Hackerangriff auf deutsche Behörde kurz vor der Wahl

Das Statistische Bundesamt wird Ziel einer Cyber-Attacke. Eine Gefahrenlage in Bezug zur Bundestagswahl gebe es aber nicht.

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Von
  • Andreas Knobloch

Wenige Tage vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag soll es am Mittwoch zu einem Hacker-Angriff auf das Statistische Bundesamt gekommen sein. Dessen Chef ist zugleich der Bundeswahlleiter. Das berichtete das Wirtschaftmagazin Business Insider.

Laut dem Blatt stuft das Informationstechnik-Zentrum Bund (ITZBund), ein zentraler IT-Dienstleister der Bundesverwaltung, das Ereignis als "Major Incident", also als ein schwerwiegendes Sicherheitsereignis, ein. Offenbar sei am Mittwoch auf einem Programm des Statistischen Bundesamtes eine Software (Web-Shell) installiert worden. Die Software ermögliche einen externen Zugriff auf Server und Dateisysteme. Ob Daten abgeflossen sind, war zunächst unklar. Zu den genauen Umständen liefen Ermittlungen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik stufe das Ereignis als Cyberangriff im Zusammenhang mit der Bundestagswahl ein, hieß es. Eine Sprecherin der Behörde dementierte dies gegenüber heise online. Es habe sich um kein schwerwiegendes Sicherheitsereignis gehandelt.

Die schnelle Identifizierung des Schadens zeige, dass die Sicherheitssysteme funktionierten, sagte ein Sprecher des Bundeswahlleiters gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. “Die internen Wahlserver für die Ermittlung des Wahlergebnisses und das Internetangebot des Bundeswahlleiters werden jedoch in separaten Netzen betrieben, es besteht demnach keine Gefahrenlage in Bezug zur Bundestagswahl.”

Erst Anfang September hatten Unbekannte die Website des Bundeswahlleiters lahmgelegt. Sie war mit extrem vielen Aufrufen aus dem Internet attackiert worden und unter der Datenlast zusammengebrochen. Zwischenzeitlich war die Seite nicht mehr erreichbar gewesen. Für die Bundestagswahl wichtige Server waren jedoch nicht betroffen, versicherte ein Sprecher damals.

Seit Wochen und Monaten warnen Experten, die anstehende Bundestagswahl sei ein “attraktives Ziel” für Hackerangriffe und Fake-News-Kampagnen. Sie deuten dabei immer wieder Richtung Russland. Auch bei Politikern und Onlinediensten wachsen die Sorgen vor Desinformationskampagnen, die das Wahlergebnis beeinflussen könnten. Innenminister Horst Seehofer hält es in diesem Zusammenhang für entscheidend, dass der Wahlvorgang ohne Wahlmaschinen stattfindet. "Old School" schütze die Bundestagswahl vor IT-Angriffen, so Seehofer. Bundeswahlleiter Georg Thiel schätzt das Gesamtsystem als "extrem widerstandsfähig" ein. Die Infrastruktur für die Bundestagswahl sei auf dem aktuellen Stand der Technik.

(akn)