Ford Focus Facelift 2022

Eine sanfte Überarbeitung soll den Focus fit für die kommenden Jahre machen. Beim Infotainment dürfte das gelungen sein, an anderer Stelle jedoch nicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Ford Focus 2022

(Bild: Ford)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

15.000 Focus hat Ford in den ersten neun Monaten dieses Jahres hierzulande absetzen können und ist damit in diesem Segment durchaus eine wichtige Größe. Seit 2018 ist er auf dem Markt, und die zweite Hälfte der geplanten Bauzeit dürfte deutlich ungemütlicher werden. Denn einerseits gibt es mit Autos wie Peugeot 308, Opel Astra und Renault Mégane E-Tech nicht nur eine Reihe von Konkurrenten, die frischer sind. Schmerzlicher für Ford ist, dass diese im Antriebsbereich zumindest zum Teil enteilen. Daran ändert auch die kleine Modellpflege wenig, die der Focus nun bekommt.

Äußerlich wird die modernisierte Version vor allem an der Front erkennbar. Ford hat die Kunststoffteile neu geformt. Die Ford-Pflaume sitzt nun im Kühlergrill. Etwas schmaler und weniger rundlich sind die Scheinwerfer. Halogenlicht ist auch im Focus Geschichte, LED-Scheinwerfer serienmäßig. Für alle Ausstattungslinien abseits des Basismodells kann ein Matrix-Licht bestellt werden. Mit 1150 Euro ist das kein ganz billiges Extra, aber es dürfte sich gerade auf nächtlichen Landstraßen auszahlen.

Ford Focus 2022 (10 Bilder)

Ab Anfang des nächsten Jahres soll der sanft überarbeitete Ford Focus bei den deutschen Händlern stehen.

Den größten direkt wahrnehmbaren Unterschied vollzieht Ford im Bereich der Unterhaltungselektronik. Statt eines fast quadratischen Acht-Zoll-Bildschirms thront nun ein Breitbild-Display mit 13-Zoll in der Mitte des Armaturenbretts. Er beherbergt auch die Steuerung der Klimaautomatik, für die es bislang eigene Tasten gab. Ein Nebenaspekt, denn viel tiefer dürften sich die Entscheidung auswirken, das System im Hintergrund aktualisieren zu können. Mit dem „FordPass Connect-Modem“ ist es zudem lernfähig, so verspricht es Ford.

Umdenken müssen auch die Kunden, die auf die Navigationslösung des Herstellers setzen. Diese ist in die Cloud umgezogen, was Rechenkapazitäten im Auto spart. Für eine optimale Routenführung unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage greift Ford auf Daten von TomTom und Cloud-Services von Garmin zurück. Die ersten zwölf Monate sind inklusive, danach wird der Kunde zur Kasse gebeten. Die aktuelle Preisliste lässt noch offen, was die lokale Gefahrenwarnung und Live-Verkehrsdaten den Focus-Fahrer kosten werden.

Sync 4 dürfte ohnehin die letzte Ausbaustufe des Infotainmentsystems werden, denn Ford hat schon verraten, sich mittelfristig in die Hände von Google zu begeben und auf Android Automotive zu setzen. Das dürfte nicht die schlechteste Idee sein, zumindest hat das System im Volvo XC40 Recharge Twin einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.

Keinen großen Schritt macht Ford bei den Motoren, vermutlich, weil die Plattform es schlicht nicht hergibt. Die Dieselmotoren mit 70, 110 und 140 kW fliegen raus, übrig ist nur der Selbstzünder mit 88 kW. Etwas unübersichtlich bleibt es bei den Benzinern. Neu ist das Angebot, die Mildhybride mit 92 und 114 kW auch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DKG) kombinieren zu können.

Verbrauch WLTP Leistung in kW Getriebe Antrieb
1.0 l EcoBoost 5,4 bis 6,4 74 Schalt Benziner
1.0 l EcoBoost 5,4 bis 6,4 92 Schalt Benziner
1.0 l EcoBoost 5,2 bis 6,6 92 Schalt/DKG Mildhybrid-Benziner
1.0 l EcoBoost 5,1 bis 6,3 114 Schalt/DKG Mildhybrid-Benziner
2.3 l EcoBoost 8 bis 8,3 206 Schalt/Wandler Benziner
1.5 l EcoBlue 4,2 bis 5,3 88 Schalt/Wandler Diesel

Was dem Focus nach wie vor der Überarbeitung fehlt, ist eine Elektrifizierung des Antriebs im Bereich der Subventionen. Es gibt ihn schon länger nicht mehr als batterieelektrisches Auto, und ein Plug-in-Hybrid ist nicht in Sicht. In diesem Bereich ist die Konkurrenz weiter, und es wird für Ford in den nächsten Jahren nicht einfacher werden, ohne ein entsprechendes Angebot auf dem Markt zu bestehen. Aus diesem Dilemma wird sich die Marke erst mit einem komplett neuen Nachfolger befreien können. Vor Ende 2023 ist mit seiner Vorstellung aber keineswegs zu rechnen.

Aufgeräumt hat Ford auch die Preisliste. Es gibt vier Ausstattungslinien: das Basismodell Cool&Connect, dazu die drei teuren Versionen Titanium, Active und ST-Line. Letztere lassen sich mit den beiden Paketen „X“ (Aufpreis: 1400 Euro) und „Vignale“ (3500 Euro) aufwerten. Das Einstiegsmodell kostet offiziell 22.450, das Topmodell – der Kombi Turnier ST X mit 206 kW und Automatik – 41.400 Euro. Auf dem freien Markt dürften die realen Preise erheblich darunter liegen, denn Ford muss sich, wie eingangs erwähnt, gegen zum Teil geschickter aufgestellte Konkurrenz wehren. Höhere Stückzahlen erreicht die Marke momentan ohnehin mit ihren SUVs Puma und Kuga. Es dürfte gerade bei Letzterem nicht allzu lange dauern, bis auch er das aktualisierte Infotainmentsystem bekommt.

(mfz)