Krise bei Lordstown Motors: CEO und Finanzchef entlassen, E-Van aufgeschoben

Vorbestellungen für elektrische Pickups lösen sich in Luft auf. Die zwei wichtigsten Manager wurden sofort gegangen.​

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Donald Trump, Steven Burns vor einem Pickup, dahinter das Weiße Haus

Lordstown-Chef Steven Burns (rechts) zeigte US-Präsident Donald Trump am 28. September 2020 einen Endurance-Prototypen. Beide Männer sind nicht länger im Amt.

(Bild: Weißes Haus/Shealah Craighead (gemeinfrei))

Lesezeit: 2 Min.

Lordstown Motors sucht einen neuen Chief Executive Officer (CEO) und einen neuen Chief Financial Officer (CFO). Das Unternehmen hofft, in der Kleinstadt Lordstown, Ohio, ab September einen elektrischen Pickup namens Endurance zu bauen. Doch hat sich ein Teil angeblich verlässlicher Vorbestellungen als Luftnummer erwiesen. Am Montag mussten Firmengründer und CEO Steve Burns, seine Tochter und Marketingchefin Brittney, sowie sein CFO Julio Rodriguez ihre Hüte nehmen.

Herr Burns muss auch seinen Sitz im Verwaltungsrat räumen, wird aber mit 750.000 US-Dollar getröstet. Seinen Posten übernimmt vorübergehend die amtsführende Verwaltungsratsvorsitzende Angela Strand. Herr Rodriguez bekommt noch 200.000 Dollar plus Aktienoptionen. Seine Finanzagenden übernimmt vorerst Becky Roof. Sie ist Managerin bei der auf Rettung instabiler Unternehmen spezialisierten Beratungsfirma AlixPartners.

Und Rettung braucht Lordstown Motors: Das Pickup-Startup steckt in einer schweren Krise. "Die Firma glaubt, dass ihre gegenwärtigen Geldmittel nicht ausreichen, um die Produktion in Stückzahlen und den Marktauftritt solcher Fahrzeuge zu finanzieren. Diese Bedingungen regen substanzielle Zweifel an unserem (Fortbestand) für wenigstens ein Jahr", steht im jüngsten, verspätet eingereichten Quartalsbericht.

Die früher stolz präsentierten Vorbestellungen angeblicher Flottenbetreiber halten nicht das, was sie versprechen. Ein Untersuchungsausschuss des Lordstown-Verwaltungsrates hat herausgefunden, dass einem angeblichen Großkunden das notwendige Kleingeld fehlt, während andere Bestellungen nicht von Flottenbetreibern, sondern von Flottenmanagern oder "Influencern" kommen, die die E-Fahrzeuge eigentlich Dritten andienen möchten. Andere Vorwürfe eines Shortsellers stellt der Untersuchungsausschuss jedoch in Abrede oder stellt sie als immateriell dar, darunter den Brand eines Prototypen.

Das neue Management hat am Dienstag gute Miene aufgesetzt: Der Betrieb laufe normal weiter. Auch wenn Vorbestellungen nicht verlässlich waren, gäbe es doch interessierte Kunden. Die Herstellung der elektrischen Pickups soll, wie zuvor geplant, im September anlaufen. Die für dieses Jahr geplanten 2.200 Fahrzeuge werden es allerdings nicht werden, sondern höchstens halb so viele.

Ein ebenfalls geplantes elektrisches Wohnmobil auf Basis des Endurance wird auf die lange Bank geschoben. Nächste Woche sollen sich Finanzanalysten, Journalisten und Investoren in Lordstown einen Eindruck vom Fortschritt in der Fabrik machen können. An der Börse ist die Euphorie verflogen: Der Aktienkurs liegt bei einem Drittel des 52-Wochen-Höchststandes.

(ds)