Apple will offenbar Einblick in Kommunikation von App-Store-Kritikern

Apple nutze den Gerichtsweg, um "Einblick in die Aktivitäten politischer Gegner zu erhalten", beklagt die Coalition for App Fairness. Man fürchte Vergeltung.

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(Bild: IB Photography/Shutterstock.com)

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Von
  • Leo Becker

Die Coalition for App Fairness wehrt sich gegen eine von Apple geforderte Herausgabe von Dokumenten. Der iPhone-Konzern wolle damit Einblick in Aufbau und Kommunikation des Verbandes nehmen, heißt es in einer Eingabe der Koalition an ein US-Gericht. In der Coalition for App Fairness haben sich mit Apples App-Store-Vorgaben unzufriedene App-Anbieter zusammengeschlossen, darunter große Unternehmen wie Epic Games, der Dating-App-Anbieter Match Group und Spotify aber auch mittlere und kleinere App-Anbieter.

Apple wolle mit seinen Anordnungen letztlich "Einblick in die Aktivitäten politischer Gegner erhalten", schreibt der Entwicklerverband. (Aktenzeichen 1:21-mc-00098-JDB, United States District Court for the District of Columbia). Zu den geforderten Unterlagen gehöre interne Kommunikation von Mitgliedern, der Austausch des Verbandes mit Regulierungsbehörden verschiedener Länder und Materialien rund um "Project Liberty" – Epics Anti-App-Store-Kampagne.

Apple hat die Anordnungen in zwei anderen Kartellverfahren erzielt, die bereits gegen den iPhone-Konzern laufen, eine Klage von App-Store-Kunden sowie eine Klage von App-Store-Entwicklern. Die Coalition for App Fairness gehöre selbst gar nicht zu den Klägern, beide Klagen seien lange vor Gründung des Verbandes angestrengt worden. Apples Anwälte argumentieren, die Anordnungen sollen klären, ob Befangenheit bei möglichen Zeugen vorliegt.

Die interne Kommunikation sei durch den 1. Zusatzartikel der US-Verfassung geschützt und Apple könne nicht zeigen, dass die Dokumente von zentraler Bedeutung für die laufenden Kartellklagen seien, so der Verband. Eine Herausgabe der Unterlagen würde die Bemühungen des Zusammenschlusses untergraben. Die Coalition for App Fairness verweist auf Erklärungen mehrere Entwickler, die betonen, sie fürchten Apples Vergeltung, falls eine Herausgabe der internen Kommunikation an den iPhone-Hersteller erzwungen werde.

Apples und Googles App-Läden stehen zunehmend unter Beschuss von unzufriedenen Entwicklern und Regulierern. Besonders strikte Vorgaben rund um In-App-Käufe, die vorgeschriebene Verwendung der Bezahlschnittstelle des Plattformbetreibers und die daran geknüpfte Provision von bis zu 30 Prozent sorgen für Verärgerung. Einzelne App-Anbieter wie Epic Games fordern zudem eine Öffnung des iPhones für App-Läden von Drittanbietern – auch bei der EU-Wettbewerbskommissarin ist das inzwischen ein längerfristiges Ziel. Apple warnt, Sideloading würde zu einer Malware-Flut in iOS führen.

(lbe)