Greenpeace-Studie: VW geht mit Verbrennern hohes wirtschaftliches Risiko ein

Dem Volkswagen-Konzern werden bis 2030 etwa 2,7 Millionen Elektroautos fehlen, ließen sich die Umweltschützer vom CAM vorhersagen.

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Entwicklung der Verbrenner-Ausstiegsziele seit 2017 und kumulierter Volkswagen-Absatzanteil der betroffenen Märkte.

(Bild: Greenpeace / CAM)

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Volkswagen ist für eine schnell steigende Nachfrage nach Elektroautos schlecht gerüstet, meint die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Dem Autohersteller würden in seinen wichtigsten Absatzmärkten Europa, China und USA bis zum Jahr 2030 etwa drei Millionen Elektroautos fehlen. Das geht aus einem Gutachten hervor, das Greenpeace beim Center of Automotive Management (CAM) in Auftrag gegeben hatte.

Volkswagen hatte zum Ende 2020 angekündigt, bis 2030 rund 70 reine E-Modelle auf den Markt zu bringen; gut 20 davon sind bereits angelaufen. Für die Hybridisierung von Verbrennern plante der Konzern 11 Milliarden Euro ein. Volkswagen-Chef Herbert Diess will Verbrennungsmotoren anbieten, solange es eine Nachfrage danach gibt.

Die geplanten Investitionen in neue Verbrenner rechneten sich für VW nicht, meint das CAM in der Studie (PDF), der Gewinn pro verkauftem Fahrzeug werde sich um bis zu 25 Prozent verringern. Das CAM hat für die Studie unterschiedlich schnelle Marktdynamiken von Elektroautos auf die Absatzplanungen von Autoherstellern untersucht – also bei einer langsamen, moderaten und schnell steigenden Nachfrage nach Elektromobilität –, insbesondere am Beispiel Volkswagen.

Wenn der Anteil der Neuzulassungen von Elektroautos auf über 80 Prozent stiege, verlöre Volkswagen ein Marktvolumen von 2,7 Millionen Stromern. In Europa entging Volkswagen ein Absatzvolumen von rund 0,79 Millionen, in China von 1,74 Millionen und in den USA von 0,17 Millionen Elektroautos. In einem moderaten Szenario von 65 Prozent Neuzulassungen würde Volkswagen ein Marktvolumen von 1,1 Millionen Stromern entgehen. Nur wenn die Absatzländer beim Ausbau der Elektromobilität schwächelten, zum Beispiel, indem sie die Ladeinfrastruktur zu wenig ausbauten, könne VW mit seiner derzeitigen Verbrennerstrategie noch mit Gewinnzuwächsen rechnen.

Eine Rolle für die Marktstrategie spielen nach Meinung des CAM die Ziele einzelner Länder, Verbrennungsmotoren nicht mehr neu zuzulassen. Die angekündigten Verbrenner-Ausstiegsziele bis zum Jahr 2040 summierten derzeit auf rund 14 Prozent des aktuellen weltweiten Absatzvolumens (2020) des Volkswagen-Konzerns. Es sei wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren weitere Staaten Ausstiegsziele für Verbrennerfahrzeuge formulieren oder die bereits angekündigten Verbrenner-Ausstiege vorziehen werden.

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Audi Q4 e-tron

(Daten, Stand: 25.10.23)


Spitzenleistung 210 - 250 kW

Batteriekapazität brutto/netto 82/76,6 kWh

max. AC-Ladeleistung 11 kW

max. DC-Ladeleistung  175 kW


Reichweite (WLTP)  450 bis 562 km


Stromverbrauch (WLTP kombiniert)  15,6 bis 19,4


Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h


Kofferraumvolumen: 520 - 1490 Liter


Grundpreis (brutto, Stand: 27.10.23): ab 52.950 Euro
(Bild: Audi )

Greenpeace hat sich Volkswagen dieses Jahr besonders ins Visier genommen. Im Mai klauten Aktivisten und Aktivistinnen in einem Verladehafen an der Nordsee hunderte Autoschlüssel und brachten sie in die Alpen. Mitte Juni brachte ein Motorsegler mit seiner Protestaktion Zuschauer und Spieler im Fußball-EM-Stadion in München in Lebensgefahr. Das Center of Automotive Management bezeichnet sich als ein "unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung" und ist an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach angesiedelt.

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(anw)