Moto Guzzi V7 Special im Test

Die dritte V7 ist ein Motorrad wie von früher mit modernen Mitteln. Sie bringt viel des Fahrgefühls von einst zurück – nun endlich auch mit zeitgemäßem Schub.

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Moto Guzzi V7 Special

Die V7 konnte als Retrobike viel vom Charakter ihrer Vorläuferinnen in die Gegenwart transportieren. Nun bietet sie auch zeitgemäße Leistung.

(Bild: Ingo Gach)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Es gibt wohl nur wenige Marken mit einer so treuen Fangemeinde wie Moto Guzzi. Auch wenn der italienische Hersteller nach dem Tod seines legendären Gründers Carlo Guzzi im Jahr 1964 nie wieder zu alter Größe zurückgefunden hat, verehren die Guzzisti die Motorräder aus Mandello del Lario immer noch.

Kurioserweise wurde der seit über einem halben Jahrhundert verwendete, längs eingebauten 90-Grad-V2-Motor ursprünglich in den späten 1950er Jahren als gebläsegekühlter Automotor für Fiat konzipiert, hat sich aber bis heute in zehntausenden Bikes bewährt. Die Moto Guzzi V7 wurde 1965 als Behördenkrad eingeführt, 1967 dann auch für private Kunden vermarktet. Vier Jahre später erschien die V7 Special und ab 1971 erlangte die V7 Sport mit einem neu entwickelten Rahmen sogar Erfolge auf der Rennstrecke. Ihre Produktionszeit endete 1976.

32 Jahre später profitierte Moto Guzzi von der einsetzenden Retro-Welle und ließ die V7 wieder auferstehen. Sie sah ihrer berühmten Vorfahrin V7 Sport sehr ähnlich und erfreute sich auf Anhieb großer Beliebtheit. Ihr immer noch luftgekühlter V2-Motor verfügte über 744 Kubikzentimeter und 48 PS und kam im Laufe der Jahre in diversen Modellvarianten zum Einsatz, zum Schluss leistete die V7 III 52 PS.

Jetzt vollführt Moto Guzzi einen radikalen Schritt und pflanzt einen größeren Motor mit 853 Kubikzentimeter in den altgedienten Stahlrohrrahmen. Zur Beruhigung aller Guzzisti: Auch die dritte Auflage sieht immer noch aus wie eine V7. Der Antrieb stammt aus der Reiseenduro V85 TT und leistet dort 76 PS und 82 Nm Drehmoment in Euro-5-Norm. Doch in der neuen V7 reduziert Moto Guzzi die Leistung des Motors auf 65 PS bei 6800/min und 73 Nm bei 5000/min. Den Grund dafür kommunizieren die Italiener nicht, möglicherweise aber fänden sie das Fahrwerk sonst überfordert.

Moto Guzzi bietet zwei Versionen an: die V7 Stone und V7 Special. Wir entschieden uns für Letztere zum Testen, weil sie mit ihren Drahtspeichenrädern dem historischen Vorbild am nächsten kommt, während die Stone auf Gussfelgen rollt. Die Lackierung Blau Formale mit weißen Streifen auf Tank und Seitendeckel steht der V7 Special ausgezeichnet.

Moto Guzzi V7 (6 Bilder)

Moto Guzzi spendierte der V7 den größeren Motor aus der V85 TT mit 853 Kubikzentimeter Hubraum. Die Maßnahme hat der V7 spürbar gut getan.

Im Gegensatz zur Stone hat die Special kein LED-Tagfahrlicht in Gestalt eines Adlers im Rundscheinwerfer und außerdem zwei klassische Rundinstrumente: links Tacho, rechts Drehzahlmesser. Zwar ist in der linken Uhr noch ein kleines LCD-Fenster für diverse Infos, aber das ist selbst für Nostalgiker zu verkraften. Immerhin besitzt auch die Special ein rundes LED-Rücklicht und auch die Blinker werden von LEDs illuminiert.

Ich hocke in nur 790 Millimeter Höhe auf der breiten Sitzbank und fühle mich pudelwohl. Der längs eingebaute V2-Motor zwingt zu einem großen Abstand zwischen Sitzbank und Lenker, weil sonst die Knie mit den schräg aufragenden Zylindern kollidieren würden und entsprechend lang ist auch der 21-Liter-Tank geraten. Zum Glück ist die verchromte Lenkstange angenehm gekröpft und ich muss mich nicht nach vorne beugen. So gerät die Sitzposition sehr old school: weit hinten und betont aufrecht mit relativ weit vorn positionierten Fußrasten und entspanntem Kniewinkel.