrik würde dem koreanischen Autobauer jedenfalls helfen, hat doch der aktuelle Chip-Mangel zu einem Produktionsstopp bei Hyundai geführt. Acht Tage lang konnten in Ulsan keine Autos der Modelle Kona und IONIQ 5 gebaut werden.

Laut dem Zeitungsbericht überlegt Südkoreas Regierung sogar, einen prominenten Straftäter freizulassen und zum Treffen mit Biden mitzunehmen, nur um an US-Impfstoffe zu gelangen: Anfang des Jahres musste Samsung-Erbe Lee Jae Yong für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis, wegen Bestechung. Zudem ist der Samsung-Manager wegen Aktienmanipulation und Buchhaltungsbetrug angeklagt. Aber natürlich hat der geplante Deal "Fabrikmilliarden gegen Impfstoff-Leihe" nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn Investor Samsung deutlich erkennbar am selben Strick in die gleiche Richtung zieht.

(ds)