Elektroauto Mercedes EQE: Das elektrische Pendant zur E-Klasse
Der EQE könnte die Klasse der elektrischen Limousinen neu definieren. Die Eckdaten sind vielversprechend, der technische Aufwand hoch. Der Preis ist noch unklar
- Christoph M. Schwarzer
Der Mercedes EQE hat alle Voraussetzungen, um zum Maßstab der elektrischen Limousinen zu werden. Er basiert wie der EQS, der das Pendant zur S-Klasse bildet, auf der Plattform EVA2 und ist so umfangreich und erstklassig ausgerüstet, dass der Mercedes-Slogan vom Besten oder nichts wieder glaubwürdig ist.
Reichlich Leistung
Der Marktstart erfolgt Mitte 2022 mit dem EQE 350 und einer weiteren noch nicht benannten Variante. Die Leistung des permanenterregten Synchronmotors an der Hinterachse beträgt 215 kW. Später folgen 4MATIC-Allradversionen mit noch mehr Power. Das Drehmoment im EQE 350 liegt bei 530 Nm. Fahrleistungen veröffentlicht Mercedes noch nicht – sie dürften aber weit mehr als nur ausreichend sein. Auch ein Preis ist nicht bekannt. Der luxuriöse EQS startet aktuell bei 106.374,10 Euro, wir spekulieren darum mit einem Einstiegskurs für den EQE 350 zwischen 70.000 und 80.000 Euro.
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Minimal größer als eine E-Klasse
Bei den Außenmaßen ähnelt der EQE der aktuellen E-Klasse (Test): Er ist 4,95 m lang, 1,96 m breit und 1,51 m hoch. Der Radstand ist mit 3,12 m zwar 9 cm kürzer als beim EQS, aber immer noch üppig. So soll die Innenraumlänge 8 cm mehr als in der konventionellen E-Klasse betragen. Auch die Schulterfreiheit (plus 2,7 cm) ist größer, und die Sitzposition ist 6,3 cm höher. Nur beim Volumen des konventionellen Kofferraums – eine Heckklappe wie etwa im BMW i4 gibt es nicht – wirkt der EQE mit 430 Litern nach VDA-Norm knapp dimensioniert.
90 kWh Energiegehalt
Das Batteriesystem des EQE 350 hat eine Nettokapazität von 90 kWh. Die NCM811-Zellen werden zusammen mit der Leistungselektronik und dem Innenraum mit mehreren Flüssigkeits-Kreisläufen aufwendig temperiert. Darüber hinaus kann das Batteriemanagement Over-the-Air über den gesamten Lebenszyklus Updates erhalten. Ob Farasis der Zulieferer für die Zellen sein wird, sagt Mercedes derzeit nicht.
Mercedes EQE (12 Bilder)

Der EQE wurde vorläufig gemessen und ist nicht final homologiert. Der Stromverbrauch beträgt je nach Bereifung (19- bis 21-Zoll-Räder, teilweise mit besonders windschlüpfiger Abdeckung) 15,7 bis 19,3 kWh/100 km nach WLTP. Die Reichweite wird in einem gesonderten Verfahren ermittelt und ist darum nicht der Quotient aus Batteriekapazität und Energiekonsum: Im WLTP sind 545 bis 660 km drin. Zur Einschätzung dieser Werte wäre es hilfreich, wenn Mercedes auch jene zur Aerodynamik veröffentlichen würde. Im Pressetext heißt es aber lediglich, dass der EQE sich "im Windschatten des Weltmeisters", also des EQS, befinden würde. Der EQS hat einen cW-Wert von 0,20. Es ist demnach anzunehmen, dass der EQE minimal darüber liegt.
170 kW DC-Ladeleistung
Elementarer Bestandteil der Reisefähigkeit eines batterieelektrischen Autos ist neben der Kapazität und der Aerodynamik die Ladeleistung: Der EQE schafft DC-seitig bis zu 170 kW. Es handelt sich dabei um die Peakleistung. Wie in jedem E-Auto liegt diese nur über einen gewissen Ladebereich an. Mercedes nennt auch deshalb noch eine zweite Zahl: In einer Viertelstunde sollen unter idealen Bedingungen gut 35 kWh nachgeladen sein. Das, so rechnet Mercedes, soll für bis zu 250 km nach WLTP-Daten genügen. Auf der Autobahn ist aber eher von Verbrauchswerten von 20 und mehr kWh/100 km auszugehen, woraus gut oder rund 150 km resultieren. An der heimischen Wallbox lädt der EQE serienmäßig mit 11 kW. Als Option ist ein AC-Gerät mit 22 kW erhältlich, das die Gesamtzeit von circa acht auf rund vier Stunden verkürzt.
Allradlenkung
Ein gleichfalls interessantes Feature ist die optionale und folglich aufpreispflichtige Allradlenkung. Sie ist je nach Reifenwahl in zwei Ausführungen erhältlich und reduziert den Wendekreis von 12,5 auf 11,6 (4,5 Grad Lenkwinkel) oder 10,7 (zehn Grad) Meter. Anders gesagt: Die Handlichkeit wächst rapide an, was in dieser Größenklasse eine echte Hilfe im Alltag ist.
Plug & Charge, wo es möglich ist
Es ist offensichtlich, dass Mercedes den markentypischen Ehrgeiz in den EQE investiert hat. Es lohnt sich, einige Details zu beleuchten. Die Navigation mit Electric Intelligence etwa verspricht die schnellste und komfortabelste Routenführung anhand etlicher Faktoren. Staus oder eine Änderung der Fahrweise zum Beispiel führen zu einer Veränderung der Berechnung.