Autonomes Fahren: Huawei-Manager wird nach Vorwürfen gegen Tesla versetzt

Der Leiter für autonomes Fahren bei Huawei, Su Qing, musste seinen Posten räumen. Er behauptete, dass Tesla-Fahrzeuge Menschen töten würden.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Auf der World Artificial Intelligence Conference Anfang Juli, behauptete Su Qing, der Leiter der Abteilung für autonomes Fahren bei Huawei, dass Tesla eine "sehr hohe Unfallrate" habe und stellte im Zusammenhang mit Unfällen durch Teslas Fahrassistenzsystem "Autopilot" zusätzlich die Behauptung auf, dass die Autos des US-Herstellers Menschen "töteten". Nun gab Huawei bekannt, dass Su Qing seinen Posten räumen musste und innerhalb des Konzerns versetzt wurde.

Su Qing werde demnach zum strategischen Reserveteam für Ausbildung und Vertrieb versetzt. Die notwendigen Unterlagen für den Wechsel innerhalb des Huawei-Konzerns habe Ren Zhengfei, Gründer von Huawei, ungenannten Quellen zufolge bereits unterschrieben, berichtet electrek. Su Qing habe das Wort "töten" bewusst benutzt, um die Menschen zum Nachdenken zu bewegen – "wenn Maschinen in die menschliche Gesellschaft und die menschliche Symbiose eindringen, wird die Maschine definitiv eine Ursache der Unfälle werden".

Der Vorwurf sei umstritten, da es keine belastbaren Daten gebe, die Tesla-Fahrzeugen eine höhere Unfallrate gegenüber anderen Autoherstellern bestätige. Im Mai dieses Jahres gab es einen Unfall, bei dem ein Tesla-Fahrer in Kalifornien auf einen verunfallten LKW auffuhr und starb. Die Polizei ging zunächst davon aus, dass der Fahrer den Fahrassistenten, der bei Tesla "Autopilot" heißt, das Auto haben führen lassen. Später revidierte die Polizei die Aussage, da es keine entsprechenden Hinweise darauf gab, dass der Fahrer das Fahrzeug nicht führte.

Bereits im April fand im US-Bundesstaat Texas ein Unfall statt, bei dem ein Tesla Modell S gegen einen Baum krachte und Feuer fing. Zwei Insassen wurden nach den Löscharbeiten tot geborgen. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden saß eine Person auf dem Fahrersitz und eine zweite auf der Rückbank. Auch hier ging man nach ersten Einschätzungen von einer Steuerung durch Teslas Autopiloten aus. Tesla stellt das in Abrede.

Anfang Juli hat ein Tesla S Plaid nahe Philidelphia während der Fahrt Feuer gefangen. Dabei soll es sich um den ersten – an einen Privatkunden ausgelieferten – Nobelwagen Teslas mit über 1.000 PS gehandelt haben. Der Fahrer hatte aufgrund eines Versagens der Elektronik massive Probleme die Tür zu öffnen. Dies gelang dem Fahrer erst durch den Einsatz seines gesamten Körpergewichts, erklärte sein Anwalt. Dieser Umstand könnte auch bei dem verunfallten Model S in Texas dazu geführt haben, dass die Feuerwehr keine Person auf dem Fahrersitz vorfand. Dieser habe sich womöglich über eine der Hintertüren zu retten versucht, nachdem das Fahrzeug Feuer gefangen hatte.

Im Juni wurde bekannt, dass die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA inzwischen zu 30 Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen Untersuchungen eingeleitet hat, bei denen die Nutzung des "Autopiloten" vermutet wird – drunter 10 Todesfälle. Su Jing argumentierte, dass es sich bei seinen Äußerungen eher um eine Warnung gehandelt hätte. Selbstfahrende Fahrzeuge würden mit zunehmender Verbreitung für weitere Unfälle verantwortlich sein und man müsse bereit sein, darauf zu reagieren.

Tesla die Schuld für die Unfälle unter Beteiligung des Fahrassistenten zu geben, stoße allerdings auf Ablehnung. Der Elektroauto-Hersteller sei sich über die Grenzen des "Autopiloten" im Klaren. Der Fahrer sei immer in der Verantwortung und müsse jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, heißt es bei electrek weiter. Da Teslas rundum mit Kameras und einem Fahrdatenspeicher ausgestattet sind, kann der Hersteller auf sämtliche Informationen zurückgreifen. Auch Sensoren im Lenkrad, die nach einer vorgegebenen Zeit zum Eingreifen auffordern, speichern die Informationen darüber, wann das Lenkrad angefasst wurde und wann nicht.

(bme)