Vorstellung: Opel Astra 2022

Erste Bilder des sechsten Astra zeigen ein gestrafftes Design. Opel will mit zwei Plug-in-Hybriden glänzen, doch ein E-Antrieb dürfte rasch folgen.

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Opel Astra 2022

Der sechste Opel Astra wird ab 2022 ausgeliefert. Der Kombi dürfte spätestens im Frühjahr folgen.

(Bild: Opel)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der kompakten Opel-Modelle reicht fast 90 Jahre zurück: Der erste Kadett kam 1936 auf den Markt und hatte schon Vorgänger. Die eigentliche Karriere begann dann ab 1963 mit dem Kadett A. Die Durchzählung mithilfe von Buchstaben hat bis heute Bestand, wenngleich nicht in aller Konsequenz: Die Buchstaben wurden fortgeführt, "i" allerdings ausgelassen. Inzwischen ist man bei "L" angekommen, und natürlich fahre auch diese Generation "in eine neue Ära", wie Opel es ausdrückt. Im übertragenen Sinne ist das nicht einmal übertrieben, zumindest in einem Bereich.

Denn bei den Antrieben startet der sechste Astra in eine Zeit, in der sich in dieser Hinsicht ein radikaler Umbruch mehr als nur abzeichnet. Opel trägt dem Rechnung und will in Europa spätestens ab 2028 nur noch batterieelektrische Autos verkaufen. Bestärkt in diesem Entschluss dürfte die Verantwortlichen nicht zuletzt der Erfolg von Mokka-e und Corsa-e haben. Deren hinlänglich bekannter Antriebsstrang mit 100 kW Lade- und Motorleistung und 50-kWh-Batterie kommt vorerst allerdings weder in den Peugeot 308 noch in den Astra, obwohl die Plattform es prinzipiell zulassen würde.

Damit ist das Thema allerdings keinesfalls abgeschrieben. Vermutlich werden beide eine aktualisierte Variante des Antriebsstrangs bekommen, die schon im kommenden Jahr vorgestellt werden dürfte. Opel äußert sich dazu nicht, doch klar ist, dass das zum Start des Astra angebotene Motorenportfolio kaum vollständig sein dürfte. Geplant sind ein Diesel (96 kW), zwei Benziner (81, 96 kW) sowie zwei Plug-in-Hybride.

Deren E-Motor leistet in beiden Ausführungen 81 kW, auch die Batterie ist mit 12,4 kWh identisch. Die Systemleistungen von 132 und 165 kW werden über den 1,6-Liter-Benziner skaliert. Wer viel Leistung haben will, muss sich bei den Plug-in-Hybriden bedienen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Opel einen kräftigen Benziner nachlegt, sehr wahrscheinlich erscheint uns das aber nicht. Denn die zu erwartenden Stückzahlen wären gering.

Leider bleibt Opel bei den Ladeoptionen recht zurückhaltend. An Wechselstrom sind maximal 7,4 kW möglich, eine schnelle Ladung mit Gleichstrom ist gar nicht vorgesehen. Hier verpasst Stellantis eine Chance, wenngleich das immer noch etwas schneller ist als das, was Volkswagen in vergleichbare Modelle einbaut. Noch gibt es keine Auskunft zur elektrischen Reichweite, doch man darf wohl davon ausgehen, dass die 12,4 kWh so gewählt wurden, dass damit die ab 2022 gültige Förderrichtlinie für Plug-in-Hybride erfüllt ist. Sie besagt, dass ab Januar 2022 entweder mindesten 60 km rein elektrisch möglich sein müssen oder eine Grenze von 50 Gramm CO2 je Kilometer nicht überschreitet.

Der Elektromotor wird vorn im Getriebe integriert. Eine Allradversion ist bislang nicht geplant. Auch die Option eines zweiten E-Motors nur an der Hinterachse ist im Astra zumindest vorerst nicht vorgesehen. Diesen Weg geht Stellantis in einigen PHEV-SUVs wie Opel Grandland, Peugeot 3008 und DS7.

Die in diesem Segment weitgehend einsame Entscheidung eines stufenlosen Getriebes ist schon wieder Geschichte. Der nächste Astra bekommt Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Wandlerautomatik mit acht Stufen. Ein Doppelkupplungsgetriebe wird es hier nicht geben.

Mit dem Modellwechsel verschiebt Opel auch die Proportionen. Der Neue ist nur 4 mm länger als sein Vorgänger, der Radstand legt aber um 13 mm auf 2,68 m zu. Der vordere Überhang wurde deutlich verkürzt, der hintere dafür verlängert. Davon hat der Astra-Nutzer richtig was, denn der Kofferraum ist mit 422 Litern überdurchschnittlich groß.

Der Fortschritt zeigt sich auch beim Armaturenbrett, das dem im Opel Mokka ähnelt. Wo noch im Astra J die Lösung in möglichst vielen Tasten gesucht wurde, gibt es nun nur sehr wenige. Sie decken die Grundfunktionen ab, alles andere versteckt sich in Menüs auf dem Bildschirm. Darüber wird nicht jeder Astra-Interessent glücklich sein, doch der Zeitgeist will es offenbar genau so. Wie bei der Konkurrenz bleibt nur zu hoffen, dass die Sprachsteuerung exzellent ist.

Opel Astra 2022 (14 Bilder)

Der sechste Opel Astra ist nicht mehr ganz so glattflächig wie sein Vorgänger. Vielmehr trägt er deutliche Kanten.

Zuletzt gab es im Astra ein Kombiinstrument mit einer Mischung aus Zeigern und Display. Das ist vorbei: Wie im VW Golf stellen Bildschirme alle relevanten Daten dar. Man habe sich darauf beschränkt, alle notwendigen Informationen zu liefern und den Fahrer weder mit "überflüssigen Daten noch Funktionalitäten" zu belasten. Im Ergebnis macht das einen schlichten Eindruck, zumindest wirkt es nicht überladen. Angenehm: Android Auto und Apple CarPlay lassen sich kabellos einbinden.

Besonders stolz ist man bei Opel auf ein Display, das keinerlei Abschattung mehr benötigt und trotzdem unter allen Umständen gut ablesbar sein soll. Möglich machen soll das ein mehrschichtiger Aufbau der Glasfläche davor. Die ersten Pressebilder zeigen das Armaturenbrett eines sehr gut ausgestatteten Astras, der auch die optionale Vollverglasung des Cockpits in sich trägt. Die Serienausstattung wird etwas schlichter.

Einen gewissen Fortschritt gibt es auch bei der Assistenz. Es gibt jeweils fünf Kameras und Radarsensoren, hinzu kommt die Ultraschallsensoren vorn und hinten. Opel verspricht eine Vernetzung der Systeme. Damit wäre ein strecken- und situationsabhängige Tempoanpassung möglich. Der Fahrer wird gewarnt, wenn er die Hände vom Lenkrad nimmt, was manchem der Unterstützung gar etwas viel erscheinen wird.

Matrix-Licht gab es schon im bisherigen Astra, und es wurde über die Jahre besser, wie diverse Testwagen zeigten. Die neuen Scheinwerfer haben nun jeweils 84 LED-Elemente, so viele wie im Insignia. Diese Zahl allein besagt noch nichts über die Qualität der Schattensetzung. Im Corsa sind es nur vier Elemente je Scheinwerfer, und das System funktioniert erstaunlich gut.

Eine besondere Aufmerksamkeit bekommt bei Opel seit einigen Jahren das Thema "Sitze". Wer mehr oder minder kräftig zuzahlt, kann sie wie bisher mit Heizung, Kühlung, Massage und elektrischer Verstellung bekommen. Das Siegel der "Aktion-gesunder-Rücken" ist ebenfalls wieder zu haben, kein leeres Versprechen, wie Testwagen bewiesen. Neu ist die Wahlmöglichkeit bei der Polsterhärte: Es gibt weichere "Komfortsitze" und etwas festere Sportsitze.

Ab Oktober kann der sechste Astra bestellt werden, ausgeliefert wird allerdings erst ab Januar 2022. Noch kalkuliert man bei Opel, was der Wagen kosten wird. Der noch aktuelle Astra wird ab 22.465 Euro angeboten. Die Realität spielt sich in ganz anderen Dimensionen ab: Wer mit einer Tageszulassung leben kann, bekommt einen frischen Astra zum Teil schon für rund 14.000 Euro offeriert. Der Nachfolger werde "die Herzen vieler Neukunden für die Marke erobern", ist sich Opel-Chef Michael Lohscheller sicher. Gut möglich, doch bei den aktuellen Preisen erwärmt sich die klassische Opel-Käuferschaft womöglich noch für den Vorgänger. Der wirkt neben seinem Nachfolger zwar etwas betagt, ein schlechtes Auto ist es deshalb aber ganz gewiss nicht.

(mfz)